Hoeneß zofft sich wegen Ribéry: „Kein Kindergarten!“

Der Bayern-Manager schützt bei Premiere den Superstar. Der hatte dem Karlsruher Andy Görlitz ins Gesicht geschlagen - und statt Rot nur Gelb gesehen.
MÜNCHEN Andreas Görlitz hat im April einen Termin bei Uli Hoeneß. Einen sehr wichtigen Termin: Es geht um nichts weniger als seine Zukunft. Die sieht der rechte Außenverteidiger nicht länger beim Karlsruher SC, sondern wieder beim FC Bayern. Vor zwei Jahren hatten die Münchner den zweimaligen Nationalspieler an den KSC ausgeliehen. Und weil beim FC Bayern derzeit die rechten Außenverteidiger Massimo Oddo und Christian Lell heißen, rechnet er sich nun ganz gute Chancen aus: „Die Rückkehr zum FC Bayern hat Priorität.“ Über die Szene in der 46. Minute werden Hoeneß und Görlitz kaum reden, wohl auch, um Uneinigkeiten zu vermeiden. Sie haben diese Szene nämlich sehr unterschiedlich wahrgenommen.
Franck Ribéry, nach drei Wochen Verletzungspause wieder mit dabei, hatte seinem Kontrahenten in einem der vielen verbissenen Zweikämpfe mit der Hand ins Gesicht geschlagen - und dafür die gelbe Karte gesehen. Der Getroffene sagte später: „Es hat schon für weniger rot gegeben. Wenn’s nicht Ribéry gewesen wäre, hätte es bestimmt rot gegeben.“
Als Uli Hoeneß nach der Partie bei „Premiere“ auf die Szene angesprochen wurde, sagte er zunächst: „Ich glaube nicht, dass das so schlimm war. Wenn man die ganze Zeit auf die Socken kriegt, wehrt man sich halt mal. Das kann ich gut verstehen.“ Premiere-Reporter Dieter Nickles blieb hartnäckig, spielte dem Bayern-Manager die besagte Szene sogar noch mal am Bildschirm vor - und löste damit eine der gefürchteten Hoeneß-Eruptionen aus: „Was is’n das? Sind wir denn im Kindergarten? Das ist doch Fußball und kein Kindergarten! Sie sollten aufhören, sich hier als Scharfrichter aufzuspielen. Das war eine völlig harmlose Geschichte."
Eine Ansicht, die er exklusiv haben dürfte. Verständlich sein Bestreben, die Goldfüße des Superstars zu schützen, doch Zweikampfhärte hat ihre im Regelbuch festgehaltenen Grenzen. Hoeneß aber war so angefressen, dass er, nachdem die Kameras ausgeschaltet waren, dem armen Premiere-Mann nochmal gehörig und in vernehmbarer Lautstärke den Marsch blies.
Andreas Görlitz, nach fünfmonatiger Wettkampfpause (Sprunggelenksoperation) erst seit Dezember wieder im Team und in seiner Heimat natürlich extrem motiviert, ordnete Riberys Zweikampfverhalten kühl ein: „Da lernt man auch dazu.“ Nur ein Problem hatte er mit dem kantigen Franzosen: „Ich konnte nicht auf französisch zurückschimpfen.“
Thomas Becker