"Ich würde mich nicht auspfeifen!"

München - Natürlich sei es anders als vor zwei Wochen beim Länderspiel, sagt Manuel Neuer: „Jetzt ist das Stadion nicht weiß, sondern blau und weiß. Es wird lauter sein, aufgeheizter - auch weil ich in einem anderen Trikot auflaufen werde.”
Ein Vierteljahr nach seinem brisanten Wechsel von Schalke 04 zum FC Bayern kehrt der Gelsenkirchener am Sonntag (17.30 Uhr, Sky und LIGA TOTAL live) erstmals im Bayern-Dress in seine Fußball-Heimat zurück. Er weiß um die Besonderheit des Spiels und ist froh, dass es so früh in der Saison kommt – damit er es sozusagen hinter sich hat. „Das Publikum auf Schalke ist sehr emotional. Man weiß, dass die Menschen dort den Fußball auch leben”, so Neuer, „ich habe viel für den Verein getan, ich habe lange auf Schalke gespielt. Wer dann pfeift oder jubelt, muss das selber wissen.”
In einigen Schalker Internetforen und auf Neuers Facebook-Seite geht es vor dem Duell mit Bayern hoch her. „Verräter” ist dabei noch die harmloseste Beschimpfung, die sich Neuer gefallen lassen muss. Andere wollen ihm ein Pfeifkonzert verabreichen, das ihm den „Tinnitus seines Lebens” einbringt und wünschen ihm „einen ganz schlimmen Bock” oder „1904 Prozent Hass an den Hals”. Ein User im Forum der Schalker Ultras von „Block 5" schreibt: „Am Sonntag muss er durch die Hölle gehen." Neuer sagt: „Ich freue mich aufs Spiel.”
Zwei ehemalige Teamkollegen meldeten sich schon zu Wort. Anfeindungen habe Manuel nicht verdient, sagte Kapitän Benedikt Höwedes, mit dem Neuer in dieser Woche noch „textete” (Neuer). Auch Keeper Ralf Fährmann bat den Anhang, seinen Vorgänger nicht auszupfeifen: „Ich würde mir das wünschen. Manuel hat so viel für den Verein getan und negative Begleiterscheinungen nicht verdient”, sagte Fährmann über den „besten Torhüter der Welt”.
Doch Neuer macht sich keine Illusionen: „Ich denke, das ist dann nicht das erste Pfeifkonzert, das ich erlebt habe. Da gab es schon andere Spiele. In den Spielen war es immer wichtig für mich, bei der Sache zu bleiben, mich auf das Spiel zu konzentrieren und den Fokus auf den Ball, nicht auf die Ränge zu haben.”
Er würde sich jedenfalls nicht auspfeifen, meinte Neuer, der lange selbst als Fan in der Kurve stand: „Gerald Asamoah im Pauli-Shirt und Heiko Westermann im HSV-Trikot werden ja auch nicht ausgepfiffen.”