Jetzt droht der Zerfall

Die Mannschaft, die sich aus der Champions League verabschiedete, wird so wohl nächste Saison nicht mehr zusammen spielen. Wer gehen will – und wer gehen soll
von  AZ Sportredaktion
Kein Bild für die Galerie: Das Team, das Inter daheim 2:3 unterlag beim Gruppenfoto vor dem Anpfiff. Die Spieler mit dem x auf der Brust (Breno, van Buyten, Pranjic) müssen wohl gehen. Bei Torwart Kraft, Robben und Ribéry gibt es Fragezeichen. Auf Gomez, Gustavo, Lahm, Müller und Schweinsteiger wird auch kommende Saison gesetzt.
Kein Bild für die Galerie: Das Team, das Inter daheim 2:3 unterlag beim Gruppenfoto vor dem Anpfiff. Die Spieler mit dem x auf der Brust (Breno, van Buyten, Pranjic) müssen wohl gehen. Bei Torwart Kraft, Robben und Ribéry gibt es Fragezeichen. Auf Gomez, Gustavo, Lahm, Müller und Schweinsteiger wird auch kommende Saison gesetzt. © Rauchensteiner

Die Mannschaft, die sich aus der Champions League verabschiedete, wird so wohl nächste Saison nicht mehr zusammen spielen. Wer gehen will – und wer gehen soll

MÜNCHEN Allein dieser Anblick muss den Bayern nach dem Schlusspfiff so richtig weh getan haben. Auf dem Weg in die Fankurve nahmen die Inter-Profis ihren schlechtesten Mann beider Achtelfinal-Duelle auf die Schultern: Júlio César, den Torhüter.
Zwei Mal hatte er bei Robben-Schüssen gepatzt, den Ball nicht festhalten können. So schenkte der Brasilianer Mario Gomez und den Bayern das 1:0 im Hinspiel vor drei Wochen und die Führung am Dienstagabend. Vom Deppen zum Helden. Dank der Dummheit der Bayern.
Einer war besonders angefressen: Arjen Robben. Er hatte den Platz wegen muskulärer Probleme in der 67. Minute verlassen müssen – da war Bayern noch weiter, es stand 2:2. Der Holländer ist ja ein Spieler der Sorte, der glaubt, es ginge nicht ohne ihn. Haben die lieben Kollegen etwa seinen vorzeitigen Abschied durch das 2:3 gegen Inter heraufbeschworen? „Wichtig ist, dass wir nächste Saison Champions League spielen”, sagte er nach dem Spiel. Vorher war er bei „Sky” deutlicher geworden: „Wenn ich weiß, dass wir nur Europa League spielen nächstes Jahr, dann kann ich mir das nur sehr schwer vorstellen.”

Robben wäre wohl der Einzige, der den Verein wegen fehlender Perspektive verlassen wollen würde – an Angeboten dürfte es kaum mangeln für den Vize-Weltmeister. Letzte Woche berichtete der „Corriere dello Sport”, dass Mark van Bommel seinen Kumpel Arjen zum AC Milan locken wolle. Was beide dementierten. Sportdirektor Christian Nerlinger erklärte Robben für „unverkäuflich”.
Unverzichtbar haben sich in dieser Saison wenige Spieler gemacht. Es ist anzunehmen, dass die Mannschaft, die am Dienstag zu Beginn auf dem Platz stand, zu größeren Teilen wohl nächstes Jahr nicht mehr zusammenspielen wird. Es droht gar der Zerfall. Einige haben ihre Bayern-Tauglichkeit auf Sicht nicht unter Beweis stellen können. Dazu kommt: Der Nachfolger von Louis van Gaal, nach AZ-Informationen Jupp Heynckes, wird sich seine Vorstellungen bei der Zusammenstellung des neuen Kaders durchsetzen wollen. Und die Bayern-Bosse sind gewillt, nach der eher sparsamen Ära van Gaal, den sie schon zum Winterpausen Transfer von Luiz Gustavo überreden mussten, richtig Geld in die Hand zu nehmen – trotz der fehlenden Champions-League-Einnahmen.

In erster Linie für einen neuen Torhüter. Bei Bayern ist man sich einig, dass Manuel Neuer auch die zweistellige Millionenablöse wert ist, die man nach Vertragsende bei Schalke 2012 einsparen könnte. Thomas Kraft, ab Januar zur neuen Nummer eins erklärt, hat solide bis gut gehalten, dennoch kann der 22-Jährige noch nicht so weit in seiner Entwicklung sein wie der Nationaltorhüter.
Und sonst? Ein Innen- und ein Linksverteidiger stehen auf der Einkaufsliste. Der Brasilianer Breno, der mit seinem dilettantischen Fehler das 2:3 verschuldete, dürfte ebenso keine Zukunft haben wie Daniel van Buyten. Und Danijel Pranjic spielt nur hinten links, weil es keinen Besseren gibt – womöglich bemüht man sich noch einmal um den Portugiesen Fabio Coentrao von Benfica Lissabon.
Auf der Kippe stehen die Reservisten Klose, Altintop, Ottl (deren Verträge laufen ohnehin aus) sowie Contento und Tymoshchuk. Sinn machen würde auch ein Transfer eines Flügelspielers, der eine echte Konkurrenz zu Franck Ribéry darstellt. Falls der noch bleiben mag.

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