Holger Badstuber zurück beim FCB: "Stammplatz? Ich habe keine Ansprüche!"

Portland - Nein, nicht wieder Vail. Nicht nach Denver, nicht in die Praxis des renommierten Knie-Spezialisten Richard Steadman. „Zum Glück nicht“, sagt Holger Badstuber, der Vail-Kenner. Ein Lachen huscht über sein Gesicht. Es ist mehr: Ein kurzer Moment des Glücks.
Solche Endorphin-Schübe erlebt Badstuber derzeit viele in Portland, Oregon – knapp 2000 Kilometer westlich von Vail. Weil der 25-Jährige gesund ist. Weil sein Knie gesund ist. Weil es hält, alles mitmacht. Die Bayern haben zig Termine auf ihrer Kombireise aus Marketing, PR und Training. Erst New York, nun Portland. Einzig Badstuber ist richtig froh, dass man am Samstag die Mega-City verlassen hat, um ins beschauliche Städtchen an der Westcoast zu fliegen.
„Hier haben wir gute Bedingungen, können morgens und abends trainieren. Ab jetzt steht das Training wieder im Vordergrund. In New York konnten wir nicht so gut trainieren.“ Immer wieder sagt Badstuber: Trainieren oder Training. Es bedeutet ihm alles. Das Spielen, die Spiele kommen dann von alleine. Testspiele hat er schon fünf mitgemacht, die Pflichtspiele beginnen nächste Woche. Badstuber kann nicht genug bekommen: „Solche Einheiten sind für mich super.“ Er ist zurück auf dem Planeten FC Bayern.
Eineinhalb Jahre lebte er hinterm Mond. Zwei Kreuzbandrisse. Schicksalsriss Nummer eins am 1. Dezember 2012, im Mai darauf die Schockdiagnose: ein erneuter Riss. Alles nochmal von vorne. Es ging zurück auf Anfang, zurück nach Vail. Wiederholungstaste Reha. Gesundheit gelöscht. Alle Ziele ebenso. Er wäre nun Champions-League-Sieger, Triple-Champion, Klubweltmeister, Weltmeister. „Jeder Tag war eine neue Erfahrung für mich – auch durch die Rückschläge.“ Das sagt er heute, als Vollzeitkraft im Bayern-Kader. Damals hat er es gehasst. Diese Lehren preisen nur die Gesundeten. „Für mich war es auch eine schöne Sache: Ich habe mich verändert, wurde dadurch geerdet. Früher waren die Dinge selbstverständlich.“ Er sei gelassener geworden und ja, er sagte tatsächlich, es war „eine schöne Sache“.
Auch dass er nun in Portland die Reporterfragen gestellt bekommt, die ein fitter Spieler eben bekommt. Konkurrenz? Nächster Gegner? Dortmund? Titelchancen? Es ärgert ihn zwar sichtlich, geht zu weit, zu schnell. Tief drin ist er aber froh drum: Fußballernormalität.
Das Supercup-Duell am 13. August „wollen wir gewinnen“. Wenn die Konkurrenz um die Posten in der Innenverteidigung (Boateng, Dante) wieder da ist, sei „noch mehr Qualität im Training“. Und die Bundesliga könne, wenn es nach ihm geht, „auch spannender werden“.
Nicht so wichtig. Er ist gerade dabei, den wichtigsten Zweikampf seiner Karriere zu gewinnen. Den gegen die Angst. Gegen die bösen Gedanken. „Ich habe keine Probleme. Bisher konnte ich jede Einheit voll durchziehen. Ich bin voll belastbar.“ Er zeigt sich Pep Guardiola, haut sich in jeder Einheit im brütend heißen Portland rein. Und genießt. Einen Stammplatz will er bei der Mannschaft, nicht sofort in der Startelf. „Ich habe doch keine Ansprüche, will Spaß haben, Gas geben, mich verbessern.“ Über Badstubers Fortschritte sagt Sportdirektor Matthias Sammer: „Holger ist schon so weit, wie ich es zu diesem Zeitpunkt nicht für möglich gehalten habe.“ Momentan ist er ein Fixpunkt der Dreierkette, als Nebenmann von Javi Martínez.
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Und nach Vail will er vielleicht nach Karriereende mal wieder. Zum Ski fahren. Mit gesunden Knien.