Jamal Musiala, der Mann für die Wow-Momente bei Bayern und der DFB-Elf
Könnte Jamal Musiala Auslosungen vornehmen und Länderspielorte vergeben, hätte er es wohl exakt so inszeniert: Das Duell seiner Heimatländer Deutschland und England in der Nations League wurde für ihn zum Heimspiel in der Allianz Arena.
Wie gemalt für den Mittelfeldspieler des FC Bayern. Das Spiel bedeute ihm "sehr viel", sagte der 19-Jährige Ende Mai: "England ist meine zweite Heimat und wird immer einen Platz in meinem Herzen haben. Die Entscheidung, für Deutschland zu spielen, war dennoch die richtige für mich", sagte Musiala bei Sport1" Perfect timing - sagen die Briten. Dazu kommt das Duell mit seinem dicken Kumpel Jude Bellingham von Borussia Dortmund.
Jude Bellingham und Jamal Musiala chatten regelmäßig
Mit dem 18-Jährigen, der zwölf Länderspiele für England absolviert hat, duelliert sich Musiala liebend gerne beim Tischtennis und an der Konsole. Sie chatten regelmäßig.
Vor rund einem Jahr stand Musiala im Achtelfinal-Duell der EM zwischen England und der deutschen Nationalelf im Wembleystadion auf dem Platz. Wenn auch nur für wenige Minuten, eingewechselt in der Nachspielzeit. In seinem fünften Länderspiel konnte er allerdings nicht mehr tun, als den Briten zum 2:0-Erfolg zu gratulieren.

Musiala: Jüngster DFB-Spieler, der bei einem großen Turnier zum Einsatz kam
Zur Welt kam Jamal in Stuttgart, seine Mutter ist Deutsche, sein Vater stammt aus Nigeria. Weil seine Eltern für ein Auslandssemester der Mutter nach Southampton zogen, verließ er den damaligen Wohnort Fulda als Siebenjähriger. Über die Jugend des FC Southampton und einige Probetrainings landete das Supertalent wenig später in der Jugend des FC Chelsea in Westlondon. Er wurde für achteinhalb Jahre auf der Insel heimisch. Im Sommer 2019 wechselte Musiala als 16-Jähriger nach München.

Mittlerweile wurde aus dem schüchternen Jamal, den bei Bayern und in der Nationalelf alle "Bambi" rufen, fast schon ein alter Hase. Mit 18 Jahren und 117 Tagen ist Musiala der jüngste Spieler, der bei einem großen Turnier für den DFB zum Einsatz kam.
Jamal Musiala, der Ballmagnet
Zwölf Länderspiele hat er auf seinen schmalen Schultern. Bei den beiden WM-Testländerspielen diesen März zeigte Musiala, warum er schon bald unverzichtbar ist. Er besticht durch sein schlaues Stellungsspiel, seine schnelle Auffassungsgabe der Spielsituation. Im Erobern, Verteidigen und Verteilen des Balles, oft alles wie aus einem Guss in einer Bewegung, agiert er so geschickt, dass die Mitspieler ihn ständig suchen.
Ihn, den Ballmagneten. Im Profibereich wurde er zunächst als Außenbahnspieler, meist auf der linken Seite, eingesetzt. Doch vor allem in der Zentrale, als defensiverer Sechser, Achter oder in der offensiven Zehner-Position überzeugte er bereits - bei Bayern und in der Nationalelf.

Jamal Musiala sieht sich selbst auf der Zehn
Beim 1:1 gegen die Niederlande im März in Amsterdam machte Musiala an der Seite von Ilkay Gündogan ein derart beeindruckendes Spiel als Sechser, dass man sich kaum vorstellen soll, warum so viel Talent auf die Außenbahn geschickt werden sollte. Im Zentrum ist das Supertalent mehr im Spiel, mehr am Ball und kann seine enormen Fähigkeiten ausspielen.
Wo sieht sich Musiala selbst? "Ich habe am meisten Spaß auf der Zehnerposition im offensiven Mittelfeld", erklärte er in einem Sky-Interview, "dort fühle ich mich am wohlsten. Da habe ich auch in der Jugend am meisten gespielt." Das unterschiedliche Einsatzgebiet unter seinen Trainern Julian Nagelsmann und Hansi Flick hilft ihm. "An ein paar Sachen musste ich mich neu gewöhnen, auch an neue Positionen. Dass ich zuletzt auf der Sechs und Acht gespielt habe, war aber gut für meine Entwicklung. Wichtig ist, Spielpraxis zu erhalten."
Im Gespräch wirkt der Teenager, der er ja noch bis Februar nächsten Jahres ist, ruhig, entschlossen und beinahe schon abgeklärt. "Wenn du als junger Spieler hochkommst, musst du deinem Spielstil treu bleiben", findet Musiala. Sein Ziel ist es, die Fans "mit meinem Spiel inspirieren" zu können, betont er. Wie sein Vorbild Lionel Messi. "Als Kind habe ich immer Messi zugeschaut. Bei fast jedem Spiel von ihm habe ich mindestens einmal 'Wow' gesagt. Er hat so viele besondere Dinge gemacht. Ich habe mir das dann auch fest vorgenommen."
Es gelingt meist auch.