Jubelsturm statt "Shitstorm" für Mario Götze

Mario Götze am Tag nach Bekanntwerden seines Transfers zum FC Bayern München: Trotz seines Wechsels wurde Borussia Dortmunds Edeltechniker nicht ausgepiffen im Spiel gegen Real Madrid.
von  jr

Dortmund - Es war sicher kein leichter Gang für Mario Götze: Das Einlaufen ins heimatliche Stadion, genau auf die schwarz-gelbe Wand zu. Alle Augen waren auf den Edeltechniker gerichtet. Äußerlich ließ er sich nichts anmerken, wirkte konzentriert wie eh und je. Dennoch wird er mit Sicherheit registriert haben, dass Pfiffe gegen ihn ausblieben – trotz seines Wechsels zum FC Bayern. Es dauerte 2:35 Minuten, bis Götze seinen ersten Ballkontakt hatte. Er spielte direkt einen Fehlpass – die Fans haben es ihm verziehen. Und er zahlte es nur fünf Minuten später prompt zurück. Götze bediente per Flanke Robert Lewandowski, der Pole drückte den Ball zum 1:0 über die Linie.

Was für eine Erlösung für die Mannschaft, die Fans, dem Trainer und ganz besonders Mario Götze. Das Stadion bebte, Götze rannte zum Torschützen, Marco Reus eilte dazu, die drei lagen sich in den Armen. Von Kumpel Reus gab es sogar eine Extra-Umarmung. „Mario hat eine Entscheidung für seine Zukunft getroffen! Dies hat jeder zu respektieren!!!“, schrieb Reus noch ein paar Stunden vor dem Spiel auf Facebook.

„Was der Junge für ein Spiel gemacht hat, war unglaublich. Man kann da nur den Hut vor ziehen“, sagte Trainer Jürgen Klopp nach der Partie zur Leistung von Götze, der Xavi Alonso, den Antreiber im Real-Mittelfeld, nahezu komplett aus dem Spiel nahm. Spätestens nach dem 1:0 hat Götze wohl auch den Polizeischutz vergessen, den er aus Sicherheitsgründen bekam. Sogar sein Elternhaus wurde von Security bewacht. „Götze hat uns das Herz rausgerissen. Ich bin sehr traurig. Er ist ein Jahrhunderttalent“, sagte BVB-Legende Aki Schmidt bei „Sky Sport News HD“.

Damit sprach er das aus, was viele Fans dachten. Aus Wut musste Götze einen „Shitstorm“ über sich ergehen lassen. Wegen zu vieler Beleidigungen hat er sogar die Kommentarfunktion auf seiner Facebook-Seite deaktiviert. „Natürlich habe ich mit ihm gesprochen, der Junge ist grade einmal 20 Jahre alt“, sagte Trainer Jürgen Klopp. Auch Joachim Löw hat seinen Nationalspieler ganz genau beobachtet und keine Belastung feststellen können: „Götze ist ein bisschen ein Zocker, auch auf dem Platz. Mario ist sehr cool und vergisst das alles.“

Doch so sicher schien das vor der Partie nicht gewesen zu sein. „Ich hoffe, er kann diesen aufkommenden Druck standhalten“, hatte Klopp fast flehend gesagt. Ja, er kann! Das hat er eindrucksvoll auf dem Platz gezeigt – und dort gibt man noch immer die besten Antworten.

 

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