Jean-Marie Pfaff über FC-Bayern-Star: "Bei Sané geht mir das Herz auf"
München - Sehen wir einmal vom schwachen Auftritt beim Pokal-Aus in Saarbrücken ab, spielt der FC Bayern eine wirklich starke Saison – und hat mit dem 4:0 in Dortmund einmal mehr seine Extraklasse unter Beweis gestellt.
Zweiter Platz in der Bundesliga hinter einer sehr guten Mannschaft von Bayer Leverkusen, gemeinsam mit der Werkself noch ohne Niederlage in der Liga. Dazu in der Champions League nach dem 2:1 über Galatasaray Istanbul bereits vorzeitig als Gruppensieger für das Achtelfinale qualifiziert: Das ist die Bilanz eines Champions – auch wenn nicht immer alles glänzend war.
Pfaff: Kane und Sané brillieren beim FC Bayern
Der Erfolg dieser Saison liegt bislang vor allem an zwei Spielern: Da ist zum einen natürlich der neue und überragende Torjäger Harry Kane, der mit 15 Toren in seinen ersten zehn Bundesligaspielen einen neuen Rekord aufgestellt hat und sogar Robert Lewandowski vergessen macht. Kane knipst auch in der Königsklasse, dieser Transfer ist bisher wirklich jeden Cent wert gewesen. Und neben Kane ist da zum anderen er: Leroy Sané.
Sané spielt eine überragende Saison. Er ruft endlich einmal das große Potenzial ab, das in ihm steckt und bringt nicht nur punktuell, sondern konstant Klasseleistungen.
Mir geht das Herz auf, wenn Sané wieder einmal in höchstem Tempo nach vorne sprintet, dabei ein, zwei Gegner einfach stehen lässt und dann uneigennützig abspielt, damit ein Mannschaftskollege vollenden kann. So wie zuletzt beim 2:0 am Samstag in Dortmund, als Kane nur noch einschieben musste.
Tuchel muss bei Sané den richtigen Nerv getroffen haben
Und was ihn für den FC Bayern noch wertvoller macht: Inzwischen ist sich der Ex-Schalker auch nicht zu schade, im gleichen Tempo nach hinten zu arbeiten und dort die Bälle zu erobern. Thomas Tuchel muss bei ihm den richtigen Nerv getroffen haben, denn vor nicht allzu langer Zeit wirkte Sané phasenweise lustlos, er meckerte die Mitspieler an, wenn etwas nicht nach seinem Geschmack lief.
Da war er meilenweit von der Form entfernt, die ihn im Moment auszeichnet. Diese Einstellung hat Sané fast komplett abgelegt und ist zu einem der wertvollsten Spieler im Kader der Bayern geworden. Auch in der Nationalmannschaft wird Julian Nagelsmann an einem Sané in dieser Form nicht vorbeikommen.
Sané ist in absoluter Topform – das werden natürlich auch andere Vereine in Europa mitbekommen und die Fühler nach ihm ausstrecken. Der FC Bayern würde gut daran tun, Sané auf diesem Leistungslevel möglichst langfristig an den Verein zu binden.
Er kann gemeinsam mit Spielern wie Jamal Musiala oder Joshua Kimmich das Gerüst der Münchner in den kommenden Jahren bilden.
Euer Jean-Marie
Der 69-Jährige ist einer der besten Torhüter der Geschichte. Er war belgischer Nationaltorwart (64 Einsätze) und stand beim FC Bayern zwischen 1982 und 1988 insgesamt 156 Mal zwischen den Pfosten. Pfaff war Vizeeuropameister 1980, WM-Vierter 1986, zudem drei Mal deutscher Meister und zwei Mal Pokalsieger. 1987 war er Welttorhüter. Für die AZ ist er nun als Kolumnist tätig.