Javi Martínez: Das Mittelfeld-Monster von Glasgow

München - Am Mittwochmittag hatte Javi Martínez prächtige Laune auf dem "Glasgow Airport", als die Bayern-Delegation ihren Rückflug nach München antrat. Das weiße Pflaster über der rechten Augenbraue war einerseits Souvenir an den Ausflug in den Celtic Park und erzählte andererseits die Story des Halloween-Abends. Fürchterlich. Ja, das war Martínez. Fürchterlich gut. Effizient und hart im Nehmen. Simply the best: der Spieler des Spiels.
Nach 77 Minuten köpfte der defensive Mittelfeldspieler in Mittelstürmer-Position eine Flanke von David Alaba zum 2:1 bei Celtic Glasgow ein. So entschlossen, so wuchtig, so Dieter-Hoeneß-mäßig, dass sich Martínez dabei eine Risswunde über der Augenbraue zuzog und kurzzeitig heftig blutete. Der Spanier nahm’s locker, sagte hinterher gelassen: "Es hat weh getan. Aber ich ziehe mir gerne jedes Spiel einen Cut zu, wenn ich dabei ein Tor schieße." Auf der Scorer-Karte von Martínez steht nun sein erster Champions-League-Treffer im 38. Einsatz, sein achter insgesamt in seiner Bayern-Karriere.
Martínez: "It's just blood"
Auf die Reporterfragen nach seiner Gesichtsverletzung ergänzte er, passenderweise an Halloween: "Das ist nicht weiter schlimm. It’s just blood." Nur Blut. Also nur die Ruhe. Die hat der 29-Jährige. Schließlich ist Martínez kein blutiger Anfänger. Das Monster Martínez.
2012, nach dem schicksalhaften Triple-Vize, investierte der FC Bayern für damalige Verhältnisse sensationelle 40 Millionen Euro Ablöse in den deutschen Fans weitgehend unbekannten Martínez, der damals bei Athletic Bilbao kickte. Mit dem neuen Nebenmann von Bastian Schweinsteiger gewannen die anders geordneten Heynckes-Bayern 2013 das Triple. Seit dreieinhalb Wochen ist Heynckes zurück an der Säbener Straße – und Martínez, unter Pep Guardiola und Ancelotti meist Innenverteidiger, spielt wieder auf seiner geliebten Sechserposition.
Dort räumt er alles weg, fischt Bälle in Zweikämpfen weg, sortiert den Spielaufbau. Dabei spielte er die meisten Pässe ins Angriffsdrittel. Fürchterlich gut. Unverzichtbar. Torhüter Sven Ulreich lobte: "Javi macht viele Wege, läuft viele Räume zu, ist sicher im Passspiel. So einen vor der Abwehr brauchen wir, das ist enorm wichtig, weil er unsere Defensive stabilisiert." (Lesen Sie auch: Javi Martínez - Der große Gewinner unter Heynckes)
Und das auf neuen Pfaden. "Javi hat vorher sehr oft Innenverteidiger gespielt. Ich habe da eine etwas andere Meinung", sagte Heynckes mit einem schönen Gruß an seine Vorgänger und stellte heraus, dass es seine Wiederentdeckung war, Martínez ins Zentrum zu beordern: "Seitdem Javi im defensiven Mittelfeld agiert, haben wir an Stabilität gewonnen, an Klasse in der Defensivarbeit. Zudem ist er natürlich auch bei Standards ein torgefährlicher Spieler. Er hat in einer großartigen Manier das 2:1 gemacht."
Einzelkritik: Die Bayern beim Sieg gegen Celtic Glasgow
Dorthin gehen, wo es weh tut – sagt man so gerne über Mittelstürmer. Und der fehlte Bayern ja, weil sowohl Robert Lewandowski und Thomas Müller verletzt in München geblieben waren. "Ich habe versucht, den Ball mit Herz und mit allem, was ich hatte, zu treffen und Gott sei dank war er drin. Der Trainer war jedoch nicht happy, dass ich in der Situation so weit vorne war", sagte Martínez – und grinste.
Bei Heynckes darf er vorne reinstoßen. Ach was. Jupps Javi darf alles. Er wird seine Schlüsselfigur bleiben. "Ich kenne die Position, habe lange dort gespielt und freue mich, dass ich meiner Mannschaft in der neuen alten Rolle helfen kann", sagte er. "Die Defensive hat für mich erste Priorität", erklärte Martínez aber weiter, "wir greifen viel an, mit vielen Spielen, müssen aber auch auf Konter aufpassen. Kein Gegentor zu kassieren, ist das Wichtigste." Als spräche Jupp Heynckes, der Safety-first-Fußballlehrer.
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