Im Kopf kriselt's: Müller und Flick haben ein Problem ausgemacht
München - Ein paar Tage durchschnaufen, die gemeinsame Zeit mit Frau und Pferden zu Hause genießen: Manchmal ist Thomas Müller sicher froh, kein Nationalspieler mehr zu sein und am Mittwoch ein eher bedeutungsloses Testspiel gegen die Türkei in Köln absolvieren zu müssen.
Der Offensivstar des FC Bayern bekam von Trainer Hansi Flick nach dem 4:3-Sieg gegen Hertha BSC einen Kurzurlaub zugesprochen. "Mit ein paar Spielern werden wir trainieren, ein paar Spieler werden frei bekommen", sagte Flick. Und bei Müller, der in den vergangenen Monaten extrem belastet wurde, sei es eben wichtig, dass "dieser mal den Kopf frei bekomme", erklärte Bayerns Coach weiter.
Die Defensive ist ein Problem
Nicht nur für Müller kommt die Pause zur rechten Zeit. Im Kopf kriselt's aktuell bei den Münchnern, das war auch am Sonntagabend zu erkennen. "Wir sind natürlich froh", sagte Müller nach dem Erfolg, der Bayern auf Platz vier in der Tabelle brachte. "Aber wir können nicht zufrieden sein, wie wir unser Tor verteidigen." Keeper Manuel Neuer dürfte diesen Satz unterschreiben. In fünf Pflichtspielen dieser Saison hat er schon zehn Gegentore hinnehmen müssen. Eine ungewohnt schlechte Bilanz.
"Das geht die ganze Mannschaft an", ergänzte Müller: "Sobald wir führen oder nicht hinten sind, haben wir das Gefühl: Das wird schon. Diese Mentalität, uns auch nach einem 2:0 weiter zu quälen, wie es nach der Corona-Pause war - da müssen wir wieder hinkommen."
Müller: "Müde sind wir vielleicht"
Woran es derzeit liegt, ist für Müller klar: "Müde sind wir vielleicht, aber nicht in den Beinen. Denn ich glaube zu wissen, dass unser Fitnesstest, als es wieder losging, überragend war. Es ist der Kopf", sagte er. "Wenn du fünf Titel gewonnen hast, ist dieser Schritt, dann auch mal stehen zu bleiben, nahe. Das ist irgendwo auch verständlich, aber wir sind nicht auf dem Platz, um verständliche Dinge zu tun. Wir wollen Dinge tun, die nur der FC Bayern macht und für die er bewundert wird und bewundert wurde. Da müssen wir wieder hinkommen, da nehme ich mich selbst auch gar nicht aus."
Flick: "Die Art und Weise, wie wir spielen, ist nicht Bayern-like"
Alles Kopfsache, meinte auch Leon Goretzka. "Die Belastung ist im Moment extrem hoch, aber Müdigkeit fängt im Kopf an. Nach dem Lockdown sind wir ungeachtet des Spielstands mit Vollgas über den Platz gelaufen, das ist jetzt nicht mehr der Fall", sagte der Mittelfeldstar.
Coach Flick sind diese Versäumnisse natürlich aufgefallen. Er hofft darauf, "dass wir in der Defensive gemeinsam als Team besser arbeiten und den Gegner besser unter Druck setzen können", wie er sagte: "Es ist wichtig, dass wir die wenigen Trainingseinheiten jetzt nutzen, um unser Spiel wieder so ins Laufen zu bekommen, wie wir das gerne hätten."
Gegen Hertha gab sein Team dreimal die Führung aus der Hand, Jhon Cordoba (59. Minute), Matheus Cunha (71.) und Jessic Ngankam (88.) kamen jeweils ziemlich unbedrängt vor Neuer zum Torerfolg. Ohne Robert Lewandowski, der viermal traf (40., 51., 85., 90.+3/Foulelfmeter), hätte Bayern dieses Spiel nicht gewonnen. Und der Rückstand in der Tabelle wäre angewachsen.
Nach der Länderspielpause will man wieder schönen Fußball spielen
So aber kann man von einem weiteren Warnschuss sprechen. "Nach der Länderspielpause geht es darum, wieder den schönen Fußball zu spielen, den wir alle wollen, da müssen wir noch ein Stück weit daran arbeiten", sagte Flick: "Die Art und Weise, wie wir gerade spielen, ist nicht Bayern-like."
Weil zahlreiche Stars mit ihren Nationalteams unterwegs sind und Flick zudem vier Neuzugänge integrieren muss, ist davon auszugehen, dass es noch mehr Arbeitssiege wie gegen Hertha geben wird.