Im Viktoria-Sandwich: Richtungsweisende Tage für den FC Bayern

München - Mit einer Viktoria haben die Bayern in dieser Saison bereits gute Erfahrungen gemacht. In der ersten Runde des DFB-Pokals hatten die Münchner mit der Viktoria aus Köln, dem Drittligisten, keinerlei Mühe, gewannen Ende August mit 5:0.
Viktoria: Tatsächliche Gewinnerin
Nun geht es am Dienstag in der Champions League gegen eine Viktoria, die tatsächlich eine Gewinnerin ist, nämlich Viktoria Pilsen, den Meister der tschechischen Fortuna (!)-Liga. Der Sponsor und damit Namensgeber der Liga ist ein Wettanbieter - passt ja, da braucht man Fortuna (lateinisch: "Glück" bzw. "Schicksal"), die Glücks- und Schicksalsgöttin.
In eben jener römischen Mythologie stellt Victoria dagegen die vergöttlichte Personifikation des Sieges dar. Ins Weltliche übertragen: der FC Bayern, würden seine Anhänger sagen.
Das doppelte Duell mit dem Verein aus der westböhmischen Stadt mit den rund 175.000 Einwohnern kommt als Sandwich daher für einen der wichtigsten Termine im Jahreskalender des FC Bayern. Gegen Borussia Dortmund geht es am kommenden Samstag im Signal-Iduna-Park wie eh und je im deutschen Clásico um mehr als drei Punkte. Pilsen, Dortmund, Pilsen - volle Pulle in neun Tagen mit der Chance für Wenigspieler, gegen die Tschechen in den Genuss von mehr Spielzeit zu kommen?
"Müssen ein bisschen rotieren"
"Wir müssen schon wegen Thomas und Josh ein bisschen rotieren, werden aber nicht sieben Spieler wechseln", sagte Trainer Julian Nagelsmann und meinte die beiden Corona-positiven Müller und Kimmich, die fehlen.
Sein Plan gegen Pilsen, Part eins: "Es gibt mehrere Wege: frühe Auswechslungen oder Startelfwechsel." Wie er sich entscheidet, wollte der 34-Jährige am Montag noch nicht verraten. Leon Goretzka und Serge Gnabry sind natürlich Teil seiner Pläne (siehe Seite 17), vor allem dem zuletzt formschwachen Gnabry könnten Minuten und Tore guttun. "Ich kenne Serge seit Ewigkeiten, halte sehr viel von ihm und habe die Erwartung, dass er nicht zu viel nachdenkt, sondern frei von der Seele spielt. Ich schenke ihm viel Vertrauen, von daher kann er befreit aufspielen", sagte Nagelsmann. Sein letztes Tor erzielte Angreifer Gnabry beim 7:0 in Bochum am 21. August. Seitdem folgten zehn (!) Partien ohne Treffer im Bayern- oder DFB-Dress, allerdings wurde der 27-Jährige dabei auch sieben Mal lediglich eingewechselt. Das eine bedingt das andere.
Gravenberch und Tel eine Option?
Ob auch die jungen Ryan Gravenberch (20) und Mathys Tel (17) im ersten der beiden Sandwich-Spiele gegen Pilsen eine Option sind? Nagelsmann war dafür kritisiert worden, den beiden zu wenig Spielzeit zu geben. "Ich sehe das ganze Drama dabei nicht", erwiderte der Cheftrainer, "es ist einfach Bayern München." Will sagen: der Konkurrenzkampf enorm. "Bei Ryan muss man wie bei Mathys Tel das Alter sehen. Sie kommen als junge Spieler zu einem ganz großen Verein, da sind Geduld und Kommunikation ganz wichtige Punkte, damit die Spieler wissen, was von ihnen erwartet wird."
Gravenberch ist im zentralen Mittelfeld hinter Kimmich, Sabitzer und Goretzka aktuell nur die Nummer vier. Der Niederländer habe jedoch, so Nagelsmann, "die letzten eineinhalb Wochen einen sehr guten Eindruck" gemacht. Riecht nach einer Einsatzchance.
Auch der Franzose Tel, seines Zeichens Flügelspieler mit Drang zum Tor, dürfte bei einer Einwechslung gegen Pilsen anders als gegen Leverkusen den Vorzug vor Eric-Maxim Choupo-Moting (33) erhalten. Und mit ein wenig Fortuna im Bunde gelingt gegen Viktoria sogar ein Tor.