Hoffnung in Oranje: So ticken Bayerns Ajax-Stars Mazraoui und Gravenberch

München/Amsterdam - Mit Titelfeiern und Meisterschalen hat Noussair Mazraoui schon Routine. Auch das prädestiniert den Rechtsverteidiger von Ajax Amsterdam für den FC Bayern. Am Mittwochabend wurde der 24-Jährige durch das 5:0 im letzten Saison-Heimspiel gegen den SC Heerenveen zum zweiten Mal hintereinander Meister in der niederländischen Eredivisie.
Ajax machte den Titel am vorletzten Spieltag klar, kann von der PSV Eindhoven mit Angreifer Mario Götze nicht mehr eingeholt werden. Mazraoui wurde in der 67. Minute ausgewechselt und von den Fans verabschiedet.
Werben um Mazraoui: FC Bayern sticht Barcelona aus
"Ihr könnt gratulieren. Es ist durch", sagte er gegenüber "ESPN NL" und erklärte die Hängepartie der vergangenen Wochen: "Ich wollte bis zum Titelgewinn warten, bevor ich den Wechsel bekanntgebe. Nach Ajax ist Bayern mein Traumverein." Mazraoui wird demnächst an der Säbener Straße einen Vertrag bis 2026 unterschreiben, der mit einem jährlichen Brutto-Grundgehalt von rund acht Millionen Euro (plus Bonuszahlungen) dotiert sein soll. Sein Vertrag bei Ajax läuft aus.
Gut für Bayern: Er kostet keine Ablöse. Schlecht für Bayern: Das heißt, dass ein üppiges Handgeld und wohl auch eine "signing fee" fällig wird, der Obolus für die Unterschrift. Schließlich waren viele Top-Klubs, etwa der FC Barcelona, hinter ihm her.
Bayern-Neuzugang Mazraoui gilt als ruhig und besonnen
Mazraoui, der sowohl in einer Viererkette als auch in der von Trainer Julian Nagelsmann präferierten Dreierkette als Rechtsverteidiger eingesetzt werden soll, wird damit Nachfolger von Benjamin Pavard (26), der - auch auf eigenen Wunsch - künftig als Innenverteidiger zum Einsatz kommt. Laut Sportvorstand Hasan Salihamidzic sei Mazraoui "der Typ Spieler, der von ganz Europa gesucht wurde". Eben "ein Spieler, der uns helfen und unsere Mannschaft verstärken wird", sagte Salihamidzic dem "Merkur". Hoffnung in oranje.
Doch wer ist dieser Mazraoui? Wie tickt der marokkanische Nationalspieler (bisher zwölf Einsätze und zwei Tore)? Ist er ein Hitzkopf, weil er nach einer Rangelei im Training mit Chelsea-Star Hakim Ziyech von Nationalcoach Vahid Halilhodzic nicht für den Afrika-Cup nominiert wurde und daher im März vorläufig zurücktrat?
Kenner sagen: Nein, es sei eine einmalige Affekthandlung gewesen. Er gilt als ruhiger, besonnener Typ. Bis 2018 lebte er noch bei seinen marokkanischen Eltern, rund 40 km vom Ajax-Gelände entfernt. Weil? "Um mich selbst zu beschützen, das hindert mich daran, dumme Dinge zu tun."
Noussair Mazraoui feierte sein Debüt als Mittelfeldspieler
Mazraoui kam am 14. November 1997 in Leiderdorp, in der Provinz Südholland, zur Welt. In Alphen aan den Rijn (Alphen am Rhein) wuchs er auf. Mit acht Jahren wechselte Noussair in die Jugendakademie (U10) von Ajax Amsterdam, durchlief sämtliche U-Teams. Es war Erik ten Haag, der ehemalige Coach der U23 des FC Bayern, der ihm im Februar 2018 zum Profi-Debüt verhalf - damals noch im Mittelfeld. Doch aufgrund seiner Geschwindigkeit, seiner Dribbelstärke und seiner hervorragenden Flankenläufe etablierte er sich schnell als Rechtsverteidiger. "Dort habe ich mich zunächst echt schwergetan", gesteht er rückblickend.
Mehr noch: "Ich hatte nie das Potenzial für die Ajax-Profis", sagt er selbstkritisch - und tatsächlich: 2016 konnte er sich, zuvor ausgemustert, erst im November durch starke Auftritte in der Reserve einen Profivertrag erspielen. Nun der Schritt zu den Bayern. Seine Freundin, ebenfalls Niederländerin mit marokkanischen Wurzeln, kommt mit. Seine Geschwister (ein jüngerer Bruder, eine jüngere Schwester) bleiben zu Hause.
FC Bayern: Auch Ryan Gravenberch kommt von Ajax Amsterdam
Bei der Integration hilft, dass der Holländer Ryan Gravenberch (19) ebenfalls von Ajax zum FC Bayern wechselt. Der Mittelfeldspieler, aktuell wegen einer Verletzung am linken Knöchel mit Spezialschuh, wird noch sechs Wochen pausieren müssen. Die Verhandlungen sind zäh. 30 Millionen Euro Ablöse plus X stehen im Raum.
Ajax-Teamkollege Kenneth Taylor machte ein Party-Video in der Umkleidekabine, filmte Gravenberch und sich: "Leider wird er uns verlassen, aber das hat er sich auch verdient. Wir wünschen dir ganz viel Glück beim FC Bayern", sagte Taylor und lachte in die Kamera. Bald heißt es also für Gravenberch und Mazraoui: "Oranjes": Hartelijk welkom!