Hoeneß: Was lief da mit den Telekom-Aktien?

Ein Informant behauptet, Uli Hoeneß habe mehr als 500 Millionen Schweizer Franken in der Schweiz gebunkert
von  Georg Thanscheidt

Ein Informant behauptet, Uli Hoeneß habe mehr als 500 Millionen Schweizer Franken in der Schweiz gebunkert

HAMBURG Der wegen Steuerhinterziehung angeklagte Präsident des Uli Hoeneß angeben.

Wie stichhaltig die Angaben sind, muss noch geprüft werden. Die Zahlen des „Stern“ decken sich in weiten Teilen mit den Recherchen der Abendzeitung von April. Wir hatten aus einer sachkundigen Quelle erfahren, dass es sich um ein „unvorstellbares Vermögen“ von „mehreren hundert Millionen Euro“ gehandelt haben soll. Als die AZ ihn am 20. April 2013 mit diesen Behauptungen konfrontierte, meldete sich Hoeneß noch am gleichen Tag und sagte: „Ihre Quelle liegt falsch.“ Eine Summe von 500 Millionen Schweizer Franken hat beispielsweise im Dezember 2008 rund 325 Millionen Euro entsprochen.

Lesen Sie hier: 33.000 Bewegungen auf dem Konto von Uli Hoeneß

Der Stern hat am vergangenen Freitag Hoeneß eine Reihe von Fragen zur Höhe und Herkunft der Summen gestellt. Am Montag lehnte Hoeneß‘ Presseanwalt eine inhaltliche Stellungnahme ab. Die Staatsanwaltschaft wollte den Inhalt des Verfahrens nicht kommentieren. Der Hinweisgeber hat nach Informationen des Stern außerdem Angaben zu angeblichen Aktiengeschäften und Transaktionen auf Nummernkonten bei drei weiteren Schweizer Banken, die im Fall Hoeneß eine Rolle spielen sollen.

Die Abendzeitung hatte den FC Bayern-Präsidenten schon am Mittag des 20. April 2013 mit den im Raum stehenden hohen Summen und der Aussage eines Informanten konfrontiert, nach denen es sich um die oben genannten Summen handeln könnte. Am Abend rief Hoeneß zurück – und dementierte deutlich: „Ihre Quelle liegt falsch“.

An genanntem Samstag hatte der „Focus“ vorab gemeldet, dass Hoeneß Selbstanzeige gestellt hat. Der FC Bayern Präsident hatte dies dem Magazin einen Tag vorher bestätigt. Drei Tage zuvor hatte er auf Nachfrage der AZ entschieden bestritten, dass es ein Steuerverfahren gegen ihn gebe. Auch habe es keine Hausdurchsuchung gegeben.

Derzeit geht es angeblich um hinterzogene Steuern in Höhe von 3,2 Millionen. Nach AZ-Informationen hat Hoeneß dem Fiskus bereits 10 Millionen Euro überwiesen. Außerdem hat er Selbstanzeige gestellt und damit die Steuerhinterziehung eingeräumt. Diese kann strafbefreiend wirken, allerdings nur, wenn sie vollständig und rechtzeitig erfolgt ist.

Die Staatsanwaltschaft München scheint davon nicht auszugehen. Lässt der Richter die von den Ermittlern ausgearbeitete Anklage zur Hauptverhandlung zu, spielt die Selbstanzeige aller Voraussicht nach keine Rolle mehr.

Die hinterzogene Steuer wäre dem Vernehmen nach auf die Kapitalerträge in der Schweiz fällig gewesen. Dort hatte Hoeneß mindestens seit 2001 mindestens ein Konto – eins davon bei Vontobel. Der Grundstock für das Guthaben stammt aus einem Darlehen des damaligen Adidas-Chefs Robert Louis-Dreyfus. 20 Millionen Mark soll er dem Bayern-Boss und Geschäftspartner damals geliehen haben. Und der mehrte es durch zahlreiche Transaktionen – über einen Zeitraum von mehreren Jahren sollen es mehr als 33 000 gewesen sein (AZ berichtete). Nach Hoeneß‘ Angaben in einem Interview mit der "Zeit"  sollen sich allerdings in der Spitze lediglich 15 bis 20 Millionen Euro auf dem Konto befunden haben.

Vertreten wird der Whistleblower von der Kanzlei des Mainzer Wirtschaftsanwalts Volker Hoffmann. Die Kanzlei tritt in Unternehmen und Behörden immer wieder als Ombudsmann auf, die anwaltliche Schweigepflicht schützt die Hinweisgeber. Auch im Fall Hoeneß sei er nur Mittler, sagte Hoffmann dem "Stern". Er bestätigte die Existenz eines Hinweises: "Ich habe die Angaben in einem Vermerk an die Ermittlungsbehörden weitergeleitet." Es geht um das Nummernkonto 4028BEA bei der Vontobel sowie dazugehörige Unterkonten für Währungen und Depots.

Der Informant macht laut Stern auch Angaben zu den Aktiengeschäften, die über das Konto abgewickelt wurden. Demnach sollen sich auf dem Konto im erheblichen Umfang Aktien des Bayern-Sponsors Deutsche Telekom befunden haben. Der Stern selbst schrieb Ende April von Papieren im Wert von 40 Millionen Euro. Diese seien in Jahren eingebucht worden, in denen der Vertrag zwischen Telekom und FC Bayern verlängert wurde."Hintergründe fehlen, ein Zufall ist nicht ausgeschlossen", schreibt "Stern"Autor Johannes Röhrig in der Print-Ausgabe des Magazins. Hoeneß wollte sich dazu nicht äußern.

Gewinne soll Hoeneß auch durch das sogenannte „Dividendenstripping“ erzielt haben. Ein Steuertrick, bei dem Aktien auf dem Papier kurz vor der Dividendenausschüttung verkauft werden und nach dem Ausschütten der Dividende zum günstigeren Preis zurückgekauft werden. Dafür können sich Anleger die angefallene Kapitalertragssteuer erstatten lassen. Und zwar nicht nur einmal, sondern mehrmals – eine Gesetzeslücke aus Zeiten der rot-grünen Koalition. Bis zu 300 000 Euro pro Jahr soll Hoeneß dieser Trick gebracht haben. Bisher galt das als legal – obwohl dem Staat dadurch bisher mindestens zwölf Milliarden Euro entgangen sind. Allerdings laufen zurzeit erste Verfahren – unter anderem steht die Hypo-Vereinsbank unter Verdacht.

Es könnte sein, dass Hoeneß noch mehr Nummernkonten in der Schweiz unterhalten hat. Der Münchner Informant behauptet, 2008 seien „erhebliche Summen“ zu drei anderen Banken geflossen. Er nennt die Credit Suisse, die Zürcher Kantonalbank und das Bankhaus Julius Bär. Von Hoeneß gab es auf Nachfrage des Stern auch hierzu keinen Kommentar.

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