"In mir steckt ein Stückerl Kahn"

Hier erklärt der Künstler, warum er den Ex-Torwart verehrt, auf eine neue Bayern-Hyme von den Sportfreunden Stiller hofft.
von  Christoph Landsgesell
Der Komiker Michael Mittermeier (45)
Der Komiker Michael Mittermeier (45) © dpa/AZ-Fotomontage/Daniel von Loeper

Hier erklärt der Künstler, warum er den Ex-Torwart verehrt, auf eine neue Bayern-Hyme von den Sportfreunden Stiller hofft – und sich sicher ist, als Fan des Champions-League-Siegers bald in England aufzutreten

AZ: Herr Mittermeier, es könnte ein heißer Sommer für Sie werden. Sie sind mit Ihrem Programm in Großbritannien zu Gast, dem Mutterland des Fußballs. Und das als Bayern-Anhänger, die möglicherweise die Champions League gewinnen.

MICHAEL MITTERMEIER: Wenn wir Deutschen bei der Europameisterschaft auch noch die Engländer so putzen wie bei der Weltmeisterschaft 2010, dann wird das eine sehr lustige Geschichte. Aber die Frage, ob wir, die Bayern, Champions-League-Sieger werden, stellt sich ja nicht. Das werden wir.

Warum?

Die Bayern haben es einfach verdient und sich das erarbeitet. Chelsea ist zu packen. Ich weiß nicht, ob sie nochmal so durchkommen wie gegen Barcelona. Da hatte man bei Barca das Gefühl: „Ja Moment, Chelsea spielt gar nicht so, wie wir wollen, jetzt können wir aber nicht mehr.” Da ging ja gar nichts. Die Bayern wüten sich da mehr rein vorn und schießen das Tor, das Sie brauchen.

Sie klingen sehr überzeugt. Warum sind Sie eigentlich Bayern-Fan?

Diese Frage stellt sich gar nicht. Man ist irgendwann Fan als Kind. Und das bleibt man, das wechselt man ja nicht. Da wird immer zu viel diskutiert: „Warum Bayern, warum nicht Sechzig..., immer dieser FC Luxus...” Das ist Quatsch. Wir Bayern-Fans können ja nicht irgendwann den Verein wechseln, nur weil es politisch korrekter wäre zu sagen: Jetzt sind wir mal für die Armen, den Underdog. In meiner Jugend war es ja so: Es gab entweder AC/DC oder Kiss. Wie Bayern und Sechzig. Du konntest nur Fan von einer Band und einem Verein sein. Ich war Fan von AC/DC. Und dem FC Bayern.

Was sind Ihre frühesten Erinnerungen an den FC Bayern?

Ich bin schon als Kind im Olympiastadion gestanden und habe die großen Spieler gesehen: Beckenbauer, Hoeneß, Rummenigge, Katsche Schwarzenbeck, Breitner und so weiter. Das ist etwas, das vergisst man nie.

Haben die Bayern-Anhänger denn Humor?

Das Gros der Bayern-Fans hat wunderbaren Humor. Wir müssen ja viel aushalten. Die Bayern machen es auch clever: Sie putzen die größten Mannschaften der Welt wie Real Madrid, spielen wahnsinnig erfolgreich in der Champions League – und verlieren dann gegen Freiburg. Da kriegt man es dann gleich ab: „Ach, die Bayern, jetzt sind sie ja wieder schlecht.” Du musst Humor haben, sonst überlebst du das als Bayern-Fan nicht.

Sie touren mit Ihrem Comedy-Programm durch ganz Deutschland. Dabei verhehlen Sie Ihre Bayern-Leidenschaft nicht.

Ich bin an einem Abend mal in Gelsenkirchen aufgetreten, in Sichtweite des Stadions. Bayern hatte an dem Tag Schalke klar mit 3:1 geschlagen. Ich bin auf die Bühne und habe schön gesungen: „Olé, FC Bayern”. Da war für fünf Minuten nichts mehr zu machen. Die Leute haben geschrieen und gebuht. Aber ich komme damit eigentlich gut durch. Weil ich sehr ehrlich bin. Ich kann auch einstecken. Wenn ich „Wer wird Deutscher Meister” rufe und das Publikum pfeift, dann gebe ich halt den Olli Kahn: „Ihr könnt mich anschreien, aber ihr könnt mich nicht treffen.” Das tut manchmal auch ganz gut.

Oliver Kahn haben Sie oft parodiert als „Titan der Herzen”. Was imponiert Ihnen an ihm?

Olli Kahn war ein Unikum. Was für ein geiler Torwart. Das vergisst man manchmal, wenn das Privatleben eine Zeit lang die Schlagzeilen dominiert. Aber er hat da einen kompletten Strich gezogen und muss sich nicht verkaufen wie ein Matthäus. Ein toller Sportler. Er war auch sehr eigen, wie er zum Beispiel gesprochen hat. Ich sage immer: Man parodiert, was man liebt. Er gab natürlich viel her, das ist ja nicht bei jedem Spieler so. Da geht es auch darum, wie sich jemand bewegt und spricht. Aber Schweinsteiger, das ist so einer, der steht auf dem Platz wie Kahn.

Gäbe es denn einen Spieler aus dem aktuellen Kader, der sich eignet?

Im Moment keinen, der wie Kahn zu parodieren wäre. Aber ich bin auch nicht der beste Stimmenimitator. Kahn konnte ich. Warum auch immer. Scheinbar steckt ein Stückerl Kahn in mir drin.

Gibt es etwas, das Sie am Verein nicht gut finden? Uli Hoeneß zum Beispiel ist ja eine beliebte Reizfigur.

Ich bin großer Uli-Hoeneß-Fan. Am Ende des Tages hat Uli Hoeneß immer recht. Wie er den Verein geführt hat und wie es immer noch läuft, ist ein Freude. Das Einzige, was man kritisieren kann, ist die Musik im Stadion. Wenn wir beim FC Bayern endlich mal eine geile Hymne hätten, eine wirklich gute. Nicht das, was da läuft.

Sie meinen den „Stern des Südens”?

Ja, da braucht man schon Humor. An dieser Stelle bitte ich die Sportfreunde Stiller, eine Hymne zu schreiben.

Michael Ballack war bei Ihnen zu Gast, als er noch bei Bayern spielte. Sind auch Fußballer anderer Vereine bei Ihnen im Publikum?

Ja immer wieder. Letzte Saison war Roman Weidenfeller von Borussia Dortmund da, die jetzt schon wieder Meister sind. Ja mei, wenn sie gut spielen... Aber ich find's ja schön, wenn Fußballer zu mir kommen. Das zeigt, dass sie Humor haben. Fußballer ohne Humor gehen zu anderen Komikern, glaube ich.

The Road to Edinburgh - A Try Out Evening with Michael Mittermeier: Freitag (11. Mai, 19.30 Uhr): Vereinsheim (Occamstr. 8, 80802 München); Montag (14. Mai), 23 Uhr): Late Show, Lustspielhaus (Occamstrasse 8, 80802 München)

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