Jonker: "Volle Kanne gegen St. Pauli"

Bayerns Interimscoach Jonker will seine Champions-League-Mission möglichst schon beim FC St. Pauli erfüllen. Boss Rummenigge warnt die Münchner Stars vor Überheblichkeit. Eine Wandlung bescheinigt Jonker Mario Gomez – vom reinen Torjäger zum „Stürmer auf Spitzenniveau“.
München - Keine Gnade mit St. Pauli. Der FC Bayern will mit
einem Sieg am Samstag in Hamburg unbedingt sein Minimalziel Platz
drei sichern, auch wenn er den Abstieg des Kiez-Clubs aus der
Fußball-Bundesliga damit besiegeln würde. „Wir müssen volle Kanne
spielen und dieselbe Aggressivität haben wie bei den Siegen gegen
Leverkusen und Schalke“, forderte Interimstrainer Andries Jonker am
Freitag von seinen Stars, die in dieser Saison auswärts viel zu
häufig versagt und nur ganz selten geglänzt haben.
Rechnerisch reichen den Bayern schon vier Punkte aus den letzten
zwei Partien, um im Duell um den dritten Champions-League-Platz
Hannover 96 auszubremsen. Aber Jonker will sich eine mögliche
Zitterpartie am letzten Spieltag gegen den VfB Stuttgart unbedingt
ersparen. „Wir müssen gewinnen. Wir müssen die Aufgabe erfüllen und
können das auch.“ Zumal die Münchner insgeheim noch auf Platz zwei
schielen, den mit fünf Punkten Vorsprung Bayer Leverkusen einnimmt.
Dafür ist ein eigener Erfolg Voraussetzung: „Zuerst morgen gewinnen -
und dann schauen, ob es noch möglich ist“, erläuterte Jonker.
Ein Sieg auf St. Pauli würde auch die Bosse erlösen, die seit
Wochen auf der Tribüne Höllenqualen leiden – immer den Alptraum vor
Augen, die Champions-League-Qualifikation zu verpassen. Entsprechend
ermahnte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge eindringlich
die hoch bezahlten Profis: „Wir tun gut daran, jetzt nicht arrogant
in die letzten zwei Spiele zu gehen. St. Pauli ist zwar so gut wie
abgestiegen, wird aber sicherlich versuchen, sich mit Anstand aus der
Bundesliga zu verabschieden. Das sollte Warnung genug sein für uns.“
Keine Sorge, beruhigte Nationalspieler Thomas Müller: „Wir haben
den dritten Platz oft genug hergegeben. Diesmal nicht.“ Auch Kapitän
Philipp Lahm hofft auf ein vorzeitiges kleines Happy-End in einer
missglückten Saison ohne Titelgewinn. „Wir wollen ein bisschen Druck
wegnehmen von unseren Schultern. Wenn man im letzten Spiel unbedingt
gewinnen muss, ist das sehr schwer“, mahnte der Abwehrspieler. Offen
ließ Jonker am Freitag, ob Luiz Gustavo nach verbüßter Gelb-Sperre
wieder für Holger Badstuber in die Startformation zurückkehrt.
Nach sieben Punkten aus drei Spielen als Chef steht Jonker kurz
davor, seine Rettungsmission nach der Beurlaubung von Louis van Gaal
zu erfüllen. Er hat personell einiges verändert, das Abwehrverhalten
korrigiert und vor allem das Arbeitsklima verbessert. „Ich mache es
auf meine Weise“, erklärte der Holländer am Freitag: „Ich bin nicht
Sohn, nicht Klon, nicht Zwillingsbruder von Louis van Gaal.“
Einen besonderen Beitrag reklamiert Jonker auch am Aufschwung von
Gomez in seinem zweiten Münchner Jahr. Noch als Co-Trainer habe er
„sehr viel“ mit dem Nationalstürmer gearbeitet, der kurz vor dem
Gewinn der Bundesliga-Torjägerkanone steht. Mit 24 Treffern führt
Gomez die Rangliste vor dem Freiburger Papiss Demba Cissé (22) an.
Als Gomez vor zwei Jahren für 30 Millionen Euro vom VfB Stuttgart
kam, sei er „nur ein Torjäger“ gewesen, bemerkte Jonker. Inzwischen
sei Gomez auch „ballfest“ geworden, ein mitspielender Angreifer. „Er
ist ein richtig guter Stürmer geworden auf Spitzenniveau“, lobte
Jonker.