Im EM-Finale: Zieht FC-Bayern-Star Harry Kane mit Gerd Müller gleich?

Berlin – Kurz vor dem Finale der Europameisterschaft geht ein Clip durch Englands soziale Netzwerke. Kernaussage: "It's coming". Was und wohin wird nicht gesagt und jedes Mal, als der vollständige Satz fallen könnte, folgt der harte Umschnitt. Der Kontext ist den Fans der "Three Lions" ohnehin bekannt. Noch sind sie aber zu abergläubisch, um den Satz komplett auszusprechen. Ist es diesmal wirklich so weit? Gewinnt England am Sonntag tatsächlich seinen ersten Titel seit 1966?
England vor erstem Titel seit 58 Jahren
Zum zweiten Mal nacheinander führte Gareth Southgate seine Mannschaft ins EM-Endspiel. Finalniederlage und erneuter Finaleinzug, das gelang zuvor lediglich dem DFB-Team, 1976 und 1980 sowie 1992 und 1996. In den zweiten Versuchen gab es jeweils den Titel. 1996 schüttelte Kapitän Jürgen Klinsmann in Wembley die Hand der Queen – und jetzt Harry Kane die von Bundeskanzler Olaf Scholz im Berliner Olympiastadion? Für den "Skipper" wäre es ein besonderer Anlass. Mit dem FC Bayern verpasste Kane in der abgelaufenen Saison noch seinen ersten Karrieretitel. Nun soll es mit der englischen Nationalmannschaft funktionieren.
"Das erste Finale auf ausländischem Boden. Eine sehr, sehr, sehr spezielle Nacht. Ich könnte nicht stolzer auf alle Beteiligten sein, alle Spieler, die Trainer, der Staff, jeder. Es war eine wahnsinnige Reise und jetzt gibt es noch ein Spiel", freute sich Kane nach dem Finaleinzug gegen die Niederlande (2:1).
Kane gegen Dani Olmo: Wer entscheidet den dritten Teil für sich?
Für den Titel müssen die Engländer Spanien bezwingen – und Kane einen seiner Angstgegner, der bei dieser EM aufdrehte: Dani Olmo. Nachdem Toni Kroos Pedri unsanft über die Klinge springen ließ und Barcelonas Mittelfeldspieler nicht mehr weitermachen konnte, rutschte der Leipziger in die Startelf und brachte den Iberern die vorher vermisste Geradlinigkeit und Wucht ins Offensivspiel. Tor und Assist gegen Deutschland (2:1 n.V.), Siegtor gegen Frankreich (2:1) und auch mit Kane hatte Olmo in einem Finale bereits positive Erfahrungen.
Am Morgen des 12. August 2023 machte der FC Bayern seinen neuen Rekordtransfer publik. Die Freude bei Mannschaft und Fans war groß, als bekannt wurde, dass Kane sogar im ersten Pflichtspiel der Saison, dem DFL-Supercup gegen RB Leipzig, mitwirken kann. Doch anstatt der großen Debütshow spielte sich Dani Olmo per Dreierpack (3., 44., 68. (Elfmeter)) gegen verschwenderische Bayern ins Rampenlicht. Kane, der nach gut einer Stunde seine ersten Minuten im Trikot des Rekordmeisters sammelte, konnte nichts mehr ausrichten.
Das vergangene Aufeinandertreffen Ende Februar entschied jedoch der Engländer. In Minute 91 versenkte Kane eine Flanke von Eric Maxim Choupo-Moting herausragend per Volley ins rechte Eck, schnürte den Doppelpack und gewann dem FC Bayern sein erstes Bundesligaspiel gegen RB seit etwas mehr als einem Jahr.
Acht Toptorjäger? UEFA könnte für Kuriosität sorgen
In Berlin duellieren sich Kane und Dani Olmo um den Titel als Toptorjäger dieser Europameisterschaft. Mit drei Treffern liegen beide gleichauf mit DFB-Star Jamal Musiala, Cody Gakpo (Niederlande), Ivan Schranz (Slowakei) sowie Georges Mikautadze (Georgien). Die UEFA kündigte jüngst an, nur noch Tore in die Wertung einfließen zu lassen und bei Gleichstand mehrere Trophäen zu vergeben, anstatt über Einsatzminuten oder Assists einen alleinigen Sieger zu bestimmen. Sollte das Finale beispielsweise nach Treffern von Fabián Ruiz und Jude Bellingham ins Elfmeterschießen gehen, gäbe es ganze acht Toptorjäger.

Für Dani Olmo wäre es "ein Traum, einen Hattrick im Finale zu erzielen und zu gewinnen" und somit sein Kunststück vom vergangenen August zu wiederholen. Kane könnte derweil mit einer Bayern-Legende gleichziehen, sollte er Toptorjäger werden. Die Trophäe bei Welt- und Europameisterschaften zu gewinnen, gelang bisher einzig Gerd Müller.