Holt Babbel nach Kraft auch Ottl?
Hertha-Trainer Babbel erklärt, wieso er nach Keeper Kraft auch noch Mittelfeldspieler Ottl will.
AZ: Hallo Herr Babbel, wem sind Sie dankbarer, Louis van Gaal oder Manuel Neuer?
MARKUS BABBEL: (lacht) Da frage ich lieber noch mal nach wie Sie das genau meinen?
Der eine hat Thomas Kraft in der Bundesliga und der Champions League ins Tor gestellt und der andere kegelt ihn quasi wieder raus...
Wir wussten schon vorher, dass er ein sehr guter Torwart ist. Wir standen schon eine ganze Weile in Kontakt und haben ihn schließlich überzeugen können, zu uns zu kommen. Und das gegen große Konkurrenz. Aber es freut uns natürlich, dass er in München auch dem letzten Zweifler seine Qualitäten hat zeigen können.
Gab es einen Verhandlungsbonus für Sie als ehemaligen Münchner? Sie sind eng mit Bayerns Sportdirektor Christian Nerlinger befreundet.
Glauben Sie Christian Nerlinger darf bei den Bayern Leute abgegeben, weil ein Kumpel anruft. Der muss dort seinen Job gut machen. Es stimmt zwar, dass wir eng befreundet sind, aber das ist auch alles! Wir haben zu einem bestimmten Zeitpunkt von seinem Berater einen Wink bekommen, da könnte vielleicht was gehen.
Nun entsteht quasi eine „Bayern light”-Ausgabe bei Hertha: Christian Lell und Thomas Kraft haben Sie schon, jetzt fehlt nur noch Andreas Ottl, oder?
(lacht) Mit Bayern light hat das wenig zu tun. Fakt ist einfach, bei FC Bayern hat man durch die Bank weg Topleute. Die haben dort eine perfekte Ausbildung erhalten, können auch in jungen Jahren mit Druck sehr gut umgehen, sind also druckresistent. Das Anforderungsprofil in Berlin ist nicht viel geringer als in München: große Stadt, ein ungeheuer großes Medienaufkommen, da gibt es viele Parallelen.
Und Ottl?
Wir haben mit ihm gesprochen, wir wollen ihn haben und nun liegt es an ihm, sich zu entscheiden. Wir würden uns enorm freuen, wenn er käme, weil wir absolut überzeugt sind von ihm. Er würde wie die anderen beiden Bayern menschlich sehr gut zu uns passen und unsere Qualität weiter steigern.
Zurück zu Thomas Kraft. Wie sehen dessen Qualitäten aus?
Mich hat sehr beeindruckt wie er dem Druck standhielt, als er in einer sehr schwierigen Phase ins Tor kam. Der Druck für ihn war zu dem Zeitpunkt sicher größer als bei sonstigen Torwartwechsel etwa vor einer neuen Saison. Und Louis van Gaal...
...hat sich mit dem Wechsel jede Menge Ärger eingehandelt...
...ich wollte was anderes sagen.
Bitte!
Van Gaal hat sich sicher was dabei gedacht und war von Krafts Qualität überzeugt. Wie Thomas dann gespielt hat, hat uns gezeigt, wir haben den richtigen Riecher. Er hat seine schwierige Aufgabe sagenhaft gelöst.
Sie hatten nie Angst, dass er so gut hält, dass ihn die Bayern behalten?
Grundsätzlich muss ein FC Bayern versuchen, den besten deutschen Torwart zu holen, wenn er ihn kriegen kann. Soviel zu Manuel Neuers Qualitäten.
Und bei Ihnen ist Kraft die Nummer eins?
Wenn er so hält wie er es kann, habe ich keine Zweifel. Aber er muss sich auch bei uns diese Position verdienen.
Ist es generell schwierig für junge Torhüter, sich bei den Bayern durchzusetzen? Wir erinnern an Wessels, Rensing und eben Kraft...
Da muss man sicher jeden einzeln sehen. Bei Michael Rensing war es sicher unglücklich, dass jeder schon gleich vom nächsten Nationaltorwart gesprochen hat. Und bei Kraft war aus gutem Grund niemand derart euphorisch. Man hat schon gewusst, dass die Pläne trotz seines Talents in eine andere Richtung gehen könnten. Thomas ist dann dort am Ende etwas schlecht weggekommen, hat aber dann mit uns eine sehr gute Entscheidung getroffen. Das zeigt seine Unterschrift für vier Jahre.