Jogi trimmt die Bayern - auf Schwarz-Gelb

Vorbild Borussia Dortmund: Der Bundestrainer will, dass die Nationalspieler in der WM-Qualifikation gegen die Färöer-Inseln aggressiver verteidigen – wie das Team von Meistercoach Jürgen Klopp.
von  Thomas Becker

BARSINGHAUSEN Als Joachim Löw zum WM-Qualifikationsspiel gegen die Färöer-Inseln (Freitag, 20.45 Uhr) spricht, geht’s erst mal um die Bayern: Philipp Lahm spielt wieder rechts statt links, und Toni Kroos konnte wegen Hüftprellung nicht voll trainieren. Dann spricht der Bundestrainer über die Dortmunder. Neu im DFB-Team: Marcel Schmelzer („Habe das Gefühl, dass er angekommen ist bei uns”) und Marco Reus („Schon gegen Argentinien und bei Dortmund hat er gute Form gezeigt”). Laut Bundestrainer geht es nicht um FCB oder BVB: „Wir haben unseren eigenen Spielstil in den letzten zwei Jahren entwickelt.” Nur: Er wird sich ändern, der Stil. Und künftig schwarz-gelber schimmern.


22 Kicker umfasst das DFB-Aufgebot gegen die Nordmänner, fünf kommen aus Dortmund, sechs aus München; die Rekonvaleszenten Mario Gomez und Bastian Schweinsteiger pausieren. Es ist das erste Pflichtspiel nach der Halbfinalniederlage gegen Italien bei der EM, aus der Löw „viele Erkenntnisse gewonnen hat”, wie er sagt. Zum Beispiel: „Wir müssen uns in einigen Bereichen verbessern.” Genauer gesagt: im Spiel gegen den Ball. Löw sagt: „Es ist angelernt, dass man den Gegner kommen lässt.

Hier werde ich Wert darauf legen, dass wir uns nach vorne entwickeln. Gerade wenn ich den Ball nicht habe, muss ich aktiv werden, um dem Gegner keine Zeit zu geben. Offensiv ist Flexibilität mehr und mehr gefragt. Die Räume werden zunehmend immer enger.” Selbst gegen die Färöer, 154. der Fifa-Weltrangliste, fordert Löw auch die Offensivspieler auf, sich an der Defensivarbeit zu beteiligen: „Das sind die ersten Verteidiger.”


Klingt nach dem aggressiven Pressing von Borussia Dortmund, wo ein gewisser Jürgen Klopp den Übungsleiter gibt. Dessen Chef, BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, mahnte unlängst: „Bayern und Borussia spielen einen sehr unterschiedlichen Fußball. Man kann mit einer Bayern-geprägten Nationalelf nicht Dortmunder Fußball spielen, umgekehrt funktioniert das auch nicht. Löw wird versuchen, das kompatibel zu gestalten. Die Spanier schaffen es mit den Spielern aus Madrid und Barcelona ja auch, obwohl sich auch da die Spielstile unterscheiden. Aber bisher haben ja kaum Dortmunder gespielt.”


Löw gestand zwar zu, dass Dortmund wie Spanien und Barcelona frühzeitige Balleroberung, schnelles Umschalten in die Offensive, Ballsicherung und Konsequenz in vorderster Front „auch sehr gut” mache, möchte aber „nicht den Stil einer Bundesligamannschaft kopieren”. Löw weiter: „Ich orientiere mich nicht an anderen Mannschaften. Unser Spielstil ist verinnerlicht. Die erste Priorität hat nicht die Blockbildung, sondern die Qualität des Einzelnen.” Es sei aber auch „kein Problem, die zwei Gruppen zusammenzuführen”, sagte Löw, „es gibt da keine Differenzen und keine unterschiedlichen Meinungen.”


Gut gebrüllt, Löw! Was es aber gibt, sind die von Watzke angesprochenen unterschiedlichen Spielstile des FC Bayern und des BVB. Der Bundestrainer hat sicher recht mit seiner Fehleranalyse, und kein Bayern-Spieler wird am Analyse-Ergebnis zweifeln. Nur: Die Bayern werden sich in der Nationalelf umstellen müssen, werden künftig schwarz-gelber spielen, vor allem, wenn der Gegner den Ball hat. Bayern-Coach Jupp Heynckes muss das nicht unbedingt missfallen. Womöglich nimmt ihm Löw sogar ein wenig Arbeit ab. 

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