Jupp Heynckes: Abschied in die Ewigkeit
Nach dem Triple-Gewinn des FC Bayern München: „Jupp ist der Vater des Erfolges”, sagt Beckenbauer über Heynckes. Der will sich am Dienstag – endlich – zu seiner Zukunft äußern.
Berlin - Die Mannschaft steht schon längst vor der Fankurve, da ist Jupp Heynckes noch ganz weit weg. Der Trainer des FC Bayern kann eben nicht aus seiner Haut – sein Anstand gebührt, dass er noch die Hände der Schiedsrichter schüttelt und auch noch den Spielern des VfB Stuttgart Trost spendet. Dann erst schreitet er langsam das dreiviertelte Spielfeld ab, in Richtung Ostkurve, umläuft die Bande (die Hüfte!) – und ist endlich am Ziel: bei seinen Spielern. „Die Mannschaft liebt diesen Trainer. Er ist der Vater des Erfolges”, meint Franz Beckenbauer. „Das sieht man, wie die Spieler zu ihm stehen, wie alle zu ihm stehen – besser kann es nicht sein.”
Man soll ja aufhören, wenn es am schönsten ist. Dass Heynckes, 68, mit Bayern und in der Bundesliga fertig ist, steht seit Wochen fest. Aber juckt ihn doch nochmal das Ausland? „Ich habe entschieden, am Dienstag eine Abschluss-Pressekonferenz an der Säbener Straße zu geben”, sagt er etwas umständlich, „und dann werde ich mich zu meiner Zukunft äußern.”
In der letzten Woche wurde vor allem das Thema Madrid immer realer. Anatoliy Tymoshchuk wollte erfahren haben, Heynckes gehe zu „99 Prozent” dorthin. Auch Günter Netzer, sein ehemaliger Weggefährte, sagt: „Real? Wenn da ein Angebot kommt, dann macht er es. Sobald Jupp irgendwo etwas Spanisches hört, ist er elektrisiert.”
Als Triple-Trainer ist Heynckes begehrt, es schmeichelt ihm. Ist dieser Mann, der in Berlin vor den Spielern auf und ab hüpft, wirklich schon 68? „Wer weiß, vielleicht macht er uns nächste Saison mit einem anderen Team das Leben schwer”, meint Daniel Van Buyten.
Andererseits: Wer zu Real geht, verkündet das in Madrid. Nicht in München. Und außerdem meinte Heynckes schon vor Monaten, sein Entschluss stehe fest – da suchte Real noch gar keinen Trainer.
Es bleibt also nur: der Abschied in die Ewigkeit. Als erster Triple-Trainer Deutschlands, lange unterschätzt, erst am Ende gepriesen. „Was ich für sehr wichtig erachte, ist, dass er jetzt Gott sei Dank die Anerkennung bekommt, von der ich immer gespürt habe, dass er sie gerne hätte”, sagt Sportvorstand Matthias Sammer und spricht Heynckes ein riesiges Lob aus: Er selbst habe von ihm gelernt, im Detail „eine gewisse Weisheit und Gelassenheit in der Führung”. Und doch ist sie nun vorbei, diese innige Beziehung. „Er hat viele Sachen verfeinert, wollte uns jeden Tag ein Stückchen besser machen. So haben wir dann auch gespielt”, sagt Jérôme Boateng.
Der DFB-Pokal, das war Heynckes’ ganz persönlicher Triumph. „Das war das beste Geschenk, dass wir ihn machen konnten”, sagt Van Buyten. Ob er der beste Bayern–Trainer aller Zeiten ist? „Kann sein, ja”, sagt Arjen Robben. „Er hat drei Titel gewonnen, mehr geht nicht!” Und jetzt? Heim, nach Schwalmtal? Zu Cando, seinem Hund? Am Dienstag gibt’s endlich Gewissheit. „Was er uns beschert hat, kann man gar nicht mit Gold aufwiegen. Er geht als großer Freund. Jupp, wir werden für Dich immer eine Tür offen halten”, sagte Vereinsboss Karl-Heinz Rummenigge auf dem Bankett. „Nicht wegen des Erfolges. Sondern wegen der Menschlichkeit!”