Im Postpalast: Seehofer feiert Hoeneß

Ministerpräsident Horst Seehofer gratuliert  Ex-Präsident Uli Hoeneß, der schon bald in Haft muss, zu einer „großartigen Leistung. Das wird immer bleiben“. Darf er jetzt in Landshut statt Landsberg einsitzen?
von  az
Warme Worte von ganz oben: Ministerpräsident Seehofer (l.) ehrte Hoeneß in seiner Rede.
Warme Worte von ganz oben: Ministerpräsident Seehofer (l.) ehrte Hoeneß in seiner Rede. © dpa

München – Im Stadion saß er wie immer: mit rotweißem Fanschal. Beim Meister-Korso auf der Leopoldstraße aber fehlte Uli Hoeneß ebenso wie bei der Ehrung auf dem Rathausbalkon. Öffentlich auf den Straßen und dem Marienplatz feiern lassen wollte sich der Ex-Präsident, der dieser Tage seine dreieinhalbjährige Freiheitsstrafe wegen Steuerhinterziehung antreten muss (wohl aber erst nach dem Pokalfinale am Samstag in Berlin), dann doch nicht. Während Claudio Pizarro und Javier Martínez oben auf dem Balkon der jubelten Menge einen Schal mit der Aufschrift „Danke, Uli“ präsentierten, saß Hoeneß im Audi Dome – beim Playoff-Auftakt der Bayern gegen Ludwigsburg.

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Später aber, bei der internen Meisterfeier im Postpalast, da war er wieder mittendrin mit seinem Janker. Tanzte mit Vorstandsfrau Martina Rummenigge, tätschelte Meistercoach Guardiola, umarmte Schweinsteigers Sarah, genoss guten Rotwein und seine Zigarren – und ließ sich huldigen, als sei’s ein Fest vor allem für ihn.

Was wohl auch am Festredner lag, dem selben wie beim 60. Hoeneß-Geburtstag vor zwei Jahren an gleicher Stelle: Er wolle „einer Persönlichkeit danken, und zwar ganz bewusst auch als bayerischer Ministerpräsident, weil wir ihm als Freistaat Bayern ungeheuer viel zu verdanken haben“, so begann Horst Seehofer – zunächst, um Spannung aufzubauen, wo keine war: ohne den zurückgetretenen Präsidenten namentlich zu erwähnen.

Er führte aus: „Wir haben ihm zu verdanken, dass dieser FC Bayern (...) eine einzigartige Erfolgsgeschichte hingelegt hat, und zwar in allen Belangen: In der Menschlichkeit, im sportlichen Leistungsvermögen, in der finanziellen Solidität." Diese Entwicklung habe „zweifelsohne mit einem Namen zu tun, mit einem Namen, der diesen FC Bayern zu einem Fußballklub mit weltweiter Ausstrahlungskraft gemacht hat. Das, lieber Uli Hoeneß, wird immer bleiben, das kann Ihnen niemand nehmen. Danke, Uli Hoeneß, für diese großartige Leistung.“

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Und schon gab es Standing Ovations, so wie zuletzt bei der Mitgliederversammlung, wo Hoeneß schon vor Haftantritt sein Comeback als Präsident in Aussicht gestellt hatte („Das war’s noch nicht!“). Es ist halt doch eine eigene Welt, dieser FC Bayern, und Seehofer gehört ganz gerne dazu, nicht nur privat, sondern sogar als bayerischer Amtsträger.

Ob er in dieser Funktion in der Meisternacht mit Hoeneß auch über dessen Wunsch gesprochen hat, nicht wie vorgesehen in Landsberg am Lech einsitzen zu müssen? Über seine Anwälte hat Hoeneß laut „Focus“ bei der Staatsanwaltschaft München II Einwände dagegen erhoben – weil er in seiner Privatsphäre verletzt worden sei. Es geht um den „Tag der offenen Tür“, den die JVA Landsberg wegen dem künftigen Häftling für Medien zelebriert hatte und bei dem viele Details zu den Haftbedingungen von Hoeneß verraten wurden.

Zudem gebe es laut „Focus“ Sicherheitsbedenken. Hoeneß, so heißt es, wolle seine Strafe lieber in der neuen Justizvollzugsanstalt in Landshutabsitzen – aussuchen darf er sich das freilich nicht. Aber wer Seehofer zum Freund hat... dessen Antrag wird wohl wenigstens wohlwollend geprüft werden. Eine Lex Hoeneß?

 

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