Jupp Heynckes im Interview über sein Erfolgsgeheimnis, Spielergehälter und Bayern-Dominanz

Als Jupp Heynckes die Bayern von Carlo Ancelotti übernahm, hatte der Rekordmeister gerade eine demütigende Niederlage gegen Paris kassiert und lang fünf Punkte hinter der Liga-Spitze. Jetzt ist der FCB souveräner Tabellenführer und Heynckes spricht über die Erfolge der vergangenen und kommenden Monate.
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Die Abwehr muss stehen: Heynckes hat zunächst einmal die Defensive der Bayern stabilisiert.
Marius Becker/dpa Die Abwehr muss stehen: Heynckes hat zunächst einmal die Defensive der Bayern stabilisiert.

"Klingt wie Magie", schreibt die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung in ihrem großen Interview mit Bayern-Trainer Jupp Heynckes (72) über dessen Comeback-Erfolgsbilanz an der Säbener Straße. Doch nicht nur über die Hinrunde zeigte sich der Rheinländer in Plauderlaune. Auch über die Ambitionen für den Rest der Saison, sein Erfolgsrezept mit "schwierigen" Spielern, seine Bundestrainer-Ambitionen, Robbéry und die aktuellen Geld-Exzesse im Profi-Fußball wurde geredet.

Jupp Heynckes über...

seine Pläne für den Rest der Saison: "Im Wintertrainingslager in Doha haben wir in der Intensität und Qualität des Trainings wieder das Niveau der Triple-Saison erreicht. Zum Rückrundenstart wollten wir ein Signal senden, dass die Konkurrenz sieht: Das geht bei denen leider wieder so weiter. Das ist uns beim 3:1 in Leverkusen eindrucksvoll gelungen. Es stimmt mich optimistisch für die Rückrunde."

das phänomenale Liga-Comeback der Bayern nach dem Trainerwechsel: "Die Dortmunder haben uns geholfen durch ihre Schwächephase. Und Leipzig musste der ersten Champions-League-Teilnahme Tribut zollen."

exzentrische beziehungsweise "schwierige" Spieler: "Man muss wissen, dass alle Menschen unterschiedlich sind. Man darf sie nie gleich behandeln. Bei dem einen Spieler musst du sehr konsequent sein, weil er es nicht anders versteht. Bei dem anderen spreche ich eher Empfehlungen aus. Man muss für jeden die passende Botschaft finden. Mit Sanktionen, mit Geldstrafen etwa, erreichen Sie heute im Fußball nichts mehr. Man muss an die Vernunft, an die Professionalität des Spielers appellieren."

die Altstars Arjen Robben und Franck Ribéry: "Das Kriterium der Leistung ist für mich nicht das Alter. Es ist der Hunger, die Leidenschaft für das, was du tust. Und beide sind leidenschaftliche Fußballer. Um die zwei mache ich mir keine Sorgen."

die Taktik-Änderungen seit dem letzten Bayern-Spiel unter Ancelotti: "Das Spiel habe ich ja noch wie ein Fan gesehen, nicht wie ein Trainer. Als mich dann die Bayern am nächsten Morgen anriefen, habe ich von Anfang an darauf hingewiesen, dass man wie beim Hausbau beim Fundament anfangen muss, in einem Fußballteam ist das also bei der Defensive. Das beste Beispiel dafür war dann der 3:1-Sieg im Rückspiel gegen Paris im Dezember. Wir hatten zwei Pressingzonen definiert und die Mannschaftsteile auf 25 Meter komprimiert, um enge Räume zu schaffen. Wir spielten klug und geduldig und ließen kaum Konter zu. Das war der Schlüssel zum Erfolg, auch in den folgenden Wochen - weil ich damit die Mannschaft total von unserem Defensivkonzept überzeugt habe."

"Der Unterschied ist, dass nur der FC Bayern jeden Spieler halten kann, den er halten will."

totale Offensive als Erfolgsfaktor: "So wie Liverpool [beim 4:3 Spektakel gegen Manchester City, die Redaktion] kann man nicht über die ganze Saison spielen, sonst wären sie Erster. Man muss ökonomisch pressen, ökonomisch Fußball spielen. Das können Barcelona, Real, ManCity. Und wir können das auch. Deshalb bin ich sicher, wenn wir uns weiter verbessern, dass wir bestehen können. Wenn wir gegen Besiktas weiterkommen, was nicht einfach ist, werden wir in der Lage sein, jede Mannschaft zu schlagen."

Langeweile in der Liga: "ich teile die Meinung vieler Menschen, dass oben in der Tabelle mehr Abwechslung vonnöten wäre und mehr Spannung im Kampf um die Meisterschaft. Nur kann man dem FC Bayern nicht vorwerfen, dass er erfolgreich arbeitet und seine Standortvorteile nutzt. [...] Der Unterschied ist immer noch, dass nur der FC Bayern jeden Spieler halten kann, den er halten will."

sein Spieler-Gehalt im Vergleich zu heutigen Superstars wie Mbappé, Neymar & Co.: "Das ist doch gar nichts! Ich würde Ihnen jetzt gerne meinen ersten Profivertrag zeigen, aus der Saison 1964/65. Monatsverdienst: 160 Deutsche Mark! Schade, dass ich den nicht mehr habe. Sonst würde ich den bei uns in der Kabine aufhängen. Dann bekämen die Spieler alle einen Lachkrampf, dass sie nicht mehr trainieren könnten."

Respekt trotz Millionengehältern: "Zum Beispiel ist für mich eine Selbstverständlichkeit, dass in der Umkleidekabine Trikots und Schuhe nach dem Training nicht irgendwo auf dem Boden liegen bleiben und die Putzfrau sich dann darum kümmern muss. Ich sage den Spielern, das könnte eure Mutter sein, die hier am Morgen alles einsammeln muss."

Rekrutierungsversuche nach dem Triple-Gewinn: "Abramowitsch wollte zu mir nach Hause kommen. Ich sagte: Nein, danke, ich mache nichts mehr. Der Chef von PSG wollte sogar mit seiner ganzen Truppe zu mir auf den Bauernhof kommen, mit Köchen, die dann bei mir kochen sollten. Wollte ich auch nicht."

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