Jerome Boateng vom FC Bayern München kehrt gegen Nordirland in die Nationalmannschaft zurück

München - Der Terminator ist zurück in der deutschen Nationalelf. Jener Mann mit der Figur eines gut trainierten Türstehers, der die Angriffe der gegnerischen Mannschaft blockt, stoppt, beendet – also terminiert.
Ob Jérôme Boateng Terminator Arnold Schwarzenegger im Sinne hatte, als er Anfang der Woche ein Foto von sich in DFB-Trainingsklamotten twitterte und dazuschrieb: "I’m back..." Mit den Hashtags #dieMannschaft und #RoadtoRussia. Beim Treffen der Nationalmannschaft in Frankfurt trug der Bayern-Profi ein rot-schwarzes Holzfällerhemd.
Keine Frage: Der Mann ist motiviert. Der Mann packt’s wieder an.
Nach ziemlich genau einem Jahr erzwungener Nationalelf-Abstinenz. Sein 67. und bislang letztes Länderspiel ist genau zwölf Monate her. Und wie diesen Donnerstag in der WM-Qualifikation ging es auch damals gegen Nordirland. Dazwischen liegen Monate des Frusts, des Zweifels, der Ungeduld.
Muskelverletzung reihte sich an Muskelverletzung. Erst die Operation am Brustmuskel, dann streikte wiederholt der rechte Oberschenkel. Ihn quälte die Frage "Warum ist das schon wieder passiert?", wie er verriet.
Und so konnte Boateng, dessen Top-Leistungen bei der EM 2016 in Frankreich durch den Muskelbündelriss im rechten Oberschenkel im EM-Halbfinale gegen den Gastgeber (0:2) jäh gestoppt wurden, seitdem nur zwei der folgenden 17 Länderspiele absolvieren, eben jene im Oktober 2016, unter anderem das 2:0 in Hannover gegen die Nordiren.
Eine von vielen Alternativen
"Es ist immer schwer, wenn man den anderen Jungs zuschauen muss", sagte der Innenverteidiger des FC Bayern nun. Und dann gab der Weltmeister einen Einblick in seinen Zustand der Erleichterung: "Hier zu sein, darauf habe ich auch die ganze Zeit hingearbeitet. Ich freue mich, dass ich dabei sein kann und darf und fühle mich absolut dafür bereit."
Doch wer so viel mitgemacht hat, der gibt sich bescheiden. War Boateng in Frankreich noch unumstrittener und gefeierter Abwehrchef, was ihm im August 2016 die verdiente Ehrung als "Deutschlands Fußballer des Jahres" einbrachte, ist der Weltmeister nun einer von vielen Alternativen im Abwehrzentrum.
Sein Vereinskollege Mats Hummels dürfte bei Bundestrainer Joachim Löw gesetzt sein – anders als unter Bayerns Ex-Coach Carlo Ancelotti. Neben Boateng stehen bei den Oktober-Länderspielen Antonio Rüdiger, Matthias Ginter. Shkodran Mustafi und Neu-Bayer Niklas Süle im Kader. "Ich habe immer gesagt, dass ich ein paar Wochen brauche, um wieder auf ein Topniveau zu kommen", räumte Boateng ein.
Die vergangenen, turbulenten Wochen bei Bayern haben den 29-Jährigen eher nicht voran gebracht. Seit seinem Comeback Mitte September machte er unter Ancelotti beständig nur jedes zweite Spiel, wurde immer wieder in des Italieners Rotationsgenerator geworfen – viel zu oft für Boatengs Geschmack obwohl er noch im Comeback-Modus war.
Dennoch blieb er ruhig und darf sich nun als einer der Gewinner fühlen nach dem Abschied von Ancelotti. bei jetzt so schnellen den Bayern. Schließlich hatten in München Gerüchte die Runde gemacht, der Trainer bevorzuge die Latino-Connection im Kader. Auf Boatengs Position den Spanier Javi Martínez, der einer seiner Lieblingsspieler gewesen sein soll – wie Thiago und James. Aber reden wollte er auch bei der Nationalelf nicht über die Bayern-Krise. Besser so. Stichwort falscher Hals, Explosionsgefahr.
Dann lieber schön Komplimente einsacken. "Wenn er fit und in Form ist, ist Jérôme einer der besten Innenverteidiger, die es auf diesem Planeten gibt", sagte Löws Assistent Thomas Schneider, "aber er wird sicher noch eine Zeit lang brauchen." Am Mittwoch nach der Landung in Belfast bestätigte Bundestrainer Löw aber, dass Boateng von Beginn an auflaufen soll. Um zu beweisen, dass sein Motto sticht: "I’m back..."
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