Internationale Härte

„Das Wohlfühlgehabe ist nicht immer gut”, findet Präsident Uli Hoeneß. Die AZ erklärt, wo die Bayern kommende Saison die Zügel anziehen – mit Sammer, neuen Spielern und scharfer Kritik.
von  Patrick Strasser
Gute Frühform: Mit 3:2 schlagen die Bayern am Mittwoch Kaiserslautern. Hier gibt's die Bilder vom Testspiel
Gute Frühform: Mit 3:2 schlagen die Bayern am Mittwoch Kaiserslautern. Hier gibt's die Bilder vom Testspiel © Uwe Anspach, dpa

„Das Wohlfühlgehabe ist nicht immer gut”, findet Präsident Uli Hoeneß. Die AZ erklärt, wo die Bayern kommende Saison die Zügel anziehen – mit Sammer, neuen Spielern und scharfer Kritik

MÜNCHEN Natürlich wäre dieser „Ligatotal!”-Cup kein Ersatz, ach was, höchstens eine klitzekleine Form von Linderung der Seelenpein nach zwei Jahren ohne echte Titel. Immerhin gäbe es in der frisch eröffneten Erlebniswelt genügend Raum für den Sponsorenpokal, den der FC Bayern am Wochenende in Hamburg gewinnen kann.

Der Weg ist das Ziel. Doch auf dem Weg sind Pokale hübsches Beiwerk – und Ausdruck der neuen Zeitrechnung an der Säbener Straße. Alles wird ernst genommen, es ist Sammer-Time. „Wir müssen sofort wieder Erfolge haben”, versuchte der neue Sportvorstand allen seit seinem Dienstantritt am 3. Juli einzuimpfen. Also sprach Trainer Jupp Heynckes am Freitag: „Ich will, dass die Mannschaft optimal vorbereitet in die Saison geht. Dazu gehören Erfolgserlebnisse.”

Der Kuschelfaktor soll auf nahezu Null reduziert werden an der Säbener Straße, das ist eine der Lehren aus den vergangenen Spielzeiten. „Das Wohlfühlgehabe, das es bei uns ständig gab, ist nicht immer gut”, hatte Präsident Uli Hoeneß diese Woche betont. Er selbst war es, der den Klimawechsel eingeläutet hatte, nicht erst mit seinen provozierenden Aussagen kontra Mario Gomez, sondern mit der Verpflichtung von Sammer und der Entlassung des Sportdirektors Christian Nerlinger.

Internationale Härte – so ist die Gangart im Binnenleben des FC Bayern derzeit zu beschreiben. Die Tonart wurde verschärft, selbst das ständige Beschwören des Vereinscredos „Mia san mia” wurde Hoeneß am Ende der Vize-Triple-Saison zu viel. „Wir müssen zu allen strenger sein”, sagt Hoeneß, „sonst erreichen wir gar nichts.” Klare Ansage.
Die AZ zeigt, durch welche Maßnahmen nun härter rangegangen wird.


DIE SAMMER-INSTALLATION


Unbequem soll er sein, den Finger in die Wunde legen. Bei den Testspielen sprang Sammer, früher Trainer, auch mal von der Bank auf und gab Anweisungen oder Tipps. Immer und überall wird er nun präsent sein, kein Spieler darf sich Nachlässigkeiten erlauben. „Bei uns gibt es im Detail einiges zu verbessern”, sagte er am Betzenberg, „im Spiel mit dem Ball, und vor allem im Spiel gegen den Ball.” Also im Grunde alles? Nach dem 3:2 im Test in Kaiserslautern am Mittwoch hatte Sammer gesagt: „Von gut bis sehr gut, ist es ein langer Weg.”


DIE NEUVERPFLICHTUNGEN


Hoeneß hat den ersten Anstoß gegeben, nun sollen Mario Mandzukic und Claudio Pizarro Gomez Beine machen. Laut „SZ” hat man dem Dortmunder Stürmer Robert Lewandowski ein Angebot unterbreitet, ein neuer Anlauf für 2013 scheint wahrscheinlich. Stammplätze gäbe es höchstens noch für Torhüter Manuel Neuer und die Kapitäne Bastian Schweinsteiger, der in Hamburg erstmals während der Vorbereitung zum Einsatz kommt. Ansonsten heißt es: Konkurrenzkampf, bitte!


DIE TONART


Heynckes spricht nicht so plakativ wie sein Kumpel Hoeneß, doch auch beim 67-Jährigen sind schärfere Formulierungen zu vernehmen. „Die Spieler müssen Leistung bringen, es gilt das Leistungskriterium.” Über Gomez sagte er: „Auch Mario muss, wie jeder Spieler, versuchen, sich in einigen Bereichen zu verbessern.” Freibriefe? Es war einmal.
Am Samstag bestreiten die Bayern ihr „Ligatotal!”-Cup-Halbfinale gegen Werder Bremen (18.35 Uhr, alle Spiele live bei Sat.1), am Sonntag könnte es zum Duell mit dem BVB kommen. Schon würde aus dem Vorbereitungs-Turnierchen ein erster Härtetest werden. Patrick Strasser

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