JM – JK: Mourinho trifft Klinsmann
MÜNCHEN - Zwei Trainer, zwei Welten. Jürgen Klinsmann und Jose Mourinho sind die beiden spektakulärsten Trainer-Neuzugänge im europäischen Spitzenfußball. Die beiden eigenwilligen Hauptdarsteller in der Allianz Arena im großen AZ-Vergleich.
Das Duell lautet: JM gegen JK. Beim Spiel um den Franz-Beckenbauer-Pokal heute Abend (20.30 Uhr, ZDF live) in der Allianz Arena zwischen dem FC Bayern und Inter Mailand stehen die beiden Trainer im Vordergrund: José Mourinho fordert Jürgen Klinsmann.
Der Portugiese in Italien, der Ex-Bundestrainer beim deutschen Klub schlechthin. Es sind die beiden spektakulärsten Neuzugänge auf dem europäischen Trainermarkt, die aufsehenerregendsten Experimente der Saison, mal abgesehen von Scolari beim FC Chelsea. Der Brasilianer trainiert nun Mourinhos Ex-Klub.
In London hatte Klinsmann Mourinho kennengelernt, als er öfter nach England reiste, um Nationalspieler Robert Huth zu beobachten. „Ich bin ein paar Mal nach London geflogen, wir haben zusammen gegessen oder einen Kaffee getrunken“, erzählte Klinsmann gestern, „unser Austausch war toll. Er war auch am Handy fast immer erreichbar oder hat sofort zurückgerufen, wenn man eine Nachricht hinterlassen hat.“ Klinsmann ist begeistert vom eigenwilligen Kollegen: „José ist ein interessanter Mensch, ein faszinierender Trainer mit einem eigenen Kopf und eigenen Vorstellungen.“ Der Portugiese gab die Blumen zurück, sprach aber nicht über die Trainingsarbeit: „Er ist wirklich sehr nett, sehr offen und ich wünsche ihm in München alles Gute.“ Die AZ stellt die beiden (eigenwilligen) Hauptdarsteller des heutigen Abends im großen Vergleich vor.
Zwei Typen, zwei Welten.
Ihre Wurzeln
Jose Mourinho: ist in Setubal, einer Hafenstadt gut 40 Kilometer südlich von Lissabon geboren; kürzlich ergab dort eine Umfrage unter Jugendlichen, dass Mourinho das zweitberühmteste Kind der Stadt sei. Vater Felix über ihn: „Er hat seine Prinzipien. Der hat keine Angst. Vor nichts und niemand."
Jürgen Klinsmann: Er ist der zweite von vier Söhnen eines Bäckers aus Stuttgart-Botnang und hat nach der mittleren Reife im elterlichen Betrieb eine Bäckerlehre absolviert. Klinsmann betreibt mit seinem einstigen Jugendtrainer und späteren Freund Werner Gass in Geislingen ein Sportgeschäft.
Ihre Familie
Mourinho In Setubal besitzt er mit Ehefrau Tami und den beiden Kindern Matilde und José ein schmuckes Haus,, das von zwei Bodyguards bewacht wird. Der Katholik gilt als bekennender Christ und trägt stets ein Bild der Heiligen Maria bei sich. Nun haben sie ein Haus am Comer See bezogen.
Klinsmann: Seit 1995 ist er verheiratet, seine Frau Debbie Chin ist Amerikanerin chinesischer Herkunft. Das Paar hat einen Sohn (Jonathan, geb. 1997 in München) und eine Tochter Laila (geb. 2001). Im August 1998 siedelten sie nach Kalifornien um, kehrten nun nach München zurück.
Ihre Erfolge
Mourinho Mit dem FC Porto gewann er 2003 den Uefa-Cup, ein Jahr später die Champions League und wechselte dann zum FC Chelsea. In London wurde er 2005 und 2006 englischer Meister.
Klinsmann: Begann beim TB Gingen/Fils 1972, kam über den SC Geislingen und die Stuttgarter Kickers 1984 zum VfB Stuttgart. Zwischen diversen Auslandsstationen spielte er 1995-97 beim FC Bayern. Ab Juli 2004 trainierte er inklusive der WM-Endrunde die deutsche Nationalelf. Als Nationalspieler wurde er 1990 Weltmeister, 1996 Europameister. Mit Bayern 1996 Uefa-Cup-Sieger und 1997 Meister. Sein größter Erfolg im Ausland: Englands Fußballer des Jahres 1995.
Ihre Leidenschaft
Mourinho: Gilt als „Kontrollfreak“, wie einmal der „Spiegel“ schrieb. Akribisch lässt er sein Team Laufwege und Passfolgen einstudieren. Die "Times "über ihn: „Mourinho denkt so oft an Taktik, wie andere Männer an Sex. 24 Stunden täglich, sieben Tage die Woche.“
Klinsmann: Liebt es, in einem Team einen Spirit, einen Gemeinschaftssinn aufzubauen und Verantwortung zu verteilen („Empowerment“). Sein Credo: Auch der Kopf des Spielers muss geschult werden, er legt Wert darauf, die „life skills“ zu trainieren.
Ihre Sprüche
Mourinho: Beim FC Porto gab es Gott, und gleich danach kam ich". Und: „I am the Special One". Mit diesen Worten präsentierte er sich bei seinem Amtsantritt damals bei Chelsea. Zeigt er sich bei Inter nun geläutert? „Hier bin ich Mourinho und basta! Das einzig Besondere ist der Verein.“
Klinsmann: “Das sind Gefühle, wo man jetzt schwer beschreiben kann.“ (Als Spieler). „Man muss den ganzen Laden auseinandernehmen“ (als Noch-Nicht-Bundestrainer über den DFB). „Wir knallen die Polen durch die Wand“ (Kabinenansprache während der WM).
Ihr Style
Mourinho: “Er spricht schon im Dialekt, und dazu sah er auch noch modisch elegant aus in seinem Armani-Anzug und mit der schmucken Uhr", jubelte die "Gazzetta dello Sport" bei seinem Amtsantritt. "Er sieht für einen Trainer viel zu gut aus", stellte Bobby Robson fest. "Ich sagte ihm immer: 'José, stell dich bei Fotos ja nicht neben mich, du lässt mich potthässlich aussehen."
Klinsmann: Bevorzugt den lockeren-lässigen Style, trägt am liebsten Polohemd und Jeans. Während der Vorbereitung trug er den klubeigenen Trainingsanzug und verzichtete auf einen chicen Anzug à la Ottmar Hitzfeld. „Das ist Vorbereitung, das ist Arbeit“, sagte er. Mal sehen, ob sich Klinsmann zum Ligastart ähnlich casual kleidet wie bei der WM.
Patrick Strasser