Jens Lehmann, ein Buhmann aus Tradition

Foul an Schweinsteiger, Kahn-Verdränger: Wie der Keeper bei Bayerns-Fans in Ungnade fiel.
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Konkurrenten: Vor der WM 2006 musste Oli Kahn Platz machen für Jens Lehmann
dpa Konkurrenten: Vor der WM 2006 musste Oli Kahn Platz machen für Jens Lehmann

Foul an Schweinsteiger, Kahn-Verdränger: Wie der Keeper bei Bayerns-Fans in Ungnade fiel.

STUTTGART So nah seiner Wahl-Heimat – und doch in München so unbeliebt: Stuttgarts Torhüter Jens Lehmann, der mit seiner Familie in einer Villa am Starnberger See wohnt und nach dem „Finale“ am Samstag beim FC Bayern (15.30 Uhr, Liveticker bei abendzeitung.de) den kürzesten Heimweg aller Schwaben haben wird, ist für die Fans des FC Bayern einer der unbeliebtesten Profis überhaupt.

München und Lehmann, das wird keine große Liebe mehr. Im Gegenteil. Die Abneigung hat Tradition und scheint unversöhnlich. Und der Stuttgarter Keeper hat sie in den vergangenen Tagen durch seine seltsamen Schiedsrichter-Verschwörungstheorien zusätzlich angeheizt. Doch Lehmann schert sich – wie immer – wenig um Kritik an seiner Person. Die Psychospielchen scheinen ihm sogar Spaß zu machen. Was zur Vermutung führt, Lehmann teilt lieber aus als selbst einzustecken.

Brennpunkt Allianz-Arena, 1. Juni 2005: Lehmann, schon damals nicht als Liebling der Bayern-Fans bekannt, spielt zur Arena-Eröffnung mit der Nationalmannschaft gegen Bayern. Lehmann sieht bei den Bayern-Toren nicht gerade wie ein Held aus. Um 21.49 Uhr sprintet er zusammen mit dem Bayern Bastian Schweinsteiger um den Ball – im Niemandsland irgendwo in der Nähe der Eckfahne. Schweinsteiger ist sicher "den hätte ich gekriegt". Lehmann brüllt ihn an („Geh weg!") und rempelt in rüde in die Bande. Schon als Lehmanns Name bei der Aufstellung verlesen wurde, gab es Pfiffe. Jetzt schwillt das Pfeifkonzert zu einem ohrenbetäubenden Orkan an. „Klinsmann (damals Bundestrainer, d. Red.) schmeiß den Lehmann raus", sangen die Fans und setzten ein paar Beleidigungen drauf. „Das macht mich traurig", klagte Lehmann. Er soll sogar über Rücktritt nachgedacht haben. Hätt’ er's nur mal gemacht, werden sich die Bayern-Fans gesagt haben.

2006 nämlich kam es noch schlimmer. Bundestrainer Klinsmann verbannt Bayern-Liebling Oliver Kahn aus dem deutschen Nationaltor und befördert die Nummer 1b Lehmann zur neuen Nummer 1a. Sepp Maier musste als Bundestorwart-Trainer und Kahn-Befürworter gehen. Bei den Titelkämpfen genießt Lehmann dann WM-Schutz. Beim Spiel gegen Costa Rica (4:2) am 9. Juni 2006 sehen die Fans zehn Helden und ihn – Pfiffe aber bleiben aus. Die Stimmung tendiert Richtung neutral. Ebenso beim 2:0 über Schweden am 24. Juni.

Mit Milde, das ahnte er schon selbst, kann Lehmann an diesem Samstag nicht mehr rechnen. Er, so meint er, nimmt das sportlich. „Solche Spiele", sagte Lehmann, „bedeuten für mich eine besondere Motivation.“ Für die Bayern-Fans allerdings auch. Da kann sich der VfB-Torwart sicher sein.

Oliver Trust

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