Jetzt auch Thomas Tuchel: Wie Uli Hoeneß regelmäßig gegen Ex-Trainer nachtritt

Bei einer internen Veranstaltung soll Uli Hoeneß heftig gegen den neuen englischen Nationaltrainer Thomas Tuchel gewettert haben. Es ist nicht das erste Mal, dass der Ehrenpräsident des FC Bayern gegen einen ehemaligen Trainer nachtritt.
von  Bernhard Lackner
Ehrenpräsident des FC Bayern: Uli Hoeneß
Ehrenpräsident des FC Bayern: Uli Hoeneß © IMAGO / Kirchner-Media

München - Jetzt ist es also auch offiziell endgültig Geschichte, das Kapitel Thomas Tuchel beim FC Bayern. Am Mittwoch wurde der 51-Jährige vom englischen Verband als neuer Nationaltrainer vorgestellt. Der gebürtige Krumbacher tritt damit die Nachfolge von Gareth Southgate an, der nach der Final-Niederlage bei der EM im vergangenen Sommer zurückgetreten war.

"Die Anfrage kam für mich zum perfekten Zeitpunkt. Ich freue mich, dass ich an dieser Reise teilnehmen darf", sagte Tuchel bei seiner Präsentation im Wembley-Stadion: "Ich habe schnell begriffen, dass das eine tolle Möglichkeit ist. Das ist das größte, was man sich vorstellen kann." Das klare Ziel, so stellte der neue Coach der Three Lions klar, sei der WM-Titel 2026.

Obwohl Tuchel noch bis Ende Juni 2025 beim Rekordmeister unter Vertrag stand, verlangten die Bayern keine Ablöse. Hauptsache, das Thema ist endlich erledigt, wird man sich an der Säbener Straße denken. Dass die Beziehung, die mit der völlig überstürzten Entlassung von Julian Nagelsmann im März 2023 begann, zu einer wenig zukunftsträchtigen Zweckehe verkommen sollte, hatte sich schließlich schon früh angedeutet.

Bericht: Uli Hoeneß tritt heftig gegen Thomas Tuchel nach

Von 61 Partien mit Tuchel an der Seitenlinie gewannen die Bayern gerade einmal 37, ganze 16 wurden verloren. In der abgelaufenen Saison blieb man erstmals seit zwölf Jahren ohne Titel. Fast noch schlimmer: Die gnadenlose Dominanz, die den Rekordmeister eine Epoche lang ausgezeichnet hatte, war verloren gegangen.

Auch Vereinspatron Uli Hoeneß wird froh sein, dass das Thema Tuchel nun endgültig Geschichte ist. Laut einem Bericht der "Sport Bild" hat sich der Ehrenpräsident bei einer internen Veranstaltung unter dem Namen "Leadership Summit", bei der mehrere Vereinsverantwortliche vor rund 120 Mitarbeitern gesprochen haben, zu einem heftigen Nachtreten gegenüber Tuchel hinreißen lassen.

Hoeneß: Tuchel war für den FC Bayern "eine Katastrophe"

Bei seiner Rede soll Hoeneß ausgeführt haben, dass Tuchel "eine Katastrophe" für den Verein gewesen sei. Unter dem Vorgänger von Vincent Kompany, auf den der 72-Jährige wiederum große Stücke hält, sei der Unterhaltungswert komplett auf der Strecke geblieben. Dabei sei Fußball beim FC Bayern aber eben nicht nur Sport, sondern auch Entertainment.

Tuchel wird's verkraften können – zumal er sich nun in einer Reihe mit äußerst prominenten Namen wiederfindet, die von Hoeneß nach ihrem Abschied (oder besser Rausschmiss?) aus der viel zitierten Bayern-Familie mit unschönen Worten bedacht wurden. Über die Jahre hinweg hat der Bayern-Patron sogar regelmäßig gegen Ex-Mitarbeiter nachgetreten. Mal mit mehr, mal mit weniger Stil.

Hoeneß: Louis van Gaal "hält sich für Gott-Vater"

Einer seiner Intimfeinde über lange Zeit: Louis van Gaal, von Sommer 2009 bis April 2011 Chefcoach beim Rekordmeister. Der hatte sich 2013 erdreistet, zu sagen, dass die Verpflichtung von Star-Trainer Pep Guardiola "einen van-Gaal-Stempel" trage, woraufhin Hoeneß (erwartungsgemäß) die Hutschnur platzte.

"Nur Louis van Gaal kann so etwas sagen. Sein Problem ist, dass Louis sich nicht für Gott hält, sondern für Gott-Vater. Bevor die Welt existierte, war Louis schon da", wetterte der Ehrenpräsident der Münchner später im "Telegraaf" – und schickte quasi im Vorbeigehen noch einen Gruß aus der Küche an einen anderen ehemaligen Bayern-Coach. Van Gaal habe immerhin "nach seinem schlechten Vorgänger Jürgen Klinsmann bei uns aufgeräumt", so Hoeneß.

Erst Jahre später versöhnten sich die beiden Alphatiere. Von dem ballbesitzlastigen Spielsystem, das der Niederländer in der Mannschaft etabliert hatte, habe der FC Bayern auch in den nachfolgenden Jahren profitiert, erklärte Hoeneß wohlwollend.

Hoeneß-Attacke gegen Ancelotti: "Der Feind im eigenen Bett"

Ganz so weitreichend war das Wirken von Carlo Ancelotti, der 2016 auf Guardiola folgte, beim Rekordmeister nicht. Der Italiener wurde nur etwas mehr als ein Jahr nach seiner Amtsübernahme in Folge einer 0:3-Klatsche in der Champions League bei Paris Saint-Germain, bei der er gleich mehrere Stars mit einem Platz auf der Bank brüskierte, gefeuert. Erneut ließ es sich Hoeneß nicht nehmen, ordentlich nachzutreten. Dieses Mal ging der heutige Ehrenpräsident sogar mit Interna an die Öffentlichkeit.

"Der Trainer hat fünf Spieler auf einen Schlag gegen sich gebracht. Das hätte er niemals durchgestanden", begründete Hoeneß die Demission des mehrfachen Champions-League-Siegers: "Ich habe in meinem Leben einen Spruch gelernt: Der Feind in deinem Bett ist der gefährlichste." Ancelotti verzichtete seinerseits auf eine Replik. Sie hätte wohl ohnehin nichts gebracht.

Ob der als temperamentvoll geltende Tuchel im aktuellen Fall ebenfalls die Contenance behält, wird sich zeigen. Offiziell ist sein Kapitel beim FC Bayern jetzt jedenfalls beendet. Nicht nur er selbst dürfte darüber froh sein.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.