Hört Heynckes doch nicht auf? Verjuppt nochmal!
Hört er im Sommer auf – oder nicht? Bayern-Trainer Jupp Heynckes hatte seinen Abschied angekündigt. Jetzt relativiert er seine Aussagen. Den Bossen gefällt die Diskussion nicht
FÜRTH Horst Seehofer war gekommen, der oberste Mann des Freistaates, mit Frau Karin (in lindgrünem Dirndl) und Fanschal (grün-weiß). Auch Günther Beckstein, sein Vorgänger, bekannte Farbe: grün-weiße. Markus Söder, der Finanzminister, kletterte unter einer Stahlrohr-Befehlstribünen rauf in den kleinsten Vip-Bereich der putzigsten Arena der Liga.
Die Politprominenz schüttelte den Gästen aus der Landeshauptstadt artig die Hand. Uli Hoeneß, Bayerns Präsident mit rot-weißem Fanschal, saß neben Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge (in Jeans!), der ständig vor sich hin kommentierte, was Hoeneß meist kommentarlos abnickte.
Doch das Thema beim Bundesliga-Auftakt war weniger das letztlich souveräne 3:0 der Bayern gegen den Aufsteiger aus Fürth, es ging um einen Rheinländer, um Jupp Heynckes. Einen 67-Jährigen, der einen der wichtigsten Jobs im Freistaat bekleidet: Bayern-Trainer. Doch wie lange noch? War die Partie in Fürth schon Spiel eins seiner zehnmonatigen Abschiedstournee? „Ich sage es ganz ehrlich: Wir haben einen Zwei-Jahres-Vertrag, der endet am 30. Juni 2013. Und dann geht wieder ein Lebensabschnitt zu Ende”, hatte Heynckes in einem „SZ”-Interview gesagt. Klare Ansage eigentlich. Soll heißen: Im Mai ist Schluss, der Coach verlängert seinen Vertrag nicht. Denn ein weiteres Jahr bis 2014 wäre ja kein neuer Lebensabschnitt.
In Fürth bemühten sich die Bayern-Bosse samt Trainer, der sehnsüchtig seine Rente erwartet („Mit meinem Hund Cando könnte ich rumtollen, spazieren gehen im Wald”), die Botschaft zu relativieren. An vorderster Front Heynckes selbst: „Ich kann verstehen, dass meine Aussagen Interpretationsspielraum zulassen. Wenn man es liest, ist man erst mal erschrocken.” Doch plötzlich gibt es mehr Fragen, eine Menge Unklarheit. Verjuppt nochmal, so war das nicht geplant. Die AZ bemüht sich um Aufklärung.
Was wollte Heynckes bezwecken? Der Coach möchte den Schlusspunkt seiner Karriere selbst bestimmten. Doch schon einmal, es war im April 2009, als Jürgen Klinsmann jämmerlich scheiterte, ließ er sich von seinem Freund Hoeneß überreden. Nun sagte Heynckes: „Wir haben einen klare Abmachung, Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstand und ich, dass wir uns im Frühjahr zusammensetzen. Ich entscheide ja nicht alleine, man muss dann auch die sportliche Situation berücksichtigen. Wir wollen jetzt erst mal die Saison spielen, im Frühjahr entscheiden wir dann, wohin die Reise geht.”
Wie reagiert Hoeneß? Zunächst überrascht, wie er vorgab. Oder war dies nur geflunkert? „Was ist denn daran neu?”, meinte er auf AZ-Nachfrage, sagte: „Der Trainer war nur überrascht über die Interpretation der Medien.” Doch dass der Lebensabschnitt FC Bayern für Heynckes 2013 zu Ende geht, glaubte Hoeneß schon im Mai.
Welche Rolle spielt Sportvorstand Sammer?
Seit Juli im Amt, könnte der 44-Jährige den Ausschlag darüber geben, ob Heynckes weitermacht oder nicht. Sammer: „Lebensabschnitt ist ein dehnbarer Begriff. Ich bewerte die Aussage von Jupp mit einem Schmunzeln, weil ich die ganze Zeit mit ihm im Austausch bin. Wir fangen jetzt erst einmal an zu arbeiten. Und dann liegt es ja auch an mir, ihn zu begeistern. Vielleicht entsteht dann ein Enthusiasmus bei ihm. Warum sollen wir uns zeitlich begrenzen?”