Inter? Mit Vergnügen!
Im Achtelfinale der Champions League steht die Neuauflage des Endspiels von 2010 an. Die Bayern freut’s: „Ein sehr schönes Los."
MÜNCHEN Es wird Inter Mailand nichts helfen, selbst wenn sie bei der Uefa Protest einlegen. Die Bayern-Profis werden im Achtelfinale der Champions League gedopt sein. Nein, keine Blutwäsche, die Auslosung am Freitag dürfte allen Spielern eher eine Kopfwäsche verpasst haben: Inter Mailand! Wieder! Der Finalgegner, der Pokal-Wegnehmer. Der Vor-den-eigenen-Augen-Partymacher! Inter, ein Schock? Von wegen. Prego! Grazie! Mit Vergnügen!
Kann eine Mannschaft motivierter sein? Zwei Monate können die Bayern nun mit dem Rache-Gedanken schwanger gehen, sich über Weihnachten auf DVD noch einmal die schmerzvolle Final-Niederlage am 22. Mai in Madrid reinziehen, um dann mit einer saftigen Portion Wut im Bauch am 23. Februar zum Hinspiel im Giuseppe-Meazza-Stadion anzutreten (Rückspiel in der Allianz Arena: 15. März). Trainer Louis van Gaal wird Arbeit abgenommen – der Job, zu motivieren. „Das ist gut“, sagte er am Freitag, „und wir haben immer noch dieselben Spieler. Das ist auch gut.“
Inter im Grunde auch (siehe unten), jedoch mit Rafael Benitez einen anderen Trainer. Ein Argument, das für van Gaal nicht zählt. „Er ist neu, okay, er kann noch entlassen werden – ich auch.“ Er lachte in sich hinein und wurde wieder ernst: „Das Los ist schön. Ich hatte immer das Gefühl, dass wir im Finale besser waren, aber Inter war effektiver. Nun können wir das bestätigen. Es ist kein leichter Gegner, aber italienische Mannschaften sind nicht schlecht für uns.“
Unter van Gaal gab es einen Sieg und ein Remis gegen Juventus Turin (0:0, 4:1), ein knappes Weiterkommen gegen Florenz (2:1, 2:3) und zwei Spiele in der Gruppenphase gegen den AS Rom (2:0, 2:3). Doch wirklich in den Köpfen blieb die Finalpleite.
Die Mannschaft erfuhr es im Schneetreiben während des Vormittagstrainings – und rieb sich die Hände. „Wir haben mit Inter noch etwas zu klären“, sagte Thomas Müller, „mit dem Vorteil, dass wir das entscheidende zweite Spiel in der Allianz Arena austragen, bin ich guter Dinge, dass wir uns durchsetzen.“ Und Bastian Schweinsteiger meinte: „Das ist ein sehr schönes Los. Ganz speziell Freude ich mich auf meinen Freund Lucio. Es wird ein hartes Stück Arbeit, aber ich bin davon überzeugt, dass wir eine Runde weiterkommen werden.“ Nanu? So viel Optimismus? Schließlich geht es gegen den Titelverteidiger – doch diesmal mit Franck Ribéry, der damals gesperrt war.
Bei Bayern glaubt man, weiter zu sein als vor etwas mehr als einem halben Jahr. Im Frühjahr soll die Wunde Madrid zugenäht werden. „Wir alle trauern der großen Chance vom verlorenen Finale noch immer ein wenig nach“, sagte Sportdirektor Christian Nerlinger, „jetzt können wir das in zwei Spielen zurechtrücken. Ich Freude mich auf dieses Duell.“ Es waren die Worte „Revanche“, „reizvoll“, die am Freitag die Runde machten an der Säbener – und dass „die Spieler heiß“ (Vorstand Karl Hopfner) seien. Eine schöne Bescherung.
Patrick Strasser