Jupp: Geranien statt Messi

Heynckes sagt Barca ab, wo er als Nachfolger für Vilanova im Gespräch war. Der Trainer muss wegen seines Krebsleidens aufgeben, Guardiola sagt: "Ich liebe Tito, ich hoffe für ihn."
von  ps/tbc

Jupp Heynckes sagt dem FC Barcelona ab, wo er als Nachfolger für Tito Vilanova im Gespräch war. Der Trainer muss wegen seines Krebsleidens aufgeben, Bayern-Coach Guardiola sagt: "Ich liebe Tito, ich hoffe für ihn."

Mönchengladbach - Klar, der Gedanke war naheliegend. Schließlich war Jupp Heynckes der Trainer der Mannschaft, die den FC Barcelona im Halbfinale der Champions League (4:0/3:0) auseinander genommen hatte im Frühjahr.

Also: Warum nicht ihn, den Triple-Sieger, den Spanienliebhaber, den Rentner fragen, ob er sich den Job als Nachfolger für den erneut an Krebs erkrankten Tito Vilanova vorstellen könne?

In Fan-Umfragen spanischer Medien lag der 68-Jährige ganz weit vorne. Doch Heynckes wollte die Spekulationen rasch beenden. "Ich denke, dass es unmöglich gewesen wäre, jetzt nach dem Engagement bei Bayern einen neuen Klub zu übernehmen", sagte er bei "Sky Sport News HD" und entgegnete Gerüchten um eine Rückkehr auf die Trainerbank deutlich: "Ich kann mich beschäftigen – ich habe Hobbys, ich mache Sport, ich habe meine Tiere und habe auch einen riesengroßen Garten mit Geranien."

Lieber Ruhestand als Trainerhektik, lieber Schwalmtal als Barcelona, lieber Geranien als Messi. "Die Signale meines Körpers habe ich richtig verstanden, deswegen ist es gut so", sagte Heynckes, der mit seiner Frau und vielen Tieren auf einem Bauernhof bei Mönchengladbach lebt, "ich fühle mich wohl und genieße die Zeit, die ich für mich habe."

Auch Bayerns Ehrenpräsident Franz Beckenbauer riet ihm ab: "Dass er es kann, ist gar keine Frage. Jupp ist ja ein halber Spanier, auch wenn er nicht so ausschaut. Ich bin ja wirklich ein guter Freund von ihm, aber wenn er mich fragt: zuraten kann ich ihm da nicht. Mit 68 nochmal in diese Mühle rein – das ist ja genau die gleiche Mühle wie beim FC Bayern, sogar schlimmer."

Derzeitiger Favorit auf die Nachfolge von Vilanova ist nach der Absage von Ronald Koeman, aktuell Trainer von Feyenoord Rotterdam, Luis Enrique (Celta Vigo), ein Ex-Barça-Profi. Weiter im Rennen: Gerardo Martino, der den argentinischen Topklub Newell’s Old Boys, Heimatverein von Messi, trainiert, sowie Michael Laudrup (Swansea City) und Ernesto Valverde (Athletic Bilbao).

Anfang der Woche soll die Entscheidung fallen, am Mittwoch tritt der FC Barcelona in München zum Testspiel um den Uli-Hoeneß-Pokal an – mit neuem Coach?

Auf Tito Vilanova (44) wartet nun erneut eine strapaziöse Behandlung, eine Chemotherapie, bereits am Dienstag soll er operiert werden. In einen offenen Brief bedankte sich Vilanova für "fünf wundervolle Jahre", er sei Teil eines Teams gewesen, das "Träume für jeden Trainer" erfüllte habe.

Doch nun ist seine Genesung das höchste Gut. Die spanische Sporttageszeitung "Marca" titelte: "Auf Tito wartet das wichtigste Spiel seines Lebens."

Zuspruch und Aufmunterung kamen aus aller Welt. "Tito ist mein Freund. Ich liebe ihn, ich hoffe für ihn und seine Familie das Beste für die nächste Zeit", sagte der neue Bayern-Coach Guardiola in Mönchengladbach und rang sichtlich angefasst nach Worten: "Auf Deutsch ist das sehr schwierig für mich."

Der Zwist der letzten Tage? Unwichtig! "Auf geht’s, Tito! Wir sind in diesem Kampf alle bei dir", twitterte Weltfußballer Messi. Sogar Barça-Erzrivale Real Madrid drückte seine "Unterstützung und Solidarität mit Vilanova, seiner Familie und seinen Freunden" aus.

Der neue Trainer Carlo Ancelotti zeigte sich tief betroffen und "möchte ihn wissen lassen, dass das ganze Team und der Verein hinter ihm stehen". Aus London schickte Chelsea-Teammanager Jose Mourinho ein "Alles Gute, Tito!"

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