Javi Martínez: Endlich ein Bayer!
Das lange Hin und Her hat endlich ein Ende. Javi Martínez wird heute seinen Vertrag bei Athletic Bilbao auflösen. Die Experten diskutieren schon lange über sein Können.
München - Sie haben es geschafft! Die endlose Geschichte hat ein Ende. Javi Martínez wird heute ein Bayer. Denn laut „Bild“ reist der spanische Mittelfeldspieler am Mittwoch nach Madrid und löst dort seinen Vertrag höchstpersönlich auf. Weil der FC Bayern wie vom abgebenden Verein Athletic Bilbao gefordert, einen Scheck in Höhe von 40 Millionen Euro hinterlegt, werden alle Bedingungen der Basken erfüllt. Damit sind alle juristischen und steuerlichen Hindernisse aus dem Weg geräumt. Martínez kann auf der DFL-Transferliste erscheinen und wenn alle Unterlagen okay sind, ab Donnerstag an der Säbener Straße mittrainieren und eventuell sogar schon am Sonntag bei ersten Heimspiel gegen den VfB Stuttgart (17.30 Uhr) eingesetzt werden.
Noch am Dienstag hatte Athletic-Präsident Josu Urrutia. der spanischen Sporttageszeitung „Marca“ gesagt: „Wir steigen nicht in die Verhandlungen ein, wir sprechen lediglich mit dem Spieler. Wir haben ihm vermittelt, wie wichtig er für uns ist und dass wir hoffen, dass er zeigt, was für ein guter Spieler er ist. Es gibt nichts zu verhandeln.“ Nun hat er sich wohl doch erweichen lassen – auch auf Druck des Spielers wie seiner Eltern, die um eine Auflösung des Vertrages gebeten hatten. Unter Anleitung des Konditionstrainers schuftete Martínez am Dienstag in zwei Einheiten mit den Spielern, die die Reise zum Europa-League-Rückspiel am Donnerstag zu HJK Helsinki nicht angetreten hatten. Also aussortiert sind.
Noch bevor Martínez - wahrscheinlich am Mittwoch - seinen Fuß auf bayerischen Boden gesetzt hat, ist bereits ein Streit über sein wahres Können entbrannt. Die Kernfrage: Was hat dieser 23-Jährige drauf? Die Fakten: Martínez ist kein Stammspieler in der spanischen Nationalelf – was angesichts der Mittelfeld-Konkurrenz mit Xavi, Iniesta und Busquets auch nicht so einfach ist. Er hat noch kein Champions-League-Spiel bestritten, erreichte mit seinem Verein letzte Saison das Finale der Europa League (0:3 gegen Atletico Madrid). In Spanien bescheinigt man dem Defensiv-Allrounder mit 200 Einsätzen in der Primera Division (21 Tore) eine große Zukunft, auch der FC Barcelona und Manchester City waren interessiert.
Die Debatte um sein Können eilt ihm voraus. In „Blickpunkt Sport“ des „BFS“ meinte Bayerns Markenbotschafter Paul Breitner: „Für mich ist mit Ausnahme von Messi, Xavi und Iniesta kein Spieler 40 Millionen Euro wert. Aber: Er ist ein Spieler, den ich seit drei, vier Jahren sehr intensiv kenne. Dazu kommt: Die Position des Sechsers ist für mich neben dem Torwart die wichtigste auf dem Feld. Und wenn ich hinter Xavi und Iniesta den Besten haben will und der spielt eben in Bilbao – dann musst du zugreifen.“ Gesagt, getan.
Koste er, was er wolle. „Wenn Bayern so viel Geld ausgibt, muss auch wirklich was dahinter sein“, meinte Ex-Bayern-Trainer Udo Lattek. Der 77-Jährige warnt: „Er weiß nicht, was auf ihn zukommt. Das ist ein großes Risiko. Man muss abwarten, wie die Mannschaft ihn annimmt, ob sie ihn akzeptiert. Der wird erst getestet, ob er wirklich was kann, ob er einen Doppelpass spielen, einen Ball stoppen kann.“
Bis es so weit ist, müssen sich die Bayern-Bosse verschiedenste Meinungen anhören. Von Thomas Berthold, Lothar Matthäus, Stefan Effenberg oder Bernd Schuster. Der Spanien-Experte meinte bei „Sport1“: „Er ist ein Spieler, der bei Bayern ohne Probleme reinpasst und seinen Weg machen kann, aber mit der Last der 40 Millionen Euro muss man zurechtkommen. Diese Summe ist natürlich gnadenlos!“ Viel Skepsis, eine Prise Polemik – da wird es Hoeneß & Co. freuen, dass ihnen einer schon zum Transfer-Coup gratuliert: Oliver Bierhoff. „Man hört nur Gutes über ihn. Ich finde es klasse, dass die Bayern mal nicht einen Ausläufer kaufen, einen 32-Jährigen, der bei anderen Top-Vereinen nicht mehr gebraucht wird, sondern einen Spieler, der noch eine große Zukunft vor sich hat.“