Stimmungskiller RB? Beim FC Bayern geht es gegen Leipzig um mehr als nur drei Punkte

Kurz vor Weihnachten hat der FC Bayern trotz der passablen Vorrunde doch noch ein Finale. Bei einer Pleite gegen Leipzig könnte es in der Winterpause ungemütlich werden. Denn der letzte Eindruck zählt.
von  Patrick Strasser
Ein Sieg ist fast Pflicht: Der FC Bayern um Coach Vincent Kompany ist zum Jahresendspurt nochmal unter Zugzwang.
Ein Sieg ist fast Pflicht: Der FC Bayern um Coach Vincent Kompany ist zum Jahresendspurt nochmal unter Zugzwang. © IMAGO

München - Und plötzlich hat der FC Bayern ein Endspiel. Nein – nicht, weil das Duell am Freitag gegen RB Leipzig (20.30 Uhr, DAZN und im AZ-Livetricker) das Letzte im Kalenderjahr, das Jahresabschluss-Spiel ist. Es wurde zum "Finale dahoam", das man nicht haben wollte.

Gegen einen Gegner, gegen den man lediglich eins der letzten fünf Duelle gewinnen konnte. Gegen den Tabellenvierten, der mit einem Erfolg in der Allianz Arena auf drei Punkte an die Münchner heranrücken kann.

Harry Kane ist wohl für Spiel gegen Leipzig fit 

Und es ist auch kein Endspiel für Vincent Kompany zum Ende seiner ersten Hinrunde im Amt als Chefcoach des FC Bayern. Durch die unerwartete wie verdiente 1:2-Niederlage am vergangenen Samstag in Mainz gerät die Partie gegen Leipzig zum Stimmungstest vier Tage vor Heiligabend.

O Du Fröhliche oder O Du Sorgenvolle? Wie geht man in die kurze Weihnachtspause? Immerhin sieht es so aus, dass der schmerzlich vermisste Mittelstürmer Harry Kane nach auskuriertem Muskelfaserriss und vier Spielen Ausfallzeit wieder mitmischen kann.

An dieser Stelle lohnt ein Blick zurück in den Advent 2023. Mit dem 1:5 bei Eintracht Frankfurt hatte die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel eine richtige Abreibung bekommen, die letzten drei Spiele vor Weihnachten wurden richtungsweisend, zum Stimmungsindikator. Es folgten: Ein 1:0 in der Champions League bei Manchester United, ein 3:0 gegen den VfB Stuttgart und ein hart erkämpftes 2:1 beim VfL Wolfsburg.

FC Bayern ging vergangenes Jahr mit vier Punkten Rückstand in die Winterpause

Nach dem 16. Spieltag ging Bayern mit vier Punkten Rückstand auf Tabellenführer Leverkusen in die Winterpause, ein Nachholspiel in der Hinterhand. Es herrschte nicht gerade Friede, Freude, Tuchelkuchen – vor allem um die degradierten Spieler wie Joshua Kimmich, rein sportlich jedoch war man vor Jahresfrist einigermaßen im Soll.

Zum Vergleich: Die Champions-League-Vorrunde, noch im Gruppensystem mit je vier Vereinen ausgetragen, hatten die Tuchel-Bayern mit fünf Siegen aus sechs Partien gegen ManUnited, Galatasaray Istanbul und den FC Kopenhagen souverän als Gruppensieger abgeschlossen. Dagegen haben die Kompany-Bayern im neuen Ligaformat noch Nachholbedarf, müssen nach zwei Pleiten (0:1 bei Aston Villa, 1:4 beim FC Barcelona) und vier Erfolgen die noch ausstehenden zwei Partien im Januar (in Rotterdam und gegen Bratislava) gewinnen, um unter die Top8 zu kommen.

Nicht selten stand Thomas Tuchel beim FC Bayern ratlos an der Seitenlinie.
Nicht selten stand Thomas Tuchel beim FC Bayern ratlos an der Seitenlinie. © IMAGO

Wärme und Empathie fehlte unter Tuchel

Damit würde man sich ein Sechzehntelfinale im Februar ersparen und direkt ins Achtelfinale im März einziehen. Im DFB-Pokal war Tuchel im November 2023 in der zweiten Runde bei Drittligist 1. FC Saarbrücken mit 1:2 blamabelst gescheitert, dieses Mal reichte es unter Kompany für das Achtelfinale. Leverkusen bedeutete Endstation. Und die Bilanz in der Bundesliga?

Aktuell sind nach 14 Spieltagen 33 Punkte auf dem Konto, zwei weniger (!) als unter Tuchel. Bedenklich: Nach sieben Zu-Null-Spielen von Ende Oktober bis Ende November stand in keinem der letzten fünf Spiele die Null, man kassierte sieben Gegentore.

Da die Spieler aktuell von Kompanys Wärme und Empathie sowie dem neu entstandenen Teamgeist und den im Sommer implementierten Offensiv-Stil schwärmen, bedeutet dies im Umkehrschluss: Unter Tuchel hat all dies gefehlt. Vor dem Duell mit Leipzig lautet die Kompany-Bilanz in allen Pflichtspielen seit seinem Amtsantritt: 23 Spiele, 16 Siege, drei Unentschieden, vier Niederlagen.

Kompany: "Ich möchte einfach immer gewinnen"

Eine fünfte am Freitag wäre ein Stimmungskiller - auch, wenn man selbst dann als Tabellenführer in die Weihnachtspause ginge. "Ich möchte einfach immer gewinnen - so bin ich", sagte Kompany. Er weiß allerdings auch: Der letzte Eindruck bleibt. Sonst brennt der Baum. Bisher brennen lediglich die rund 1000 Lichter der 30m-hohen Fichte auf dem Grundstück von Vereinspatron Uli Hoeneß oberhalb von Bad Wiessee, am Tegernsee weithin sichtbar ist.

Schöner ist das Leuchten von Kinderaugen. Weihnachten bei den Kompanys sei "wie bei vielen Vätern: Erstmal Stress, Geschenke zu besorgen", so Papa Vincent, der mit seiner Frau Carla Higgs drei gemeinsame Kinder hat, zwei Jungs, ein Mädchen. "Wir feiern, wie es bei mir als Kind auch schon war – die Familie ist zusammen, isst gemeinsam."

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