Joshua Kimmich: Vom Sündenbock zum Helden des FC Bayern gegen Arsenal
München - Mario Basler (55) wollte ihn schon mit der Schubkarre nach Barcelona bringen. Didi Hamann (50) kritisierte seine Disziplin scharf. Und Lothar Matthäus (63) unterstellte ihm gar, dass er seine Mitspieler schlechter mache. Kurzum: Joshua Kimmich (29) musste in den vergangenen Monaten reichlich Kritik einstecken. Rückendeckung bekam der Nationalspieler dabei nur selten.
FC Bayern: Kimmich bemängelt Rückendeckung
Doch beim 1:0-Sieg der Münchner gegen den FC Arsenal konnte Kimmich den Frust, der sich in den vergangen Monaten angestaut hatte, einfach mal rauslassen. Der Rechtsverteidiger löste in der 63. Minute das so wichtige Halbfinalticket mit einem Kopfballtorpedo. "Es war wahrscheinlich das wichtigste Tor meiner Karriere", erklärte Kimmich nach der Partie mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
Ob es für den 29-Jährigen Genugtuung war, ein so wichtiges Tor für den FC Bayern zu erzielen, verneinte er. Dass die bisherige Saison aber nicht spurlos an Kimmich vorbeigegangen ist, musste er dann doch zugeben: "Natürlich ist es schon so, dass das Tor sehr gut tut. Ich musste mir im letzten Jahr viel anhören und habe wenig Rückendeckung bekommen."
Khedira über Kimmich-Kritiker: "Ihr habt keine Ahnung"
Damit meinte er freilich auch seinen Arbeitgeber, bei dem sein Vertrag 2025 ausläuft. "Zu meiner Person gab es Wenige, die pro Kimmich waren", betonte der Führungsspieler. "Dementsprechend bin ich froh, dass ich selbst dafür sorgen kann." Es wirkt wie eine kleines Spitze an die Bayern-Bosse, dass er sich wieder mehr Wertschätzung wünscht. Zwar will Kimmich für eine Vertragsverlängerung erst wissen, wer das Ruder ab Sommer an der Säbener Straße übernimmt, doch grundsätzlich liegen ihm der Klub und die Stadt durchaus am Herzen.
Daran konnte nicht einmal seine Versetzung zurück auf die Rechtsverteidigerposition etwas ändern. Deutlich mehr Rückendeckung als von der Chefetage des Rekordmeisters bekam Kimmich von Sami Khedira (37). "Fußball ist am Ende fast immer gerecht. Was der diese Saison abbekommen hat - er kann keine Ecken schießen, er soll in ein anderes Land wechseln, den brauchen wir nicht, der kann nichts. Keine Ahnung, liebe Experten, aber ihr habt keine Ahnung", so der Weltmeister von 2014 nach Abpfiff bei "DAZN".

FC Bayern trifft im Halbfinale auf Real Madrid
Eine gewisse Ahnung, was den Bayern-Spielern bei einem möglichen Aus gegen die Gunners geblüht hätte, hatte Kimmich. "Es ist schon wichtig, dass wir weitergekommen sind. Ich will mir nicht vorstellen, was los gewesen wäre, wenn wir rausgegangen wären", erklärte er. "Es gibt einem schon ein positives Gefühl. In zwei Wochen geht es weiter, da haben wir wieder neue Chancen für beide Spiele."
Einfach werden die aber keinesfalls. Es geht gegen den Rekord-Champions-League-Sieger aus Madrid, die im Parallelspiel Manchester City im Elfmeterschießen (3:4) aus dem Wettbewerb gekegelt hatten. "Wir wissen, dass wir zwei sehr schwierige Halbfinalspiele haben", sagte Kimmich. Das erste der beiden Kracherspiele steht am 30. April in der Allianz Arena an. Eine Woche später gilt es für den FC Bayern dann im Estadio Santiago Bernabéu den Traum vom Finale im Wembley Wirklichkeit werden zu lassen.