Interner Ärger bei den Bayern: Früher der Kaiser, jetzt Hoeneß

Ein bisschen kurios ist es schon. Früher ärgerte sich Uli Hoeneß als Manager ein ums andere Mal über die Spitzen von Präsident Franz Beckenbauer. Jetzt zettelte er als „Kaiser“-Nachfolger selbst eine große Debatte zur Unzeit an. Die soll laut Verein beendet sein.
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Franz Beckenbauer und Uli Hoeneß
dpa Franz Beckenbauer und Uli Hoeneß

CLUJ - Ein bisschen kurios ist es schon. Früher ärgerte sich Uli Hoeneß als Manager ein ums andere Mal über die Spitzen von Präsident Franz Beckenbauer. Jetzt zettelte er als „Kaiser“-Nachfolger selbst eine große Debatte zur Unzeit an. Die soll laut Verein beendet sein.

Angesprochen auf die Aussagen zum Trainer verfinsterte sich beim Münchner Abschlusstraining die Miene von Uli Hoeneß. „Für mich ist das ein bisschen fragwürdig“, sagte der Bayern- Verantwortliche. „Es bringt gar nichts, hier einige Kommentare zu machen, wenn man so ein wichtiges Spiel vor sich hat. Egal, was man sagt, es wird falsch interpretiert.“ Anderthalb Jahre ist das jetzt her. Der damalige Präsident Franz Beckenbauer hatte zum Ärger des damaligen Managers Uli Hoeneß vor dem Debakel beim FC Barcelona unglücklich über den einstigen Coach Jürgen Klinsmann gesprochen - diesmal preschte Hoeneß mit Kritik gegen Louis van Gaal vor.

Natürlich war die Lage vor dem Gruppenspiel der Champions League gegen Cluj am Mittwoch eine völlig andere als die damals vor dem Viertelfinale in der Endphase des Klinsmann'schen Schaffens. Aber Hoeneß sorgte wie sein Vorgänger für einen Haufen internen Ärger und jede Menge Schlagzeilen. Nach außen wurde nicht einmal 48 Stunden nach den Präsidenten-Aussagen eine Beilegung des Streits vermeldet. Nach der Empörung und tiefen Betroffenheit van Gaals bei seiner Pressekonferenz dürfte der verkündete „gemeinsame Weg“ tatsächlich verdammt steinig werden.

Hoeneß wollte die Aussagen über van Gaal als „private Meinung“ verstanden wissen. Wenn jedoch eine der einflussreichsten und erfolgreichsten Fußball-Persönlichkeiten Deutschlands öffentlich auftritt, ist der Widerhall entsprechend groß. „Ich finde, dass so ein Mann mit so viel Bedeutung für Bayern auch die Konsequenzen von seinen Aussagen wissen muss“, sagte van Gaal, der sich mit Bedacht, aber dennoch deutlich gegen Hoeneß als den personifizierten FC Bayern stellte. Er wolle einem Mann, der so lange bei dem Club gewesen sei, nicht widersprechen – und tat es dennoch. Und wer sich beim FC Barcelona von den Chefs nicht in die Aufstellung reinreden ließ, der kuscht auch vor Uli Hoeneß nicht.

Ein gewünscht starker Trainer wie van Gaal bringt natürlich Reibungspunkte bei einer Club-Führung mit ebenso starken Persönlichkeiten mit sich. Dem Coach passt es nicht, wenn Spieler bei den Chefs ihre Sorgen los werden. Und diese wiederum würden gerne mehr Gehör beim Trainer finden.

Vor fünf Wochen hatten sich Hoeneß & Co. noch über die vorzeitige Vertragsverlängerung mit van Gaal gefreut, umso überraschender kamen jetzt die kritischen Worte. Sicher auch um Konflikte wie diesen künftig frühzeitig entschärfen zu können, wurde in Cluj vereinbart, dass man sich „öfter“ in der Runde von Dienstag treffen werde. Die beiden Vorstandsmitglieder Karl-Heinz Rummenigge und Karl Hopfner sowie Sportdirektor Christian Nerlinger hatten sich im Teamhotel gemeinsam mit den beiden entzweiten Alphatieren zusammengesetzt.

 Seit dem Wechsel vom Bankplatz des Managers auf den Tribünensitz des Präsidenten ist Hoeneß nicht mehr so stark in das Alltagsgeschäft involviert. An den Montags-Runden mit Vorstand und Trainer nimmt er nicht mehr teil, aber ein Ohr an der Mannschaft hat er nach wie vor. Und als konfliktfreudiger Aufsichtsratsvorsitzender wird er auch künftig einem Streit in seiner Profi-Fußball-Abteilung nicht aus dem Wege gehen, wenn er ihn für „unvermeidlich“ hält.

Bei seinem Amtsvorgänger Beckenbauer hatte Hoeneß als Trainer- Beschützer Nummer 1 oftmals gestört, dass dieser Feuer entfachte, wenn man es nicht gebrauchen konnte. Da überraschte es kaum, dass ausgerechnet der „Kaiser“ nun Verständnis für die Schelte hatte. „Das Recht, auch mal aufzurütteln, hat er schon“, meinte der Ehrenpräsident zu Hoeneß' Attacke. „Ich schätze die Aussagen so ein, dass er aufrütteln und ein bisserl Feuer in den Laden bringen will.“ Das ist gelungen – und trotz der verkündeten Löschung des Brandes könnte das Feuer bei nächster Gelegenheit schnell wieder auflodern.

dpa

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