In England wird schon gespottet: Bringt Harry Kane seinen Titel-Fluch zum FC Bayern?

München - Letzte Hoffnung Wembley. Wenn am 1. Juni in dem nicht nur in London berühmten Stadion das Finale der Champions League über die Bühne geht, dann gibt es einen Sohn dieser Stadt, der ganz besonders gern dabei wäre: Harry Edward Kane. Zur Überraschung aller Beteiligten ist dieses Endspiel nämlich tatsächlich seine letzte verbliebene Chance in dieser Saison, mit seinem neuen Klub endlich mal einen gescheiten Titel zu holen.
Nur deshalb war der mittlerweile auch schon 30 Jahre alte Torjäger im vergangenen Sommer aus der geliebten Heimat in die Ferne gezogen, zum FC Bayern. Glaubhaft hatte man dem bislang auf maximal rätselhafte Weise noch titellosen Ausnahmekicker versichert, dass diese Münchner eigentlich in jeder Saison ein paar Pokale gewinnen, manchmal sogar drei richtig wichtige in einer Spielzeit, we call it a triple, wie sie daheim bei Kane wohl sagen würden. Und wenn das nicht klappt: Deutscher Meister wird man so verlässlich wie der Big Ben schlägt. Hieß es.
Ausgerechnet nach dem Kane-Transfer droht dem FC Bayern eine titellose Saison
Doch ausgerechnet als der Titellose an der Isar anheuerte, geriet irgendwann Sand ins Bayern-Getriebe: Das sonst so verlässliche Titel-Uhrwerk geriet ins Stottern, erlitt in einem Ort namens Saarbrücken sogar einen Pokal-Totalausfall – da war der erste Pokal schon mal weg, ein besonders schöner, da reich verziert. Blieb ja noch die Meisterschaft. Die würde die Mannschaft aus dieser anderen Kleinstadt – wie hieß die noch mal? Ach ja, Vizekusen – sicher noch verspielen, no worries, Harry!
Nun, auch danach sieht es derzeit so überhaupt nicht aus, und da auch keine SpVgg Unterhaching mehr korrigierend eingreifen kann, wird der Brite wohl auch keine Hand an die Schale bekommen. Auch die lustigen Bierduschen wird er nicht erleben, my goodness!
Champions League: Für den FC Bayern geht es gegen den FC Arsenal
Bleibt nur noch der Henkelpott für den Sieger in der Königsklasse. Doch ob es in der derzeitigen Verfassung des FC Bayern im Viertelfinale zu einem Triumph gegen den FC Arsenal (aus London und Erzrivale seines alten Klubs Tottenham) reichen wird? In der Jugend kickte Kane mal für die Gunners, als Achtjähriger. Doch die schickten ihn bald wieder weg, Kane kehrte zu seinem ersten Klub zurück, den Ridgeway Rovers. Es könnte eine schöne Genugtuung sein, dem derzeitigen Tabellenführer der Premier League das ein oder andere Ei ins Nest zu legen.
Überhaupt hatte sich Kane das bestimmt so ausgemalt: erstmal Meister und Pokalsieger mit dem FC Bayern werden und dann zur Krönung das Champions-League-Finale in Wembley – Kane ist nur ein paar Meilen weiter östlich in Walthamstow aufgewachsen. Doch Kane und die großen Endspiele: Das will nicht so recht zusammenpassen. 2019 stand er mit Tottenham im Champions-League-Finale gegen Liverpool, sah kein Land gegen Virgil van Dijk – und verlor 0:2. EM-Finale 2021 gegen Italien: verloren gegen Italien. WM-Viertelfinale gegen Frankreich 2022: 1:2, ein verwandelter und ein verschossener Elfmeter von Kane.
Titellose Saison droht: Harry Kane nimmt sich ein Beispiel an der Queen
Bezeichnend auch sein Wikipedia-Eintrag: Bei jedem Spieler seiner Extraklasse gibt es die Rubrik "Erfolge" – bei Kane nicht. Dass die nicht eben zimperliche britische Boulevardpresse nach den ersten Lobeshymnen zu Saisonbeginn mittlerweile längst auf Häme, Hohn und Spott umgeschwenkt hat, überrascht nicht. Trifft der Torschütze vom Dienst ausnahmsweise mal nicht, wird gleich von "Harry Pain" gegiftet.
Bewundernswert, wie abgeklärt der Brite, der gut als younger statesman durchgehen würde, all das wegsteckt und einfach weitermacht. King Kane scheint sich an die Maxime seiner ehemaligen Königin zu halten: "Never explain, never complain" (nie erklären, nie beschweren). Und am Ende doch den Pott in die Höhe stemmen, daheim in Wembley.