Jupp hat die Lederhosn im Schrank - für die Meisterfeier
MÜNCHEN - Bayerns Interimstrainer brachte den Erfolg zurück. Jetzt könnte er die Krachlederne von dem Titelsausen 1989 und '90 reaktivieren. "Vielleicht ist sie ein bisschen zu weit, ich bin schlanker geworden."
Die Lederhose für eine Meister-Party auf dem Münchner Rathaus-Balkon hätte Jupp Heynckes noch daheim im Schrank hängen. Und passen würde sie dem 64-Jährigen auch 19 Jahre nach dem letzten von zwei Titelgewinnen (1989, 1990) mit dem FC Bayern immer noch. „Sie ist vielleicht sogar ein bisschen zu weit, weil ich ein bisschen schlanker geworden bin“, erzählt Heynckes – und lacht.
Keine Frage: „Don Jupp“ macht der Job als Vier-Wochen-Nothelfer beim deutschen Rekordmeister Spaß. Und vor dem Bundesliga-Heimspiel am Dienstagabend in der ausverkauften Allianz Arena gegen Bayer 04 Leverkusen, seinem dritten von fünf Endspielen, präsentierte er sich ungemein locker und gelöst, obwohl die Arbeit und das Siegen-Müssen natürlich auch „Stress“ für ihn bedeuten. Es war ein kleines Wagnis, dass der FC Bayern und auch er, der Trainer-Frührentner, eingegangen waren vor zwei Wochen nach der spektakulären Entlassung von Jürgen Klinsmann. „Ich habe nie gezweifelt“, versicherte Heynckes dennoch vor dem Leverkusen-Spiel. „Ich wusste, man muss das Potenzial der Spieler wieder wecken.“
FC Bayern: "Was die Mannschaft umgesetzt hat, ist enorm"
Zumindest in den ersten beiden Liga-Partien gegen Borussia Mönchengladbach (2:1) und Energie Cottbus (3:1) war es ihm gemeinsam mit seinem Assistenten Hermann Gerland gelungen. „Ich habe nur vier Wochen Zeit, aber was die Mannschaft umgesetzt hat, ist enorm“, lobte Heynckes das Team. Und die Spieler loben ihren neuen Kurzzeit-Chef. „Die Mannschaft hat vom Trainer klare Vorgaben bekommen“, berichtete Torwart Jörg Butt am Montag: „Der Trainer hat so viel Erfahrung, dass er sehr viel erkennt und auch in kurzer Zeit etwas bewirken kann.“ Ordnung und Disziplin hat Heynckes ins Bayern-Spiel zurückgebracht, einen Lukas Podolski stark gemacht, ein José Ernesto Sosa hat plötzlich wieder eine Zukunft in München. „Ein guter Junge“, sagte Heynckes über den einst neun Millionen Euro teuren Argentinier.
Uli Hoeneß, der Heynckes den Freundschaftsdienst abgerungen hatte, will partout „nicht irgendwelche Hinweise auf die Arbeit von Jupp geben“. Denn, so betonte der Manager, „das würde Rückschlüsse auf Jürgen Klinsmann liefern“. Damit ist – ungesagt – alles gesagt.
Heynckes: "Bin nicht traurig, wenn die Zeit in München vorbei ist"
In zwei Wochen soll das kurze Interregnum von Jupp Heynckes schon wieder Vergangenheit sein, auch wenn die Verpflichtung von Bayerns Wunschtrainer Louis van Gaal vom AZ Alkmaar derzeit noch stockt. „Ich bin nicht traurig, wenn meine Zeit in München vorbei ist“, erklärte Heynckes erst am Montag. Dass angesichts der Freude, die er nach seiner spektakulären Rückkehr auf die Bundesliga-Bühne ausstrahlt, schon erste Fragen nach einer möglichen Fortsetzung der Karriere gestellt werden, wehrt Heynckes gelassen ab. „Ich denke, man sollte da jetzt nicht spekulieren. Ich hatte mit der Trainerlaufbahn eigentlich abgeschlossen. Ich mache das hier vier Wochen.“
Dann will er sich wieder nach Mönchengladbach zurückziehen. Dort hat er auf seinem Bauernhof den Lebensabend geplant, nachdem er mit seiner Frau einen Umzug in den wärmeren Süden Europas verworfen hat. Nach dem letzten Bundesliga-Spieltag am 23. Mai, „hoffentlich mit einem Endspiel gegen den VfB Stuttgart“, kann sich Heynckes auch endlich wieder seinem Schäferhund Cando widmen, der ihn vermisst und umgekehrt. „Wir zwei sind immer morgens und abends unterwegs. Jeden Abend ist er am Telefon. Aber ich habe ihm gesagt: 'Junge, in ein paar Wochen bin ich wieder da'.“ Womöglich mit der Meisterschale.