Hoeneß zieht sich zurück: Nachfolge mehr oder weniger beim FC Bayern München geregelt

München - Es ist mal wieder soweit: Uli Hoeneß kündigt seinen Rückzug aus dem Tagesgeschäft an! Nicht zum ersten und wahrscheinlich auch nicht zum letzten Mal, aber zumindest ein weiteres Mal.
Nachdem sich sein kränkelndes Baby, der FC Bayern, in den vergangenen Monaten wieder erholt hat, wollen er und Karl-Heinz Rummenigge sich wieder zurücknehmen und auf ihre Aufgaben im Aufsichtsrat beschränken, meinte Hoeneß bei ServusTV. Auch einen konkreten Zeitpunkt nannte er.
Uli Hoeneß will beim FC Bayern spätestens im Sommer aus dem Tagesgeschäft ausscheiden
"Sobald wir das Gefühl haben, dass der FC Bayern wieder in ganz ruhiges Fahrwasser gekommen ist. Ich denke, dass es im ersten Halbjahr des neuen Jahres so weit sein wird", kündigte der 71-Jährige an. Dann, ergänzte Hoeneß, "werden wir, Karl-Heinz Rummenigge und ich, uns wieder in den Hintergrund stellen und im Aufsichtsrat aufpassen, dass es gut läuft". Das dürfte auch nötig sein, schließlich ging der erste Machtwechsel hin zu Sportvorstand Hasan Salihamidzic und CEO Oliver Kahn mächtig schief.
Ursprünglich hatte sich der Bayern-Patron ja bereits im Herbst 2019 aus dem Tagesgeschäft verabschiedet, als er sich nicht mehr zur Wiederwahl für das Präsidentenamt aufstellen ließ und den Vorsitz des Aufsichtsrats an Herbert Hainer übergab. Der langjährige Vorstandsvorsitzende Rummenigge dankte nach dem Triple-Sieg 2020 ab und überreichte den Staffelstab damit früher als geplant an Kahn. Man sehe den Verein für die Zukunft bestens gerüstet, nun sei die jüngere Generation dran, hieß es damals.
Kahn und Salihamidzic übernahmen den FC Bayern im Top-Zustand – und scheiterten trotzdem
Und das nicht zu Unrecht: Hoeneß und Rummenigge übergaben ihren Nachfolgern einen Klub, der über Jahrzehnte hinweg penibel nach Scheckheft gepflegt worden war. Sportlich zählten die Bayern zum Besten, was Europa zu bieten hatte und auch finanziell stand man trotz der Pandemie besser da als jeder andere Verein des Kontinents. Was konnte da schon schief gehen?
Eine ganze Menge, wie sich Hoeneß nicht einmal drei Jahre später endgültig eingestehen musste. Freilich, das Konto war noch immer prall gefüllt, der Dampfer FC Bayern aber dennoch vom Kurs abgekommen. Unter Kahn, der anders als Hoeneß den Mitarbeitern gegenüber distanziert und autoritär auftrat, war die Stimmung auf der Geschäftsstelle so schlecht wie seit Jahrzehnten nicht. Sportlich schrammte man nur haarscharf an einer titellosen Saison vorbei, was einem Debakel gleichgekommen wäre. Es war Zeit zu handeln, daran änderte auch die Doch-Noch-Meisterschaft in Köln nichts.
Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge krempelten den FC Bayern komplett auf links
Kurzerhand krempelten Hoeneß und Rummenigge die Ärmel hoch und den Verein auf links. Kahn und Salihamidzic wurden mit Abpfiff des letzten Ligaspiels entlassen, dafür der scheidende Jan-Christian Dreesen als neuer Vorstandsboss inthronisiert. Um den Transfersommer kümmerte sich eine eigens gegründete Task Force und in Christoph Freund wurde ein international geschätzter Fachmann als neuer Sportdirektor verpflichtet. Plötzlich hatte der FC Bayern wieder ein komplett anderes Gesicht. Eines ganz nach Hoeneß' Gusto.
In den kommenden Monaten soll also der nächste Versuch eines Machtwechsels erfolgen. Dass Max Eberl als Sportvorstand zur neuen Saison der neue starke Mann auf der sportlichen Kommandobrücke werden soll, dementiert an der Säbener Straße längst niemand mehr. Aktuell steht der ehemalige Bayern-Spieler noch bei seinem Ex-Klub RB Leipzig unter Vertrag. Um seine Freigabe zu erwirken, müsste man sich also auf eine Ablöse einigen. Eine millionenschwere Formsache.
Hoeneß lässt seine Zukunft offen: "Das Wort Rente mag ich nicht"
Und wie geht es dann für Hoeneß weiter? Der sagt wie immer wohl ein bisserl Servus. Denn so ganz kann ein Hoeneß von seinem FC Bayern ja eh nicht lassen. Also hält er sich trotz seiner Rückzugsankündigung für die Zukunft alle Optionen offen. "Das Wort Rente mag ich nicht so gerne, weil ich der Meinung bin, solange man alle Sinne beieinander hat, kann man immer mitdenken und Ratschläge geben", meinte er zuletzt gegenüber der "Tegernseer Stimme". Was das heißt, weiß man beim FC Bayern genau.