„Ihr könnt mich alle gern haben“

Heute wird Bayern-Idol Paul Breitner 60 Jahre alt. In der AZ erinnert er sich an legendäre Fotos, zum Durchklicken.
von  Patrick Strasser
„Genau der Zug der Zeit“: "Dieses Foto war eine wunderbare Gelegenheit, die Leute zu schocken. Und zwar all diejenigen, die mich damals als Kommunist, Leninist oder Maoist beschimpft haben, viele lautstark im Stadion. 
Natürlich habe ich damals Lenin, Marx und Mao Zedong gelesen – aber das heißt doch nicht automatisch, dass man ein Anhänger der Lehre ist. Ich fand immer: Man hat sich zu interessieren für diese Dinge. Damals wollte ich mich orientieren, mich weiterbilden, habe mich auch über Adenauer und de Gaulle informiert, genau wie über Che Guevara. Ein wenig Magenschmerzen hatte ich im Nachhinein, weil die Maoisten auch als kriminelle Bankräuber aufgetreten sind, damit wollte ich mich nicht gemein machen.
Das Foto wurde bei uns zu Hause in Neubiberg aufgenommen, da ist nichts gestellt, nichts hingeschoben. Wenn man die Tapete anschaut, war das genau der Zug der Zeit. Ich habe mir sogar Tsingtao, ein chinesisches Bier, von einem Händler bestellt. 
Mit dem Mao-Bild und der Peking-Rundschau dachte ich mir, den Leuten mit Vorurteilen zu zeigen: Ihr wollt es ja nicht anders, da habt ihr es! Ich habe meine Sturm- und Drang-Zeit ausgelebt. Das hieß: Ihr könnt mich alle gern haben. Ich mache, was ich will. Kritisiert ihr mich nur. Wenn ich dann auf dem Platz meine Leistung bringe, seid ihr wieder so klein mit Hut.“
„Genau der Zug der Zeit“: "Dieses Foto war eine wunderbare Gelegenheit, die Leute zu schocken. Und zwar all diejenigen, die mich damals als Kommunist, Leninist oder Maoist beschimpft haben, viele lautstark im Stadion. Natürlich habe ich damals Lenin, Marx und Mao Zedong gelesen – aber das heißt doch nicht automatisch, dass man ein Anhänger der Lehre ist. Ich fand immer: Man hat sich zu interessieren für diese Dinge. Damals wollte ich mich orientieren, mich weiterbilden, habe mich auch über Adenauer und de Gaulle informiert, genau wie über Che Guevara. Ein wenig Magenschmerzen hatte ich im Nachhinein, weil die Maoisten auch als kriminelle Bankräuber aufgetreten sind, damit wollte ich mich nicht gemein machen. Das Foto wurde bei uns zu Hause in Neubiberg aufgenommen, da ist nichts gestellt, nichts hingeschoben. Wenn man die Tapete anschaut, war das genau der Zug der Zeit. Ich habe mir sogar Tsingtao, ein chinesisches Bier, von einem Händler bestellt. Mit dem Mao-Bild und der Peking-Rundschau dachte ich mir, den Leuten mit Vorurteilen zu zeigen: Ihr wollt es ja nicht anders, da habt ihr es! Ich habe meine Sturm- und Drang-Zeit ausgelebt. Das hieß: Ihr könnt mich alle gern haben. Ich mache, was ich will. Kritisiert ihr mich nur. Wenn ich dann auf dem Platz meine Leistung bringe, seid ihr wieder so klein mit Hut.“ © imago/Sven Simon

München - Aus Jubiläen und Jahrestagen hat sich Paul Breitner noch nie etwas gemacht. Eine große Feier hat die Bayern-Legende, der Europacupsieger, Welt- und Europameister, zu seinem 60. Geburtstag am Montag nicht geplant. „Ich will das nicht, das ist nicht meine Welt“, sagte Breitner, derzeit Markenbotschafter des FC Bayern, zur AZ. „Der 60. ist für mich und meine Familie wie der 58. oder 59. – und hoffentlich wie der 61. und 62. Wir machen da kein großes Trara.“

Für die AZ nahm der gebürtige Kolbermoorer sich Zeit, über drei legendäre Fotos abseits des Rasens zu sprechen:  


"Genau der Zug der Zeit"

 "Dieses Foto war eine wunderbare Gelegenheit, die Leute zu schocken.

 Und zwar all diejenigen, die mich damals als Kommunist, Leninist oder Maoist beschimpft haben, viele lautstark im Stadion. Natürlich habe ich damals Lenin, Marx und Mao Zedong gelesen – aber das heißt doch nicht automatisch, dass man ein Anhänger der Lehre ist. Ich fand immer: Man hat sich zu interessieren für diese Dinge. Damals wollte ich mich orientieren, mich weiterbilden, habe mich auch über Adenauer und de Gaulle informiert, genau wie über Che Guevara.

Ein wenig Magenschmerzen hatte ich im Nachhinein, weil die Maoisten auch als kriminelle Bankräuber aufgetreten sind, damit wollte ich mich nicht gemein machen. Das Foto wurde bei uns zu Hause in Neubiberg aufgenommen, da ist nichts gestellt, nichts hingeschoben. Wenn man die Tapete anschaut, war das genau der Zug der Zeit. Ich habe mir sogar Tsingtao, ein chinesisches Bier, von einem Händler bestellt.

Mit dem Mao-Bild und der Peking-Rundschau dachte ich mir, den Leuten mit Vorurteilen zu zeigen: Ihr wollt es ja nicht anders, da habt ihr es! Ich habe meine Sturm- und Drang-Zeit ausgelebt. Das hieß: Ihr könnt mich alle gern haben. Ich mache, was ich will. Kritisiert ihr mich nur. Wenn ich dann auf dem Platz meine Leistung bringe, seid ihr wieder so klein mit Hut.“

 

  


 "Western bei Real"

 "Eines vorweg: Ich wollte nie Schauspieler werden, aber das war eine nette Sache.

Ich kannte Regisseur und Produzent Peter Schamoni aus meiner Anfangszeit in München, aus der Kneipe Alter Simpl, da waren meine Frau Hilde und ich damals zu Hause, mindestens ein Mal die Woche dort. Als ich im Frühjahr 1975 in Madrid bei Real war, rief mich Peter an und erzählte, dass sie demnächst einen Western in den Bergen außerhalb Madrids drehen – mit Hardy Krüger in der Hauptrolle. Peter meinte: Dieser eine US-Sergeant Stark hat einen Kopf auf wie der Paul. Er fragte, ob ich Lust hätte für ein paar Tage mitzumachen. Ich sagte wunderbar, gerne.

Wir haben die Filmcrew, vor allem diejenigen, die gerade nichts zu tun hatten, in unser Haus in Madrid eingeladen, die hingen dann am Pool ab. 1984 habe ich noch in „Kunyonga – Mord in Afrika“ mitgemacht, da ich Regisseur Otto Retzer kannte. Wir haben eine Woche in Kenia gedreht, ich hatte eine kleine Rolle als Rechtsanwalt. Es war toll. Für mich war das toll. Ich konnte lernen, wie man sich vor der Kamera bewegt, wie man spricht. Eine Art Fortbildung.“

 

 


 "Ein Stück Freiheit"

 "Der Uli und ich waren zur Eröffnung eines Bekleidungsladens unseres Kumpels Harry Lindmeyer in München eingeladen.

Für das Foto haben wir uns nicht lange bitten lassen – ein Freundschaftsdienst. Und natürlich mit nacktem Oberkörper. Wenn ich für eine Sauna werben würde, dann nackt. Sonst macht’s doch keinen Sinn. Damals hatten wir noch Körper, die man herzeigen konnte.

Ich war übrigens nicht rasiert, wie man glauben könnte. Da war nie mehr auf der Brust, die Aufteilung bei mir fand ich jedoch immer etwas glücklicher als beim Uli. Das war auf der Seite ein Spaß und für uns zugleich ein Stück Freiheit – nach dem Motto: wir machen, was wir wollen. Und nächsten Samstag wieder ein Superspiel.“

 

 

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