Uli Hoeneß poltert, Dreesen beschwichtigt: Verspielt der FC Bayern den Harry-Kane-Deal?

Die Verletzung des Stürmers Eric Maxim Choupo-Moting spielt Tottenhams CEO Daniel Levy nach den brisanten Aussagen von Uli Hoeneß noch weiter in die Karten. FC-Bayern-Boss Jan-Christian Dreesen versucht, zu beschwichtigen.
von  Matthias Kerber
Besser mal nur intern sprechen: Bayern-Patron Uli Hoeneß (l.) und Trainer Thomas Tuchel.
Besser mal nur intern sprechen: Bayern-Patron Uli Hoeneß (l.) und Trainer Thomas Tuchel. © David Kirchner/imago

Rottach-Egern - Einer wird sich die News vom Testspiel des FC Bayern im Trainingslager am Tegernsee gegen den FC Rottach-Egern mit besonders viel Interesse angehört haben. Und nein, es geht nicht um das Ergebnis – das fiel mit 27:0 standesgemäß für den deutschen Rekordmeister aus.

Nein, viel interessanter waren für Daniel Levy, den Boss von Tottenham Hotspur und damit von Stürmer-Star Harry Kane, den die Bayern zum Objekt ihrer unverhohlenen Begierde erkoren haben, die Nachrichten, dass mit dem 34-jährigen Mittelstürmer Eric Maxim Choupo-Moting (Knieprobleme) und dem 18-jährigen Mathys Tel (Schulter) gleich zwei Angreifer Blessuren davongetragen haben.

Zwei Stürmer beim FC Bayern verletzt: Tottenham-Boss Daniel Levy reibt sich die Hände

"Das ist der große Wermutstropfen", sagte Thomas Tuchel sichtlich angefressen. Immerhin: Tel trainierte am Mittwoch wieder. Entwarnung. Allerdings ist auch Thomas Müller, der notfalls als zentraler Stürmer fungieren kann, angeschlagen (Hüfte) vom Trainingslager abgereist.

Das offenbart, wie wichtig die Verpflichtung des englischen Nationalmannschaftskapitäns Kane für Bayern ist, wollen sie in dieser Saison nicht wieder mit der Meisterschaft vorliebnehmen müssen. Und Levy, den Bayern-Patron Uli Hoeneß ja gerade erst als "clever" und als "ausgebufften super Profi" bezeichnet hat, wird sich angesichts dieser zweiten Steilvorlage innerhalb weniger Tage sicher genüsslich die Hände gerieben haben.

Uli Hoeneß plaudert Interna aus – Dreesen versucht, die Situation für den FC Bayern zu retten

Seine Verhandlungsposition ist noch stärker geworden, dieser Mann weiß, wie man Daumenschrauben ansetzt  und gehörig anzieht. Schon nach dem Polterauftritt von Hoeneß zu Beginn des Trainingslagers als er ohne Not Interna der Verhandlungen mit Kane ausgeplaudert hatte, er verkündet hatte, dass Tottenham schon "einknicken" werde, hatten die anderen Bayern-Bosse Kreide gefressen und den Kotau Richtung Levy gemacht.

Erst hatte der neue Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen ein kleines öffentliches Schweigegelübde ausgerufen: "Ich glaube, zu diesem Zeitpunkt halten wir es am besten mit dem Trainer, was er gesagt hat: Das Gras wächst nicht schneller, auch wenn man daran zieht.", dann griff der 55-Jährige – laut "Bild" – sogar gleich noch zum Telefonhörer. Am anderen Ende der Leitung Levy, der über den "verbalen Ausbruch" von Hoeneß not amused – so gar nicht amüsiert war. Dreesen wollte dem Gegenwind, der Hoeneß und damit den Bayern entgegenschlug, den Wind aus den Segeln nehmen.

Tottenham-Präsident Daniel Levy gibt sich stur: "Ich lasse Harry Kane nicht gehen"

Laut "Sport Bild" haben aber auch dieser Versuch, die Friedenspfeife zu entfachen, nichts an der grundsätzlichen Einstellung von Levy, der nicht nur als ausgebufft, sondern auch als stur gilt, nichts geändert.

Der 61-jährige Tottenham-Boss soll direkt nach dem Verbal-Vorstoß der Münchner Abteilung Attacke – sprich Hoeneß – einen Wechsel Kanes, dessen Vertrag im kommenden Jahr ausläuft, kategorisch abgelehnt und verkündet haben: "Ich lasse ihn nicht für 70, 80 oder 100 Millionen gehen!”

"Einfacher wird's für den FC Bayern dadurch nicht": Matthäus sieht Hoeneß-Aussagen kritisch

Haben sich die Bayern verpokert und Levy alle Trümpfe in die Hände gegeben? "Ulis Aussagen werden die Verhandlungen nicht stören, aber einfacher machen sie diese ganz sicher nicht – und billiger wird Kane dadurch auch nicht", schrieb Rekordnationalspieler Lothar Matthäus in seiner Sky-Kolumne.

Und angesichts der bayerischen Stürmeranfälligkeit wird der Preis noch höher gehen. Zu hoch aus Bayern-Sicht, die bisher 80 Millionen Euro plus Boni geboten haben?

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