Jonker in Not: „Vorstand findet es sehr peinlich!“
Andries Jonker - Nach der Derby-Pleite gerät Louis van Gaals einstiger Helfer, jetzt Trainer der Bayern-Amateure, unter Druck: „Die sind irritiert und not amused.“
München - Immerhin mit der Kulisse konnte Andries Jonker etwas anfangen. Der Mann war vor einigen Jahren mal Assistenztrainer des FC Barcelona und durfte sich regelmäßig an 100.000 Zuschauern im Nou Camp-Stadion erfreuen; dann, im Frühling, war er für ein paar Spiele Cheftrainer des FC Bayern und trat in ausverkauften Arenen auf. Man kann es also verstehen, wieso der Holländer in den vergangenen Monaten seine Probleme damit hatte, mit der Zweiten Mannschaft der Bayern, deren Trainer er seit Anfang Juli ist, in der Regionalliga häufig vor nicht mal 100 Zuschauern antreten zu müssen. Diesmal, beim Derby gegen 1860, sahen ihm im Grünwalder Stadion 4120 Menschen zu, und hinterher erklärte Jonker: „Das war schon ein ganz anderes Gefühl." Doch die Enttäuschung über eine erneute Niederlage musste er trotzdem verdauen – mal wieder.
Nein, für Jonker, hinabgestiegen aus der Glitzerwelt in die Unannehmlichkeiten der Viertklassigkeit, läuft es nicht gut als Amateurtrainer. Eingedenk der 1:2-Pleite im Derby hat er mit der U23 der Bayern nur eines von zehn Spielen gewonnen – aus dem erhofften Wiederaufstieg wird nichts. Jonker, dessen Tochter Lindey übrigens aktives Mitglied beim TSV 1860 ist und dort in der Leichtathletikabteilung vor allem als Werferin für Aufsehen sorgt, ist ratlos: „Wir machen immer wieder die gleichen Fehler. Wir machen sie ein erstes Mal und ein zweites Mal, beim dritten Mal reden wir drüber, beim vierten Mal machen wir Übungen dagegen und beim fünften Mal gibt es Maßnahmen.“ Die nicht fruchten.
Gegen Sechzig durfte er zwar die bei den Profis kaum benötigten Takashi Usami und Daniel Pranjic einsetzen, doch keiner von beiden half Jonker. Weitere Unterstützung ist nicht möglich, wie auch Nachwuchskoordinator Werner Kern der AZ erklärt: „Wir sind alle sehr überrascht, wie schwer wir uns nach dem Abstieg tun. Wenigstens steigt in der Regionalliga in dieser Saison keiner ab. Trotzdem, was sollen wir jetzt machen? Es gibt keine Transferperiode, wir können nicht einfach jemanden holen."
Auch wenn Kern darüber klagt, auf keinen guten A-Jugend-Jahrgang zurückgreifen zu können, so langsam befürchtet er, dass die Reservemannschaft das Erfolgsimage des Vereins beflecken könnte. „Klar, gegen uns kämpfen die Gegner wie die Löwen. Die wollen uns alle schlagen. Aber wir dürfen uns nicht so abschlachten lassen. 0:5 in Frankfurt, 2:5 gegen den KSC, das ist unvorstellbar, das darf einem FC Bayern nicht passieren. In der Regionalliga schon mal gar nicht."
Zumal, wie Kern verdeutlicht, auch die Vereinsbosse den Niedergang ihrer Amateurmannschaft mit Entsetzen verfolgen. Kern zur AZ: „Ja, darüber gab es schon mehrere Gespräche. Der Vorstand findet es sehr peinlich, was hier passiert. Die sind irritiert und not amused, wie schlecht die Mannschaft dasteht."
Als Kern diese Worte sprach, stand Jonker im kleinen Presseräumchen des Grünwalder Stadions keine zwei Meter entfernt. Der Holländer hätte alles hören können, doch er erzählte einigen Reportern gerade, dass man noch Probleme habe, „wir werden sie lösen, das habe ich immer geschafft, nur ich weiß nicht wann.“ Man müsse eben Geduld mit einer jungen Mannschaft haben – fragt sich nur, wie viel Geduld die Bayern noch mit ihm haben.