James, Vidal, Tolisso, Rudy und Goretzka: FC Bayern und der Kampf ums Mittelfeld
München - Es war James Rodríguez, der den Ball in den Strafraum lupfte – und Thomas Müller nahm das Traumzuspiel dankend an. Per Direktabnahme schoss er den Ball lässig zum 4:2-Endstand gegen Bremen (der AZ-Liveticker zum Nachlesen) ins Tor. Ein würdiger Jubiläums-Treffer, Müller hatte nämlich soeben sein 100. Bundesligator für die Bayern erzielt.
Dass die beiden WM-Torschützenkönige von 2010 (Müller) und 2014 (James) gemeinsam von Beginn an auf dem Feld stehen, ist unter Jupp Heynckes längst zur Selbstverständlichkeit geworden. Möglich macht das die neue Rolle, die der 72-Jährige für James gefunden hat. Der Kolumbianer spielt nicht mehr im offensiven Mittelfeld, wo sich auch Müller am wohlsten fühlt, sondern etwas weiter zurückgezogen in der Zentrale. „Er spielt jetzt auf einer Position, die er vorher bei Real Madrid nicht gehabt hat“, erklärte Heynckes: „Da fühlt er sich pudelwohl.“
Spielmacher James macht Thiagos Fehlen wett
Das belegte James zuletzt eindrucksvoll, als er beim Rückrundenauftakt gegen Leverkusen mit einer Vorlage und seinem Freistoßtor der überragende Mann war. Auch gegen Bremen machte er als Spielmacher der Bayern das Fehlen von Thiago, der nach seinem Muskelteilriss im Oberschenkel seit dieser Woche wieder individuell trainiert, fast vergessen.
Und Müller glänzte in seiner Paraderolle als Raumdeuter mit allen Freiheiten in der Offensive. So wie beim 1:1-Ausgleichstreffer, als er eine Flanke von Jérôme Boateng mit der Brust annahm und dann per Drehschuss zu seinem 99. Ligator für die Bayern vollstreckte. Das 3:2 bereitete er später mit perfekter Flanke auf Robert Lewandowski vor, bevor er auch noch sein Jubiläumstor folgen ließ. „Ich habe das gar nicht auf dem Schirm gehabt“, sagte Müller, „das ist eine Etappe, die ich erreicht habe, ein Zwischenziel, aber die Reise geht weiter. Es sollen noch ein paar Tore folgen.“
Vidal und Tolisso gegen Bremen nur auf der Bank
Trotz seines Tor-Jubiläums ist Müller bei Heynckes nicht ohne Einschränkung gesetzt. „Thomas weiß, dass er innerhalb der Mannschaft Konkurrenz hat und ich allein nach Leistung aufstelle“, stellte der Trainer zuletzt klar. Auch Müller muss seinen Platz in der ersten Bayern-Elf weiter behaupten. Gegen Bremen saßen in Arturo Vidal und Corentin Tolisso zwei Konkurrenten auf der Bank. Denn die defensivere Sechserrolle ist unter Heynckes fest an Javi Martínez, der gegen Bremen sein 100. Bundesligaspiel für Bayern machte, vergeben.
Dessen Back-up Sebastian Rudy ist momentan komplett außen vor. Dass der Nationalspieler unter der Woche im Training mit James aneinandergeriet, darf durchaus als Indiz dafür gewertet werden, wie heiß es im Konkurrenzkampf ums zentrale Mittelfeld bei Bayern derzeit hergeht. Und eine Entspannung der Lage ist nicht gerade in Sicht. Im Gegenteil. Mit der Verpflichtung von Leon Goretzka wird sich die Situation im Mittelfeld weiter verschärfen. Der Neuzugang ist nämlich ebenfalls für die Achter und Zehnerposition sowie möglicherweise als Nachfolger von Arturo Vidal, der mit dem FC Chelsea in Verbindung gebracht wird, eingeplant. „Ich bleibe auf jeden Fall bis Sommer, dann sehen wir weiter“, sagte der Chilene nach der Partie. Klingt nach Abschied.