Holt euch den Champions-League-Titel zurück!

4:1! Real Madrid holt die Champions League. Die Bayern aber wollen die Trophäe nächstes Jahr beim Finale in Berlin zurückerobern.
von  Florian Bogner

Lissabon – Der bärtige Mann sieht glücklich aus. Warum auch nicht, in seinen Händen hält er schließlich den Champions-League-Pokal. Auf einem Foto im Hintergrund: Fünf Spieler des FC Bayern, entthront an diesem Abend, durch Real Madrid. So ließ sich der lange verletzte Alvaro Arbeloa – zuvor beim 4:1 n.V. von Real Madrid gegen Atlético Madrid nicht eingesetzt – fotografieren, stellte das Bild bei Twitter online und schrieb dazu: „WE ARE THE CHAMPIONS!!! ¡Hala Madrid! (hijos de puta) #LaDecima“.

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Übersetzt: „WIR SIND DIE CHAMPIONS!!! Vorwärts Madrid! (Hurensöhne) #zehnterTitel“. „¡Hala Madrid! (hijos de puta)“ – das war ein oft gebrauchter Tweet eines Real-Madrid-Fans gewesen, der im Juli 2013 bei dem verheerenden Zugunglück in Santiago de Compostela ums Leben gekommen war. Arbeloas „hijos de puta“ war also eine Ehrerweisung an den Verstorbenen – aber irgendwo auch eine Spitze in Richtung FC Bayern, in Richtung „bestia negra“. Reals Angstgegner, dem man die Trophäe bereits im Halbfinale entrissen (1:0, 4:0) und nun in Lissabon abgeholt hatte. „Madrid macht seine Legende noch größer“, schreib die Zeitung „El Pais“.

Und wie! Bis zur Nachspielzeit sah Atlético wie der neue Königsklassensieger aus. „Wir waren schon tot“, sagte der deutsche Nationalspieler Sami Khedira, der in Reals Startelf gestanden hatte. Dann kam: Sergio Ramos. Wie gegen Bayern traf der Verteidiger mit Brachialgewalt per Kopf (90.+3), brachte die Königlichen unter den Augen von König Juan Carlos I. in die Verlängerung. In der Atlético, köperlich am Ende, zerbrach, noch drei Gegentore von Gareth Bale (110.), Marcelo (118.) und Cristiano Ronaldo (120., Foulelfmeter) zuließ. „Sergio hat uns wieder einmal gerettet“, sagte Khedira.

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Wie Bayern hatte Real Madrid zwölf Jahre auf die Rückeroberung des Potts mit den großen Ohren, „La Orejona“, warten müssen. Die Sehnsucht nach „La Décima“, dem zehnten Landesmeistertitel, war zur Obession geworden. „Der zehnte Champions-League-Titel mit Real ist mehr wert als der WM-Titel. Darauf haben wir alle so lange gewartet“, sagte Kapitän Iker Casillas. Der Torwart hatte bei Atléticos 0:1 gepatzt, war bei Diego Godins Tor (36.) durch den Strafraum geirrt. Als Ramos zum Ausgleich traf, überhäufte ihn Casillas mit Küssen. Der ganze Real-Tross flog noch in der Nacht zurück nach Madrid, feierte in den Morgenstunden mit den Fans am legendären Cibeles-Brunnen. „Das Tor von Sergio habt ihr alle zusammen erzielt. Ihr seid riesig“, rief Casillas.

Und die Bayern? Die gaben sich als faire Gratulanten. „Herzlichen Glückwunsch vom alten an den neuen Champion!“, twitterte der FC Bayern hochoffiziell. „Was für ein Finale!“, schrieb Jérôme Boateng: „Gratulation an Real und Sami Khedira!“ Auch David Alaba, als österreichischer TV-Experte am Finale beteiligt, gratulierte artig. Schob aber hinterher: „Wir werden nächstes Jahr alles dafür tun, um unsere Träume zu erfüllen!“ Nämlich: den Pott zurückholen. Die Bayern, sie brennen jetzt schon auf die Revanche für das 0:4 im eigenen Stadion. Auf Rache an Real.

Vielleicht ja im Finale 2015. In Berlin.

 

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