Kahn: Bayern braucht keinen neuen Stürmer!

In der AZ checkt der Ex-Bayern-Kapitän die drei deutschen Klubs der Champions League und spricht über BVB-Star Lewandowski
von  Interview: Patrick Strasser
103 Bundesligaspiele, 67 Tore: Mario Gomez, seit 2009 beim FC Bayern.
103 Bundesligaspiele, 67 Tore: Mario Gomez, seit 2009 beim FC Bayern. © Alex Grimm/Bongarts/Getty Images

AZ: Herr Kahn, am Mittwoch startet die Champions League in die Phase der Entscheidung, die Wochen der K.o.-Spiele beginnen. Den Auftakt macht Borussia Dortmund mit der Reise nach Donezk. Sie sind als ZDF-Experte dabei. Packt der BVB die Hürde Schachtjor?
OLIVER KAHN: Das ist eine Mannschaft, die sehr gefährlich werden kann. Ich warne davor, Donezk zu unterschätzen. Die haben in der Ukraine mittlerweile Dynamo Kiew längst den Rang abgelaufen.

Was spricht für die Dortmunder, die Vorhut des Bundesliga-Trios im Achtelfinale?
Für sie spricht, dass sie zuerst auswärts antreten und sich ein gutes Ergebnis erarbeiten können. Ihre Leistungen in der Gruppenphase waren ja sensationell. Wenn sie ähnlich motiviert sind wie in den Spielen in der Vorrunde und wenn sie ihr typisches Spiel abrufen können, müssten sie weiterkommen.

Auch im Pokal-Viertelfinale am 27. Februar in München gegen den FC Bayern?
Dortmund hat es bisher immer wieder geschafft, sich im entscheidenden Moment zusammenzureißen – vor allem in der Champions League, wenn es um sehr viel geht. Was ihr Spiel auszeichnet, ist dieser enorm hohe läuferische Aufwand, dieses ständige Pressing. Das müssen aber auch alle Spieler mitmachen. Wenn es aus Kraftgründen nicht optimal funktioniert, kann es wie gegen den HSV problematisch werden. Wenn es aber funktioniert, ist der BVB extrem schwer zu schlagen.

Robert Lewandowski sah beim 1:4 gegen den HSV die Rot. Übermotiviert, durch all die Wechsel-Gerüchte um den FC Bayern abgelenkt?
In Donezk ist er ja nicht gesperrt, kann spielen. Er ist ein absoluter Weltklassestürmer. Wenn er sich konzentriert, wird er seine Leistung bringen.

Ab Sommer dann bei Bayern?
Kommt Lewandowski, hätte man mit ihm neben Gomez, Mandzukic und Pizarro vier Stürmer im Kader. Das hieße dann, dass sich einer Gedanken machen müsste, wo er dann in der nächsten Saison spielen würde. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Bayern mit vier Stürmern in die Saison gehen – vor allem in einer Zeit, in der man darüber diskutiert, ob man überhaupt noch Stürmer braucht.

Was glauben Sie: Steht Guardiola nicht auf Gomez?
Glauben heißt nicht wissen...

Manchmal werden Spieler durch Transfers anderer Stars zum Abschied gedrängt. Etwa 2003, als Makaay kam und Elber gehen musste.
Momentan ist alles noch Spekulation. Bei dem jetzigen Personal müsste man meiner Meinung nach nicht unbedingt drüber nachdenken, noch einen Stürmer zu verpflichten.

Jeder neue Trainer hat klare Vorstellungen seines Kaders.
Natürlich unterhält man sich bei der Planung mit einem künftigen Trainer über das Personal und beim Gedankenaustausch fallen dann schon mal Sätze wie „Auf den baue ich, auf den eher weniger”. Klar kann es sein, dass Guardiola auf den einen oder anderen Stürmer, der jetzt beim FC Bayern spielt, nicht so setzt und dafür andere bevorzugt.

Gomez-Berater Uli Ferber betonte, dass sein Klient sich in München wohl fühle und den Konkurrenzkampf annehmen wolle. Dennoch: Wird Gomez das Opfer?
Ich halte nichts von Kaffeesatzleserei.

Kommenden Dienstag tritt der FC Bayern beim FC Arsenal an. Eine lockere Sache?
Der FC Bayern ist für mich in diesem Duell absoluter Favorit, das würde mich schon sehr wundern, wenn sie gegen Arsenal ausscheiden. Gegen englische Mannschaften hat der FC Bayern im Grunde immer super gespielt, selbst in den Finalspielen damals gegen ManU oder jetzt gegen Chelsea war Bayern immer die bessere Mannschaft. Also: Ich sehe keinen Grund, warum man da skeptisch sein müsste.

Dortmund und Bayern kommen durch – schafft es sogar Schalke in den Duellen mit Galatasaray Istanbul?
Es gibt immer Chancen. Wenn du eine schlechte Phase in der Bundesliga hast und alles negativ ist, heißt es doch: nutze deine Chance in der Champions League. Nichts gegen Galatasaray – aber Schalke in einer normalen oder leicht überdurchschnittlichen Verfassung sollte weiterkommen. Die Frage ist, ob es Trainer Keller schafft, in so einer Negativ-Phase die Köpfe der Spieler freizubekommen, so dass die Jungs auch wirklich daran glauben.

Sie legen sich also fest: Das Bundesliga-Trio marschiert ins Viertelfinale.
Für alle drei deutschen Teams sind die Voraussetzungen optimal. Man spielt jeweils zuerst auswärts, kann dann zu Hause alles klar machen.

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