Jörg Butt im AZ-Interview: „Du wirst hier permanent beobachtet – gut so!“
Jörg Butt, wieder die Nummer 1 im Kasten, über das Torwartduell beim FC Bayern: Mit Rivale Michael Rensing spielt er Billard, öffentliche Kritik hält er für leistungsfördernd.
AZ: Herr Butt, wie viel Spaß haben Sie im Training?
JÖRG BUTT: Es ist klar, dass wir nach dem verlorenen Spiel in Mainz wenig Spaß hatten im Training. Das am Ergebnis und wie es zustande kam. Grundsätzlich glaube ich, dass wir einen neuen Trainer haben, der viele Dinge anders macht, als wir es in der Bundesliga bislang gewohnt sind und die Mannschaft sich darauf noch einstellen muss. Der Trainer hat von Anfang an gesagt, dass es für uns nicht einfach werden würde in den ersten Wochen.
Torhüter, hat van Gaal vor dem Wolfsburg-Spiel gesagt, seien für ihn wie Feldspieler. Einen Tag später hatten Sie Michael Rensing abgelöst.
Das ist so. Aber diese Denkweise gibt es auch in allen anderen Vereinen. Für einen Trainer zählt die Leistung. Punkt. Das Vertrauen des Trainers muss ich mir erarbeiten und auch bestätigen. Sicher kann man sich auch über einen kurzen Zeitraum mal eine schwächere Perioden erlauben. Aber dann muss es wieder laufen.
Sehr lang durfte sich Rensing zuletzt aber nicht beweisen.
Gut, aber wir probieren noch viel aus. Der Trainer hat allen Spielern die Chance gegeben, sich alle angesehen, im Training und im Spiel. Ganz unabhängig von den Torhütern. Im Tor spiele jetzt eben wieder ich.
Die ganze Defensive und speziell die Torhüter gelten als Schwachstelle der Bayern.
Erstens: Wir haben am Samstag gegen den Deutschen Meister und seinen Topsturm mit Dzeko und Grafite zu Null gespielt. Das ist Fakt. Außerdem profitieren auch Arjen Robben und Franck Ribéry von einer stabilen Abwehr. Dadurch ergeben sich für beide die nötigen Räume nach vorne.
Als Sie letztes Jahr zu Bayern kamen, wollten Sie da schon Stammtorhüter werden?
Du musst natürlich das Ziel haben, zu spielen, wenn du zu Bayern kommst. Sonst kannst du auch im Training nicht deine Leistung bringen. Und du musst immer davon ausgehen, dass dich deine Mannschaft in einer so langen Saison mal brauchen könnte.
Glauben Sie, dass heute Torhüter schneller in Frage gestellt werden als früher und schneller ausgewechselt werden?
Es ist sicher so, dass es für Torhüter häufig sehr schnell nach oben geht, dass sie nach ein paar guten Spielen hochgejubelt werden – und dann schnell wieder kritisiert werden. Die Verantwortlichen lassen sich sicher nicht von der Stimmung in der Öffentlichkeit beeinflussen.
Wie belastend ist das?
Man muss lernen, damit umzugehen. Du musst in jedem Training Leistung bringen und wirst hier permanent beobachtet. Aber ich finde das auch gut. Wenn du nach einem Spiel von allen Seiten kritisiert wirst, dann ist das in dem Moment richtig hart, aber beim nächsten Spiel konzentrierst du dich nur noch mehr. Das hat man doch beim Wolfsburg-Spiel gesehen. Die Kritik ist leistungsfördernd.
Michael Rensing und Sie haben immer betont, ein kollegiales Verhältnis zu haben. Was heißt das genau?
Es ist auch schon mal vorgekommen, dass wir zusammen Billard gespielt haben.
Wirklich?
Ja. Der Konkurrenzkampf ist beim FC Bayern auf allen Positionen da. Und trotzdem gehen alle anständig und normal miteinander um. Wieso sollte das bei den Torhütern anders sein? Es bringt doch auch nichts, kein Wort miteinander zu sprechen.
Interview: Filippo Cataldo