Jetzt juppt's: "Ich fühle mich hier sauwohl!"

Trainer Heynckes ist zurück beim FC Bayern. Der 66-Jährige ist „nach Hause gekommen”, kündigt „intensive, harmonische Arbeit”
von  Patrick Strasser

Trainer Heynckes ist zurück beim FC Bayern. Der 66-Jährige ist „nach Hause gekommen”, kündigt „intensive, harmonische Arbeit”

München - Die Meisterschalen waren aus Pappe – doch Jupp Heynckes hatte keine Berührungsängste. Fans reichten dem neuen Bayern-Trainer zur Begrüßung nach dem ersten Training am Montagvormittag die Dinger und Heynckes setzte seinen Jupp drunter. „Schön, dass Sie wieder hier sind”, sagte einer, „wir haben Sie vermisst.”

Umgekehrt genau so. Jupp Heynckes kehrt zu seiner alten Liebe zurück. Ein Mönchengladbacher als Gefühlsbayer. „Ich fühle mich so, als ob ich wieder nach Hause gekommen bin”, sagte der 66-Jährige. Als neuer Rekordcoach – drei Mal war noch nie ein Trainer bei Bayern im Amt – kamen ihm am Samstag bei einem Besuch von Präsident und Freund Uli Hoeneß am Tegernsee Gedanken an seine Entlassung. Knapp 20 Jahre ist das her. „Wir haben 1991 am Tegernsee fünf Minuten über meine Vertragsauflösung gesprochen, mit Uli Hoeneß, Fritz Scherer, Kurt Hegerich und Karl Hopfner. Dann haben wir einen kulinarischer Genuss serviert bekommen, danach Schafkopf gespielt”, erinnerte sich Heynckes, „das zeigt, dass der FC Bayern nicht ein Klub wie jeder andere ist.”

Zu seinem dritten Einstand nach 1987 und 2009, damals reüssierte er als Fünfspieletrainer, hielt er um kurz vor 10 Uhr eine Kabinenansprache. „Ich habe es den Spielern bei der Begrüßung gesagt: Es ist eine emotionale Sache, ich fühle mich hier sauwohl, das ist nicht überall so.” Was hier gut ankommt, ist anderen Orts ein Fettnäpfchen. „Ich habe mal während meiner Zeit in Madrid (1997-1998, d.Red.) gesagt, dass der FC Bayern für mich in Europa der größte Klub ist. Auf Spanisch: Real es grande, ma mas grande es Bayern Munich – das kam nicht so gut an, war nicht so lustig.”

"Die Mannschaft muss in die Erfolgsspur zurückfinden"

Sauwohl, mas grande – Jupp Heynckes ist zurück. Dass beim ersten Training sauwenig Spieler (die Neuzugänge Rafinha und Petersen, dazu Schweinsteiger, Contento, Luiz Gustavo plus die Torhüter Butt und Sattelmaier) und damit gerade so mas grande, also größer als der Betreuerstab (neben Heynckes Hermann Gerland und der neue Assistent Peter Hermann sowie der neue Torwartcoach Toni Tapalovic plus die Physiotherapeuten) war, spielte keine Rolle. Die Stimmung war prächtig, wegen der Hitze will Heynckes das Programm der nächsten Tage dosieren, „man muss die Temperaturen berücksichtigen”. Knappe 90 Minuten reichten am Montag vorerst. Schweißtreibend soll die fünfwöchige Vorbereitung bis zum ersten Pflichtspiel am 1. August bei Eintracht Braunschweig im DFB-Pokal dennoch werden. Heynckes nennt es „intensive harmonische Arbeit”. Sein Ziel: „Der FC Bayern muss sein Leistungsvermögen abrufen, um wieder Branchenführer zu werden und die Pole Position einzunehmen. Die Mannschaft muss in die Erfolgsspur zurückfinden, in der sie vorletzte Saison war. Wir müssen und können uns hohe Ziele setzen.” Er versprach: „Der FC Bayern wird ein ganz anderer FC Bayern als letztes Jahr – davon können sie ausgehen.”

Ein Wohlfühlklima will er herstellen, alle integrieren, die Mannschaft rotieren lassen – dominantes Auftreten war einmal, zu Zeiten von Louis van Gaal. Auch einen anderen, nicht so starren Fußball will Heynckes spielen lassen. Sein Credo: „Man muss flexibel sein. Wenn einer strikt an seinem System festhält, tut er sich schwer”, erklärte er. Van Gaal wechselte fast immer nur positionsbezogen aus, Heynckes dagegen will auch mal das System ändern, „wenn nötig mit zwei Stürmern statt 4-3-3 spielen.”

Alles, um am Ende der Saison auf dem Rathausbalkon Titel feiern zu können. Seine Lederhose habe er noch zu Hause, „aber ich weiß nicht, ob die noch passt. Vielleicht ist sie nun zu groß.”

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