Jürgen Klopp gegen Pep Guardiola: Wer ist besser?

Borussia Dortmund gegen den FC Bayern München - das ist vor allem das Duell Jürgen Klopp gegen Pep Guardiola, Herz gegen Hirn. Was die beiden verbindet, was sie unterscheidet - wie sie ticken.
München - Pep Guardiola sieht entspannt aus, doch seine Augen funkeln schon. Als der Bayern-Trainer gestern vor dem Spitzenspiel bei Borussia Dortmund an der Säbener Straße spricht, gibt er sich locker – wenn da nur nicht dieser durchdringende Blick wäre, der von großer Anspannung zeugt.
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"Wenn wir sie laufen lassen – keine Chance", sagt er plötzlich, sein Mund wird schmal. "Dann sind sie besser als wir."
Am Abend treffen sie aufeinander. Jürgen Klopp und Pep Guardiola, die begehrtesten und bewundertsten Vereinstrainer, zwei Fußball-Bekloppte, positiv natürlich. Die Frage, die sich hinter dem Duell verbirgt, ist einfach: Wer ist besser, wer der beste Trainer der Liga, ja der Welt? Laut Votum der AZ-Leser (siehe unten) gewinnt Klopp. Aber auch das Spiel am Abend?
Es ist das Duell Fußball-Charmeur gegen Fußball-Charmeur, die Massen jubeln beiden zu, der Respekt voreinander könnte größer nicht sein. Alphatiere sind sie, können Machtmenschen sein, aber auch Kumpel, für die Spieler, ihre Spieler.
Doch Klopp fühlt man sich sofort nahe, auch wenn man ihn nicht kennt. Er ist der Trainer zum Anfassen, seine Grimassen menschlich. Guardiola dagegen umgibt auch nach fünf Jahren auf der Weltbühne etwas Mystisches, er wirkt oft entrückt, freundlich zwar, doch fremdelnd, mit der Welt der Schulterklopfer und Hochjubler.
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Bei den Erfolgen als Spieler geht die Schere auch auseinander: Landesmeisterpokal-Sieger (1992 mit Barça) hier, Zweitliga-Klopp(er) da. Als Trainer jedoch, da sind sie auf Augenhöhe.
Es ist das Duell Herz gegen Hirn; Der eine, Klopp, fordert von seiner Mannschaft vor allem Hingabe, der andere, Guardiola, vor allem klare Gedanken. Vereinfacht gesagt: Klopp ist zufrieden, wenn er nach dem Spiel weiß, dass "seine Jungs" mal wieder "alles rausgehauen" haben und fünf Kilometer mehr gerannt sind als der Gegner.
Pep ist glücklich, wenn seine Spieler 200 Pässe mehr gespielt und 30 Prozent mehr Ballbesitz hatten. Dass sie keine Ergebnisdogmatiker sind, verbindet sie wieder.
"Ich hasse es, wenn der Gegner den Ball hat." So lautet Guardiolas Zentralmotiv. Seine Spieler müssen ihn haben wollen, immer.
Klopp war Peps Spielstil dagegen schon zu Barcelona-Zeiten zu perfekt. Klopp hat das System kopiert und ihm einen eigenen Anstrich verpasst. Mit mehr Power. "Ich mag am Fußball möglicherweise ein paar andere Dinge als er", sagt er und lässt auch so spielen.
Pep beeindruckt das. "Ich habe gegen Real gespielt mit super Konterspielern: Ronaldo, di Maria, Özil, aber dieses Dortmund, puh, da kontern sechs, sieben Spieler, tausendmal pro Spiel." Kein Team hat in Europa diese Saison öfter aufs Tor geschossen als der BVB, Fußball-Gangster sind sie, Hände hoch, Überfall.
Auch Pep überfällt den Gegner gerne, wenn auch perfider. Absichtliche Ballverluste im Angriffsdrittel sieht man bei den Seinen manchmal, gepaart mit sofortiger Rückeroberung. Denn wenn der Gegner schon nach vorne schielt, ist er am verwundbarsten. Deswegen stellt Pep auch einen Offensiven mehr auf als Heynckes. 43 Torchancen haben sie so herausgespielt – Topwert.
Doch wer ist nun der Bessere? Die Bayern sind laut Pep immer noch in der Eingewöhnungsphase. "Das ist noch nicht meine Mannschaft. Ich fühle das noch nicht. Wir brauchen Zeit." 19 Pflichtspiele hat er hinter sich, davon nur eins verloren, das erste: Supercup, gegen Klopp, in Dortmund (2:4). Seine Lehren daraus? "Dass sie sehr, sehr gut sind", sagt Pep. Er lacht dabei.