Jungprofi überzeugt: Weiser will's wissen

Der freche Jungprofi (18) des FC Bayern überzeugt derzeit im Trainingslager. Angst vor dem Kampf um die Plätze kennt Mitchell Weiser nicht: „Ich weiß, was ich kann”
von  Filippo Cataldo
Nachwuchshoffnung Mitchell Weiser hat Spaß.
Nachwuchshoffnung Mitchell Weiser hat Spaß. © dapd

ARCO - Mitchell Weiser entblößt seine strahlendweiße Zahnreihe, er schaut ungläubig. „Vier? Echt jetzt?”, sagt er, „ich hab gar nicht mitgezählt.” Ja, echt jetzt. Vier der fünf Torvorlagen in der zweiten Halbzeit beim 11:0 der Bayern gegen die Trentino-Auswahl hat dieser schmale Bursche gegeben, der gerade seine ersten Schritte als Fußball-Profi macht. Natürlich muss Weiser sich im Trainingslager der Bayern am Gardasee auch als Wasserträger, Ballschlepper und Torwegbringer betätigen. All jene Aufgaben, die in einer Fußballmannschaft traditionell den Jüngsten vorbehalten sind.

Mitchell Weiser ist vor ein paar Wochen 18 geworden. Er ist nicht älter als Kevin Friesenbichler, jener Österreicher, der gegen die Trentino-Auswahl drei Tore erzielte, oder Oliver Markoutz, dem zwei gelangen. Er hat seinem Blondhaar einen so genannten Undercut, der gerade sehr en vogue ist bei jungen Fußballern, verpassen lassen – wie die meisten der Juniorenspieler, die Coach Jupp Heynckes mitgenommen hat, um den Kader aufzufüllen.

Und doch ragt Weiser heraus aus dieser Achter-Schar der Seite-und-Hinten-Kurz-Oben-Lang-Frisurträger. Er ist nicht als Juniorenspieler an den Gardasee gereist, sondern als fester Bestandteil des Profi-Kaders. Weiser ist derzeit die größte Hoffnung der Bayern, prädestiniert dazu, der nächste Thomas Müller, Holger Badstuber und David Alaba zu werden. Weiser soll der nächste superjunge Spieler sein, der zumindest den Sprung in die erweiterte Stammelf des Rekordmeisters schafft.

„Ich will mich hier durchsetzen”, sagt er als ob das ganz normal wäre. Und tatsächlich weiß Weiser wohl recht gut, worauf er sich eingelassen hat. Sein Vater war selbst Bundesliga-Profi: Patrick Weiser spielte beim 1.FC Köln und in Wolfsburg, außerdem in Frankreich in Rennes. Er war ein passabler Mittelfeldspieler. Schnell, etwas uneffektiv.

Mitchell weiß, wie das Geschäft funktioniert. Er gilt als eines der größten Talente seiner Altersklasse – und weiß das auch. 500.000 Euro haben die Bayern für ihn an die Kölner überwiesen. Es soll eine Investition in die Zukunft sein.

„Ich glaube an mich und meine Stärke. Ich weiß, was ich kann”, hat er schon bei seiner Vorstellung in München gesagt vor zwei Wochen. Und dass er nicht hoffe, als Investitionsprojekt geholt worden zu sein. „Ich hoffe nicht, dass mich Bayern so schnell wieder verkaufen will”, sagte er.

Das klang nicht nur rotzfrech, sondern war es auch. Dass er einen leichten Überbiss hat und viel lacht, verstärkt das Lausbuben-Image nur. Vor allem aber spielt er auch so. Er ist ein kleiner Wirbelwind am Ball, ein Wusler und Hakenschläger. Wenn er mit dem Ball auf seine Gegenspieler zuläuft, wackelt er ein paar Mal mit dem Po, dribbelt sich vorbei und schlägt danach brauchbare Flanken.

Weiser kann den Ball so eng am Fuß führen wie Xherdan Shaqiri, der für die Rolle als Backup für Arjen Robben sein größter Konkurrent ist. Weiser weiß, dass Shaqiri in der Hierarchie noch vor ihm liegt. „Ich habe Zeit. Wenn ich ein oder zwei Jahre brauche, um mich richtig durchzusetzen, ist das nicht schlimm”, sagt er. Und so wird er im nächsten halben Jahr wohl meist in der zweiten Mannschaft spielen – bei Coach Mehmet Scholl. Noch so ein Dribbelkünstler, der einst, als er bei Bayern anfing, auch nicht mehr Muskeln hatte als Weiser jetzt. 

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