Immer weiter warnen

„Wir müssen uns auf diese drei Titel konzentrieren. Es geht mir für meinen Geschmack derzeit etwas zu locker zu im Training.“ Oliver Kahn wird zur Spaßbremse, um seinen sechsten Pokalsieg nicht zu gefährden.
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Fünfmal hat Oliver Kahn den DFB-Pokal schon geholt.
Rzepka/Augenklick Fünfmal hat Oliver Kahn den DFB-Pokal schon geholt.

MÜNCHEN - „Wir müssen uns auf diese drei Titel konzentrieren. Es geht mir für meinen Geschmack derzeit etwas zu locker zu im Training.“ Oliver Kahn wird zur Spaßbremse, um seinen sechsten Pokalsieg nicht zu gefährden.

Ein Treffer – und Bayern ist versenkt. Und Kahn raus. Elfmeterschießen, der letzte Schütze. Markus Palionis läuft an. Ein litauisch-deutscher Regionalliga-Kicker von Wacker Burghausen, 20 Jahre jung. Der Druck lastet auf ihm. Und auf Oliver Kahn, 38, Fußballheld, Welttorwart. Es ist der letzte Moment, die letzte Chance, um das Schicksal zu beeinflussen. Kahn hält. Palionis ist untröstlich.

Und Kahn? Der ballt die Faust. Nicht mit mir!, soll das bedeuten. Nicht hier! Kurz darauf hält er noch einen. Bayern hat überlebt, gewinnt das Elfmeterschießen der ersten Runde mit 4:3 bei Wacker Burghausen. Es war ein lauer Sommerabend an jenem 6. August 2007. Ein Montag. Kein Tag, um eine Karriere im DFB-Pokal zu beenden. Nicht imWacker-Stadion von Burghausen mit eiligst errichteten Zuschauertribünen aus Stahlrohr. „Damals hat uns Oliver vor einer Riesen- Blamage bewahrt“, sagt Trainer Ottmar Hitzfeld. Und sich vor einem Abgang im Pokal durch den Hinterausgang.

Wie in Burghausen, so auch in Getafe

Das will Kahn nicht. Das ist er nicht. Siehe Getafe. Auch im Uefa-Cup drohte ein Abgang von einer ganz kleinen Bühne. Kahn stemmte sich in den letzten Sekunden dagegen. Wie in Burghausen, so auch in Getafe – mit Erfolg.

Am Samstag steht er im DFBPokalfinale. Er hatte es geahnt. Bereits nach Burghausen. Sepp Maier, Kahns langjähriger Begleiter und Torwarttrainer, erinnert sich: „Am nächsten Tag sagte der Olli zu mir: ,Sepp, wenn du in der ersten Runde mit so viel Dusel und im Elferschießen weiterkommt, dann marschierst du durch bis ins Endspiel.’ Und so ist es ja auch gekommen.“ Bayern gegen Dortmund. Alles andere als ein Endspiel wäre unwürdig für Kahn gewesen. „Davon träumt man, dass man so ein letztes Jahr mit einem Pokalsieg krönen kann“, sagte Kahn.

5:1 lautet sein Finalbilanz. Zu eins! Auf die einzige Niederlage, 1999 im Elfmeterschießen gegen Werder Bremen, angesprochen, sagte Kahn gestern: „Es ist komisch, aber es bleiben immer die negativen Sachen hängen, dabei gab’s doch für mich im Pokal so viele Höhepunkte.“ 1998 gewann er erstmals den Pokal, ein 2:1 gegen Duisburg (Basler traf kurz vor Schluss). 2000 die Revanche gegen Werder, ein sattes 3:0. Die weiteren Triumphe: Ein 3:1 gegen Kaiserslautern (2003), ein 2:1 gegen Schalke (2005), ein 1:0 gegen Frankfurt (2006).

Ein neuer Rekord

Mit dem Endspiel am Samstag stellt Kahn einen neuen Rekord auf. Nie zuvor hat ein Profi sieben Mal an einem DFB-Pokalfinale teilgenommen. Gewinnen die Bayern, wird Kahn zum alleinigen Rekordpokalsieger; bisher muss er sich diesen Titel mit Bixente Lizarazu und Mehmet Scholl teilen (je fünf Erfolge).

Dafür tut der Torhüter alles. Er setzte am Mittwochabend beim 3:1-Sieg in Frankfurt aus, um seine Halswirbelbeschwerden (Kahn: „Es geht mir wieder gut. Ich bin fit.“) auszukurieren. Für den Sieg am Samstag in Berlin gibt der Kapitän nun sogar die Spaßbremse. Nach dem fulminanten 5:0 gegen Dortmund und dem fröhlichen 3:1 in Frankfurt schlüpfte er ganz bewusst in die Rolle des Zweiflers, des Mahners. So kennt man ihn. Kahn wäre nicht Kahn, würde er nicht solche Sätze sagen: „Natürlich freuen wir uns über unsere Siege, aber wir müssen uns auf diese drei Titel konzentrieren. Es geht mir für meinen Geschmack derzeit etwas zu locker zu im Training“, sagte er gestern, „deswegen musste ich schon dem einen oder anderen im Training klar machen, um was es geht.“

Der Torhüter will das Triple

Um den 14. Pokalsieg des Vereins, um Kahns sechsten. Nicht nur das. Der Torhüter will das Triple, den größtmöglichen Triumph zum Abschied. Daher warnt er. Er macht weiter: Im Immer-weiter-warnen. Die Bayern haben schon oft darauf gehört. Und sind meist gut damit gefahren.

Patrick Strasser, Patrick Steinke

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