Ist Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann reif für den FC Bayern München?

München - Als Julian Nagelsmann noch ein kleiner Bub war, ein Bayern-Fan in seiner Heimatstadt Landsberg am Lech, schwärmte er besonders für zwei Spieler: Mehmet Scholl ("Ich hatte auch ein Trikot von ihm"), klar, den hatte ja früher jeder gern. Aber Alain Sutter? Wirklich? Der Schweizer mit dem langen Haar, der bei den Bayern nie überzeugen konnte?
Nagelsmann klärte mit einem Schmunzeln auf: "Ich glaube wegen der Frisur." Wenn der FC Bayern am heutigen Dienstag (20 Uhr, Sky live und im AZ-Liveticker) bei der TSG 1899 Hoffenheim spielt, wird sich Vieles um den Mann an der Seitenlinie drehen, der zum Glück darauf verzichtet hat, das Frisurenerbe Sutters anzutreten.
Nagelsmann, 29, der jüngste Cheftrainer der Bundesliga-Geschichte, hat die TSG von einem Abstiegskandidaten zum Champions-League-Anwärter geformt. Hoffenheim liegt aktuell auf Platz drei, einen Punkt vor Borussia Dortmund. "Eine der besten Mannschaften der Liga", wie Bayern-Coach Carlo Ancelotti voller Respekt betont.
Eine, die von der Überzeugung ihres Anführers lebt, von dessen taktischem Talent – und Selbstvertrauen. "Wir riskieren was, wir sind mutig", kündigte Nagelsmann forsch an. "In Bayern sagt man: Scheiß da nix, dann feid da nix."
Es ist diese Haltung, die Nagelsmann zu einem der interessantesten Trainer Deutschlands gemacht hat. Zu einem möglichen Bundestrainer, den Joachim Löw in Nagelsmann sieht. Zu einem Kandidaten für den FC Bayern. "Er ist sicherlich einer der Trainer, die irgendwann einmal für Bayern infrage kommen", sagte Uli Hoeneß jüngst bei Sport1.
Und der Umschwärmte selbst flirtete zurück: "Wenn Bayern mich irgendwann mal haben will und die Situation passt, dann kann man sicherlich darüber nachdenken. Das ist logisch."
Hoeneß: "Er wäre ganz gerne zum FC Bayern gekommen“
Zum FC Bayern hatte der vom DFB ausgezeichnete Trainer des Jahres 2016 schon immer eine besondere Beziehung. Zwischen 2002 und 2006 spielte Nagelsmann im Nachwuchsbereich des Lokalrivalen TSV 1860, später auch noch ein Jahr für die Amateurmannschaft, ehe er in die Reserve des FC Augsburg wechselte.
Wegen einer schweren Knieverletzung musste Nagelsmann 2007 seine Karriere beenden, er war gerade 20. Ein Jahr zuvor hatte er seinen Vater verloren. "Ich bin früher erwachsen geworden, als wenn es anders gelaufen wäre", sagte Nagelsmann der Sport Bild.
Sein äußerst reifes Auftreten geht wohl auch auf diese Zeit zurück. 2015, nachdem er sich als Jugendcoach bei Augsburg, den Löwen und Hoffenheim einen Namen gemacht hatte, saß Nagelsmann plötzlich im Büro von Hoeneß an der Säbener Straße. Die U17 der Bayern brauchte einen neuen Coach. "Er wäre ganz gerne gekommen", erinnerte sich Hoeneß, "aber Herr Hopp hat das nicht erlaubt."
Hoffenheims Macher hatte die besonderen Qualitäten Nagelsmanns da längst erkannt. Hoeneß lässt das Trainer-Juwel seitdem nicht mehr aus den Augen. Erst kürzlich, beim Frauen-Champions-League-Spiel zwischen Bayern und Paris an der Grünwalder Straße, saß Nagelsmann nur eine Reihe hinter Hoeneß und Ancelotti – schon gab es Spekulationen.
"Vielleicht war ich ein bisschen blauäugig", sagte Nagelsmann bei Sport1, versicherte aber, privat dagewesen zu sein. "Ich war auf Heimatbesuch und hab’ meinen Kumpel eingepackt. Wir sind mit dem 50er-Roller zu dem Spiel gefahren. Das war kein Date mit dem FC Bayern."
Doch das könnte bald folgen. In Hoffenheim läuft Nagelsmanns Vertrag noch bis 2019. Genauso lang ist Carlo Ancelotti bei den Bayern angestellt.
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