Italien-Fluch: Mamma mia - jetzt langt's!

Ob die deutsche Nationalmannschaft oder auch der FC Bayern – immer wieder war zuletzt gegen italienische Mannschaften Feierabend. Ein regelrechter Fluch, der endlich besiegt werden soll.
von  Patrick Strasser
2012 im EM-Halbfinale trifft Mario Balotelli für Italien - Deutschland (im Bild Philipp Lahm) scheidet aus.
2012 im EM-Halbfinale trifft Mario Balotelli für Italien - Deutschland (im Bild Philipp Lahm) scheidet aus. © sampics/Augenklick

München Zum zwölften Mal steht der FC Bayern bereits im Viertelfinale der Champions League. Sechsmal gelang der Einzug ins Halbfinale, fünfmal nicht. Was vielleicht auch daran liegt, dass man in den dutzend Duellen seit 1995 nur einmal in der Runde der letzten Acht auf eine italienische Mannschaft traf.

2007 war das, der Gegner hieß damals AC Milan. Nach einem 2:2 im Hinspiel in Mailand, ein trügerisch gutes Auswärtsergebnis, verloren die Bayern darauf mit 0:2 in der heimischen Allianz Arena – und arrivederci! Das zweite Gegentor erzielte Pippo Inzaghi, der Stürmerschleicher, der einst mit der Abseitslinie zu verschmelzen schien und immer nur dann traf, wenn es wieder gegen die Bayern ging. Und gegen Torwart-Titan Oliver Kahn.

„Es ist kein Geheimnis, dass wir uns gegen italienische Mannschaften immer schwer getan haben”, sagt der Ex-Bayern-Torhüter der AZ, „sie sind vor allem defensiv mannschafts- und individual-taktisch richtig stark.” Und sind sie mal schlechter, sind sie zumindest cleverer. Seit 2002 trafen die Bayern in vier K.o.-Duellen auf Teams aus der Serie A, nur einmal packte man die nächste Runde. 2010 sicherte Arjen Robben mit seinem Treffer zum 2:3 in Florenz das Viertelfinale, eine hauchdünne Angelegenheit.

Dieses Auswärtstor und ein 2:1 aus Abseitsposition durch Miroslav Klose im Hinspiel machten den Deckel drauf, einen sehr wackligen. Raus ging es zwei Mal gegen den AC Milan (siehe oben und ein Jahr zuvor im Achtelfinale mit 1:1/1:4). Vor dem Los „Rossoneri” zitterte man bei Bayern auch vor dem Achtelfinale, keines der letzten sechs Spiele konnte man gewinnen, insgesamt nur eins aus zehn (was 1990 allerdings zum Halbfinal-Aus führte).

Auch Milan-Stadtrivale Inter trug zum fortwährenden Italien-Fluch der Bayern bei. Die bösen Erinnerungen sind da sogar noch viel deutlicher: Im Finale 2010 in Madrid war man schlicht chancenlos – 0:2. Die Revanche in der darauf folgenden Saison schien zu glücken: 1:0 auswärts im Frühjahr 2011, doch im Rückspiel schaffte man es, eine 2:1-Führung in der letzten halben Stunde noch herzuschenken. 2:3. Aus. Ende. Arrivederci!

Wieder einmal reichte den Italienern dieser eine Moment. „Sie spielen immer sehr erfolgsorientiert und intelligent", sagt Thomas Müller, „sie wissen einfach, was zu tun ist, was sie machen müssen, um auf Ergebnisse zu kommen.”

Torschütze Pandev steht für dieses peinliche Ausscheiden, die Namen Grosso und Balotelli rufen bei Fans der Nationalmannschaft ebenso Bauchschmerzen hervor. Wie Mario Balotelli zum Koloss von Warschau erstarrte, als er der Welt nach seinem zweiten Tor im EM-Halbfinale zeigte, was er obenrum drauf hat, ist das Sinnbild der Italo-Phobie deutscher Kicker geworden. 1:2, der Traum vom Titel war dahin – zerstört unter anderem von sechs Spielern von Juventus Turin, dem heutigen Bayern-Gegner im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League)

Überhaupt: Der letzte Sieg einer Nationalelf datiert vom Juni 1995, sechs Versuche danach endeten äußerst schmerzhaft – allen voran das Halbfinale der Heim-WM 2006 in Dortmund (0:2 nach Verlängerung, Tore Grosso, del Piero).
Nun also das siebte Aufeinandertreffen mit Juventus, zum ersten Mal in einer K.o.-Phase. Die jüngste Erinnerung: ein 4:1 unter Louis van Gaal im Dezember 2009. Dennoch glaubt Kahn: „Juventus halte ich für einen der unangenehmsten Gegner, die man hätte bekommen können.”
War ja auch keine andere italienische Mannschaft mehr im Lostopf.

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