Hola, Javi!

Das Transfer-Theater um Javi Martínez neigt sich dem Ende: Nach dem mitternächtlichen Medizincheck in München reist er nach Madrid, um seinen Vertrag aufzulösen – doch Bayern droht Ärger mit Bilbao.
von  Patrick Strasser
Martinez und seine schöne Maria
Martinez und seine schöne Maria © dpa

Kaum da, schon wieder weg – und bald zurück, um dann so richtig da zu sein. Javi Martínez war über Nacht nur knapp elf Stunden in München, dann flog der Spanier von Athletic Bilbao um 10 Uhr vormittags wieder weiter, nach Madrid. Es sind aufregende Stunden und Tage – nicht nur für den Profi, der zum FC Bayern wechselt und dank der 40 Millionen Euro Ablösesumme die Plakette „teuerster Transfer der Bundesliga aller Zeiten“ bekommen wird. Hola, Javi!
In einem Privatjet hatte der FC Bayern seinen Wunschkandidaten am Dienstagabend in München einfliegen lassen. Operation Hinterausgang, alles top secret. Nur nicht auffliegen.
Auf schnellstem Weg ging es dann in die Praxis von Bayern-Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt. Ein Team von „Sky Sport News HD“ filmte Martínez bei der Ankunft kurz vor Mitternacht am Alten Hof, ein Regenschirm sollte ihn vor Blicken und der Linse der Kamera schützen. Um kurz vor vier Uhr morgens war der Medizincheck absolviert – und ab ging es in den bereit gestellten Wagen. Man könnte eher sagen: ein Fluchtauto.
Alles okay, rein medizinisch, hieß es. Doch die finale, endgültige Bestätigung des Transfer-Geschäfts konnte der FC Bayern bis zum Mittwochnachmittag noch nicht verkünden. Unter Federführung von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hatten die Bayern am Dienstag telefonisch in den Verhandlungen mit spanischem Liga-Verband LFP und Bilbao offenbar den Durchbruch erzielt. Doch Martínez konnte deshalb nicht gleich in München bleiben, weil er in Madrid bei der Verbandszentrale seinen Vertrag persönlich auflösen musste inklusive Hinterlegung des Schecks über die 40 Millionen Euro. Wann er wieder kommt?
„Es ist wie Weihnachten. Man muss Geduld haben. Es gibt nichts zu verkünden“, sagte Rummenigge, räumte jedoch auf Nachfrage ein, dass er den Zeitpunkt bereits wisse, an dem man den Wechsel als perfekt vermelden könne. Mögliches erstes Training mit der Mannschaft an der Säbener Straße: Donnerstag.
Die Sache hat noch einen Haken: Athletic Bilbao teilte am Mittwoch mit, Martínez habe seinen Kurztrip an die Isar ohne Erlaubnis der Basken unternommen. „Damit der Verein vorgehen kann, wie es möglicherweise nötig sein wird, hat Athletic Bilbao den Spieler zu einer Erklärung aufgefordert“, teilte der Club mit und stellte fest, Martínez gehöre noch zum Kader.
Hat der FC Bayern etwa gegen Transfer-Regularien der Fifa verstoßen? Tatsache ist: Während Martínez sich absetzte, weilten Mannschaft und Verantwortliche von Athletic Bilbao in Helsinki, wo der Klub am Donnerstag sein Play-off-Rückspiel in der Europa League bei HJK bestreitet.
Doch bei den Bayern-Bossen herrschte am Mittwoch derart gelöste Stimmung, dass man kaum glauben kann, sie hätten sich einen Fehler erlaubt bei diesem Transfer.
Dass Martínez „15 bis 20 Millionen“ teurer ist als sein Marktwert, wie Präsident Uli Hoeneß kürzlich zugab, ist nun auch egal. Hauptsache geschafft. „40 Millionen Euro? Puh, das ist viel Geld und bedeutet viel Druck für ihn“, sagte Franck Ribéry am Mittwoch der AZ, „das bedeutet: Er muss Leistung bringen. Bei mir waren es damals 25 Millionen Euro und ich denke, ich konnte ganz gut damit umgehen.“ Der Franzose weiter: „Mehr Konkurrenz bedeutet eine höhere Leistungsdichte im Kader, das macht uns stärker. Viele Spieler von uns sprechen Spanisch, wir werden ihm helfen. Wenn Javi etwas braucht, sind wir da. Das ist der FC Bayern, das ist eine große Familie.“

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