Jupp Heynckes' Abschieds-Triple: Seine drei letzten Spiele für den FC Bayern München

München - Am Donnerstag ging der Blick beim FC Bayern wieder nach vorne, so schwer das auch fiel nach der Enttäuschung von Madrid, der vergebenen Chance im Champions-League-Halbfinale. Mit einer Trainingseinheit an der Säbener Straße läutete Trainer Jupp Heynckes die Schlussphase dieser Saison ein, es wurde vereinzelt sogar schon wieder gelächelt auf dem Spielfeld.
"Im Fußball geht es immer weiter", lautet die Devise von Thomas Müller, "auch wenn nach so einem Spiel die Zeit stillstehen sollte". Stand sie - aber nur kurz. Die Bayern haben noch Ziele in dieser Saison, kleinere wie etwa die 30-Tore-Marke für den in die Kritik geratenen Stürmer Robert Lewandowski (derzeit 28 Treffer) oder den größten Vorsprung auf den Tabellenzweiten in der Liga-Geschichte (derzeit 24 Punkte auf Schalke, 2013 betrug er 25 Punkte auf Dortmund).
Und natürlich ein großes Ziel: den Pokalsieg am 19. Mai in Berlin gegen Eintracht Frankfurt. Da wolle man, so Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, "eine Saison abrunden, die ihresgleichen sucht".
Heynckes in der Champions League: Besser als Guardiola oder Mourinho
Was auch für die Trainerkarriere von Heynckes gilt. Der Coach, der in der kommenden Woche 73 Jahre alt wird, verabschiedete sich standesgemäß aus der Champions League - mit einer Bestmarke. 68 Prozent Siegquote hat sonst kein Trainer mit mindestens 47 Spielen erreicht. Kein Pep Guardiola, kein José Mourinho, kein Louis van Gaal. 33 Siege gelangen Heynckes, sieben Remis, nur sieben Mal verlor er. Schade, dass Jupp die ganz große Abschlussbühne im Finale von Kiew verwehrt bleibt.
So sind es noch drei Spiele in der bemerkenswerten Karriere des Trainers, am Samstag in der Liga bei Absteiger Köln, eine Woche später daheim gegen den VfB Stuttgart und schließlich im Cup-Endspiel gegen Frankfurt. Die AZ blickt auf Heynckes' Abschieds-Triple voraus.
Bundesliga-Spiel beim 1. FC Köln am 5. Mai: Der letzte Auswärtsauftritt in der Liga steht für Heynckes am Samstag an. 2013, als der Bayern-Coach in seiner Heimat Mönchengladbach seine (vermeintlich) finale Bundesliga-Partie 4:3 gewann, weinte er anschließend auf der Pressekonferenz. So emotional dürfte es diesmal nicht werden - und doch: Auch die Kölner werden Heynckes einen angemessenen Abschied bereiten, Claudio Pizarro sowieso. Der Kölner Stürmer holte 2013 gemeinsam mit Heynckes und Bayern das Triple. Nun begegnet er seinem Ex-Coach ein letztes Mal als Gegner auf dem Platz.
Personell muss Heynckes in Köln auf die verletzten Spieler Arjen Robben, Juan Bernat, Jérôme Boateng und Arturo Vidal verzichten. Auch für Kingsley Coman und Manuel Neuer kommt die Partie zu früh.
Neuer-Comeback gegen Stuttgart geplant
Bundesliga-Spiel gegen den VfB Stuttgart am 12. Mai: Servus, Bayern-Fans! Vom Münchner Publikum verabschiedet sich Heynckes Samstag in einer Woche. Ob er sich sogar zu einer Ehrenrunde hinreißen lässt? "Das bin nicht ich", sagte der Trainer zuletzt vor dem Spiel bei Real Madrid. Abwarten. Klar ist: Die obligatorische Weißbier-Dusche wird Heynckes kaum verhindern können. Nach der Partie geht's für die Bayern dann noch zu einer Party an den Nockherberg.
Neben Heynckes dürfte Manuel Neuer im Fokus stehen. Der seit September verletzte Stammtorhüter soll noch in dieser Saison Spielpraxis erhalten, um fit für die WM zu werden. Das Stuttgart-Spiel ist als Comeback-Termin angedacht. "Ich denke schon, dass ich dabei bin und auch spielen kann. Und das will ich auch", sagte Neuer im "Stern" zu einer möglichen WM-Teilnahme.
Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt am 19. Mai: In Berlin fällt der letzte Vorhang in Heynckes' Karriere, nach dann exakt 1.125 Spielen auf der Trainerbank. Schenken die Spieler ihm den zweiten Pokaltriumph nach 2013? Damals vollendete Heynckes das Triple, diesmal könnte es zumindest das Double werden. Ein mehr als zufriedenstellendes Ergebnis nach dem schwachen Saisonstart.
Womöglich steht Heynckes dann auch Kingsley Coman wieder zur Verfügung. "Beim Pokalfinale kann ich sicher spielen", sagte der Franzose der Sport Bild . Coman fehlt seit Februar wegen einer Verletzung am Syndesmoseband. Mit ihm würden sich die Siegchancen der Bayern erhöhen - und damit auch die Aussichten auf einen rauschenden Heynckes-Abschied.